Neue „Jack the Ripper“-Mordserie? Mann gefasst

LONDON - Drei Prostituierte aus dem nordenglischen Bradford sind verschwunden. Eine von ihnen fand die Polizei tot in einem Fluss. Verdächtigt wird ein Kriminologie-Doktorand. In der 500 000-Einwohner-Stadt geht die Angst vor einem neuen „Jack the Ripper“ um.
Sie verdienten sich ihr Geld als Prostituierte, waren drogenabhängig, alkoholkrank und ans untere Ende der Gesellschaft gerutscht – seit einigen Monaten sind sie verschwunden, eine von ihnen wurde nun tot gefunden. Sind die drei Frauen, deren Lebensgeschichten sich so ähneln und Vorname mit dem Buchstaben S beginnt, die Opfer eines brutalen Mörders geworden? Viele Fragen sind noch offen, doch Großbritannien fürchtet bereits eine neue Mordserie im Stil des Killers „Jack the Ripper“.
Ein 40 Jahre alter Mann wurde am Donnerstagabend angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, die drei Frauen im Alter von 31, 36 und 43 Jahren auf brutale Weise getötet zu haben. Freitag soll er vor Gericht stehen. Nur zwei Leichen hat die Polizei noch nicht gefunden.
Staatsanwalt Peter Mann sprach von einem grausamen Mord in Bradford. „Die Ereignisse der vergangenen Tage waren verständlicherweise sehr verstörend für die Familien und die Freunde von Suzanne, Shelley und Susan genauso wie für die Öffentlichkeit in Bradford.“ Es habe genügend Beweise zur Anklage gegeben. Der Angeklagte hatte Nachbarn gesagt, er würde seine Doktorarbeit über „Jack the Ripper“ schreiben und sei zu Recherchen in der Stadt.
Seit vergangenem Juni sind die Prostituierte verschwunden. Die 36-Jährige galt erst seit wenigen Tagen als vermisst. Am vergangenen Dienstag fand die Polizei Leichenteile eines Frauenkörpers in einem Fluss. Tagszuvor nahm sie den Angeklagten fest. Nun bestätigte sie den grausigen Verdacht, dass es sich um die 36-Jährige handelt.
Die erste wirklich neue Spur ist gleichzeitig Futter für die Boulevardpresse. In einem Bericht der „Sun“ heißt es, der Mann habe die Leichenteile zum Teil angegessen, der Kopf der Frau habe einzeln in einem Rucksack gelegen.
Ob der Mann auch etwas mit dem bislang nicht geklärten Verschwinden zweier Frauen vor rund zehn Jahren zu tun zu haben könnte, wollte die Polizei nicht sagen.
Die neueste Mordserie weckt schreckliche Erinnerungen. Bereits in den späten 70er Jahren hatte ein Serienmörder das Rotlichtviertel von Bradford heimgesucht. Insgesamt tötete der Mann in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire über mehrere Jahre hinweg 13 Frauen. Bei sieben anderen versuchte er es – sie überlebten. 1981 wurde er festgenommen und mehrfach zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Serienmörder bekam schnell den Beinamen „Yorkshire Ripper“ - in Anlehnung an den Killer „Jack the Ripper“. Ripper bedeutet auf Deutsch Frauenmörder oder Lustmörder. „Jack the Ripper“ hatte in den 1880er Jahren London in Angst und Schrecken versetzt, nachdem mehrere Prostituierte auf brutale Art ermordet worden waren. Wer er tatsächlich war und ob alle Frauen durch seine Hand starben, ist bis heute nicht geklärt.
dpa