Neue Lebenszufriedenheit-Studie: Das Glück ist in der Krise
Die Corona-Krise hat das Glücksgefühl der Deutschen in den Keller gedrückt. Sogar: Historischer Tiefstand. Im neuen "Glücksatlas", der gestern in Bonn veröffentlicht wurde, wird das deutsche "Glücksniveau" in diesem Jahr nur noch mit 6,58 Punkten angegeben. Das ist noch weniger als im Jahr zuvor (6,74 Punkte) - und der niedrigste Stand seit 1984. Also seit Umfragen-Start.
Aber irgendwann wird es wieder bergauf gehen, daran glauben auch die Deutschen. Die Daten zeigen nämlich, dass sie bereits wieder Hoffnung schöpfen - und zwar durch die Corona-Impfung. Knapp 70 Prozent sind optimistisch, dass sich die Corona-Krise bewältigen lässt, wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft sei.
Impfung löst einen Glücksschub aus
Ein Rückblick auf die Stimmungsentwicklung im Jahr 2021: Im April sank die Lebenszufriedenheit auf nur noch 6,42 Punkte. Warum? Die deutsche Zufriedenheit und die Pandemie sind der Untersuchung zufolge eng verknüpft. "Je höher die Infektionszahlen und je strikter die Maßnahmen, desto niedriger das Glücksniveau", heißt es im Bericht.
Im Frühling und Sommer nahm die Impfkampagne dann langsam an Fahrt auf, auch der Optimismus kehrte damit ein bisserl zurück: Mit Ende des dritten Lockdowns im Juni erreichte die Lebenszufriedenheit wieder 6,88 Punkte.
Die Macher der Studie teilen am Mittwoch weiter dazu mit: "Die Impfung selbst löst bei den Geimpften einen Glücksschub aus. Sie hebt die Lebenszufriedenheit deutlich, im Schnitt um 0,52 Punkte. Gleichzeitig sinkt durch die Impfung die empfundene Belastung durch die Corona-Krise."

Womit hadern die Deutschen beim Glück am meisten?
Freizeit: Besonders deutlich nahm die Zufriedenheit bei der eigenen Freizeitgestaltung ab. Sie stürzte auf 5,0 Punkte - vor der Pandemie lag sie noch bei 7,21 Punkten.
Familie: Auch die Zufriedenheit mit dem Familienleben sank (minus 0,8 Punkte). Wiederholte Schließungen an Schulen und Kindertagesstätten belasteten viele Familien. "In normalen Zeiten sind Kinder Glücksbringer", so die Autoren. Aber: "In Corona-Zeiten kosten Kinder im Grundschulalter ihre Eltern im Durchschnitt 0,21 Zufriedenheitspunkte."
Beruf: Auch je nach Berufsgruppen gab es unter Corona-Bedingungen Unterschiede: Die Glücklichsten in der Pandemie blieben Beamte mit 7,02 Punkten.
Frauen und Männer: Frauen waren mit 6,56 Punkten in der Corona-Krise unzufriedener mit ihrem Leben als Männer (6,72 Punkte).
Die glücklichsten Deutschen leben in Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt
Und wo leben die glücklichsten Deutschen? Dem diesjährigen "Glücksatlas" zufolge in Schleswig-Holstein und in Sachsen-Anhalt (beide 6,78 Punkte). Das Land im Norden gilt traditionell als Hort der Glücklichen und war schon zuvor Spitzenreiter, Sachsen-Anhalt klettert weit nach oben - vor der Pandemie lag es noch auf Platz 13. Allerdings dürfe man nicht annehmen, dass die Sachsen-Anhalter durch Corona glücklicher geworden seien, so die Autoren. Vielmehr sei ihr "Glücksniveau" nur weniger stark abgesackt als anderswo. Schlusslicht: Berlin.
Die Untersuchung im Auftrag der Deutschen Post basiert auf einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach mit über 8400 Beteiligten. Befragt wurden sie zwischen Januar und Juni 2021. Die Lage in der zweiten Jahreshälfte ist also noch nicht abgebildet.
Ranking der Regionen: Bayern auf Platz 3
Auch in Bayern schrumpfte das Glücksgefühl - von 7,25 Punkten vor der Pandemie auf 6,77 Punkte während der Krise. Das ist ein Minus von 0,48 Punkten. Beim "Glücksatlas"-Ranking beschert das Bayern aber dennoch den dritten Platz. Vor Brandenburg und Hamburg.
Damit sind die Bayern - das war auch schon vor Corona so - etwas zufriedener mit dem Leben als im Rest von Deutschland. Ihrer Freizeitgestaltung geben die Bayern 5,08 Punkte (Deutschland: 5,0), in Sachen Beruf verteilen sie 7,05 Punkte (Deutschland: 6,90). Besonders mit ihrem Haushaltseinkommen sind die Bayern zufrieden (6,98 Punkte).
Was hat die Stimmung in Bayern getrübt? Die Studienmacher nennen drei Punkte in ihrer Mitteilung: Die wirtschaftliche Unsicherheit mit den Lockdowns hat vor allem denjenigen mit mittleren und höheren Einkommen aufs Gemüt geschlagen - was sich letztlich aufs gesamte Glücksniveau in Bayern auswirkte.
Impfquote: Bayern unter dem Durchschnitt in Deutschland
Ein weiterer genannter Grund für den Einbruch der Zufriedenheit in Bayern: der Altersdurchschnitt. Der Freistaat habe einen hohen Anteil an Unter-40-Jährigen. Eigentlich sei diese Altersgruppe tendenziell glücklicher als Ältere. Doch in der Pandemie hätten die Corona-Maßnahmen vor allem Jüngere negativ gestimmt.
Einen dritten Grund sehen die Macher darin, dass Bayern viele Mehrpersonenhaushalte mit mehr als drei Bewohnern aufweist (26,1 Prozent). "Die psychischen Belastungen und die damit einhergehende sinkende Lebenszufriedenheit war in Familien aufgrund vieler Schließungsmaßnahmen bei Schulen und Kitas hoch. Bei der Impfquote könne Bayern dagegen nicht punkten und bleibt unter dem Durchschnitt in Deutschland. Bei den Infizierten liegt Bayern über dem Bundesschnitt, so die Auswertung.
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