Neue Menschenform entdeckt - gestatten: Der Denisova-Mensch

LEIPZIG - Die Sensation verbarg sich in einem uralten Knochensplitter: Deutsche Wissenschaftler haben eine bislang völlig unbekannte neue Menschenform entdeckt, wie die Fachzeitschrift „Nature“ berichtet.
Mit diesem Fund hatten sie selbst nicht gerechnet: Die Forscher des Max-Planck-Instituts haben eine Menschenart entdeckt, die vor 40000 Jahren gelebt hat. Dass der Fingerknochen eines Vertreters mitsamt DNA überhaupt noch erhalten war, erklärt sich durch seinen Fundort: eine Höhle, die seit 30 Jahren von Wissenschaftlern untersucht wird – in Sibirien.
„Das ist wie ein Kühlschrank“, sagt Johannes Krause, einer der Forscher. „Dort halten sich die Knochen und die DNA wesentlich länger als in Europa oder Afrika.“ Den Knochen hatten russische Forscher dort schon 2008 entdeckt und zur Auswertung nach Leipzig ins Max-Planck-Institut geschickt. Jetzt müssen die Lehrbücher neu geschrieben werden: „Bis gestern gingen wir davon aus, dass es drei Auswanderungswellen nach Afrika gab – und zwar vor zwei Millionen Jahren den homo erectus, vor einer halben Million Jahren die Vorfahren des Neandertalers und vor 50000 Jahren unsere Vorfahren“, sagt Krause.
„Jetzt müssen wir sagen, es gab noch eine weitere Auswanderung. Vor ungefähr einer Million Jahren ist die neue Urmenschen-Form aus Afrika ausgewandert.“
Bei den Untersuchungen im Institut kam die Überraschung: Der Fingerknochen unterscheidet sich deutlich von dem des Menschen und dem des Neandertalers. Sogar doppelt so viele Unterschiede wie zwischen den homo-sapiens-Knochen und denen des Neandertalers fanden die Forscher. In Leipzig wird jetzt die komplette Entschlüsselung des Denisova-Genoms vorangetrieben. So wird der „neue Mensch“ bisher genannt, weil die Höhle in Südsibirien Denisova-Höhle heißt.
Nach den Erkenntnissen lebten die Denisova-Menschen vor etwa 48000 bis 30000 Jahren in Zentralasien. Die Entdeckung könnte darauf hindeuten, dass auch diese Gruppe aus Afrika nach Asien gewandert war. „Bisher weiß man noch wenig über diese neue Urmenschen-Form“, sagt Johannes Krause. Analysiert wurde die DNA aus den Mitochondrien, den „Kraftwerken der Zelle“. Das Alter des Fossils deutet darauf hin, dass der neue alte Mensch im Gebiet parallel zu den homo sapiens und den Neandertalern gelebt hat. Es ist das letzte Glied eines kleinen Fingers, aus dem die Wissenschaftler jetzt die Gene einer ganzen Menschenform entschlüsseln. Bevor das nicht vollständig geschehen ist, wollen die Wissenschaftler noch nicht von einer ganz neuen Spezies sprechen.