Neuer Strichpark in Zürich: Sex in der Boxengasse
Der Strichplatz in Zürich ist eröffnet. Zum Sex geht es in Verrichtungsboxen. Das Projekt soll den Prostituierte mehr Sicherheit bieten.
Zürich - Vor dem schnellen Sex will Mann sich nicht durch die Platzordnung quälen müssen. Deshalb zeigen Piktogramme auf dem Züricher Strichplatz, was geht und was nicht: Müll wie Kondome in den Abfalleimer werfen, immer nur ein Freier pro Auto und bloß keine Videos drehen. Seit Montagabend ist eines der umstrittensten Projekte der Schweiz geöffnet. Auf dem Züricher Strichplatz dürfen Prostituierte ganz offiziell um Kunden werben und dann mit ihnen Sex in Verrichtungsboxen haben. Damit will Zürich den Straßenstrich vor die Tore der Stadt verlegen.
Das hat, wie so vieles in der geschäftstüchtigen Schweiz, auch finanzielle Gründe. Am bisherigen Straßenstrich Sihlquai, mitten in der Stadt, wurden Bau-Investoren abgeschreckt. Auch für die Prostituierte sei der neue Strichplatz lukrativ, argumentiert dessen Chef Michael Herzig. Am Sihlquai hätten sie ins Auto des Freiers steigen müssen und seien oft weit entfernt abgesetzt worden. „In der Zeit, die sie für die Rückkehr aufwenden müssen, können sie keine Freier bedienen und verdienen somit auch nichts“, sagte Herzig dem Schweizer „Landboten“.
Ab jetzt also alles an einem Ort: Wie beim Drive-In geht es auf das Gelände des Strichplatzes. Ein Wachmann passt auf. Nur ein Freier pro Auto, keine Gaffer. Sind sich Freier und Prostituierte über den Preis einig, wird der Wagen in einer der elf Verrichtungsboxen geparkt. Dort gibt es einen Alarmknopf für die Frauen, wenn der Freier handgreiflich wird. Zudem können sie aus dem Auto fliehen, denn die Beifahrerseite ist frei. Auf der Fahrerseite verhindert eine Wand, dass der Freier aussteigen kann.
Für die Prostituierte gibt es eine Dusche und WCs, die Frauenhilfsorganisation „Flora Dora“ ist vor Ort. Deren Leiterin Ursula Kocher lobt den Strichplatz wegen der höheren Sicherheit für die Prostituierte. Die Polizei will häufig nach dem Rechten sehen.
Neu ist das Konzept nicht. Auch in Deutschland gibt es Verrichtungsboxen, zum Beispiel in Köln. Während die Stadt dort recht gute Erfahrungen gemacht hat, riss man in Dortmund die Buden 2011 wieder ein. Dort hatte die Boxengasse Banden aus Osteuropa angezogen.
Die Züricher sind gespalten: In einer Volksabstimmung sprachen sich 46545 für den Strichplatz aus, 41 883 gegen das knapp zwei Millionen Euro teure Projekt. Mit einem Tag der offenen Tür versuchte die Stadt am Sonntag, Vorurteile abzubauen. Auch hier ein geteiltes Urteil. „Eine Katastrophe“, so eine Züricherin. Ein Mann meinte dagegen: „Ich muss doch wissen, was hier gemacht wurde.“
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