Neue Gema-Tarife für Musik in Bars und Discos
Kneipen, Bars, vor allem aber Diskotheken wären ohne Musik gar nicht denkbar. Aber das Abspielen kostet Gema-Gebühren. Monatelang haben Gema und Musikveranstalter gestritten, wer wie viel zahlen muss – zum 1. Januar gibt es nun neue Tarife.
München – Für Musik bei Festen, in Diskos und Kneipen gibt es 2014 neue Tarife. Nach zähen, monatelangen Verhandlungen haben sich der Rechteverwerter Gema und die Bundesvereinigung der Musikveranstalter als größte Musiknutzerorganisation auf neue Tarifstrukturen und Preise geeinigt. Sie gelten ab 1. Januar.
Weshalb sind die neuen Tarife nötig geworden?
Insbesondere die Aufsichtsbehörde, das Deutsche Patent- und Markenamt, hatte die Tarifstrukturen als unausgewogen kritisiert. Kleine Veranstalter klagten, sie müssten im Vergleich zu Veranstaltungen in großen Räumen überproportional viel zahlen. Zudem zahlten Diskotheken deutlich weniger als Veranstalter von Einzelevents.
Wie sieht die neue Regelung aus?
Eine entscheidende Neuerung sind die weitgehend linearen Preisstrukturen. Das heißt: Veranstalter mit kleinen Räumen zahlen grundsätzlich weniger. Die Gema-Gebühren steigen analog zur Quadratmeterzahl. Ähnlich ist es bei den Eintrittspreisen: Je höher der Eintritt, desto höher die Gebühr. Konzerte sind von den neuen Preisen nicht betroffen. Für sie gilt seit 2010 ein eigener Tarif.
Um was wurde so vehement gestritten?
Vor allem die Betreiber von Diskotheken waren mit den ursprünglichen Vorschlägen der Gema überhaupt nicht einverstanden. Sie hätten deutlich stärker zur Kasse gebeten werden sollen. Manche sahen Mehrbelastungen von bis zu 1000 Prozent auf sich zukommen und warnten vor Schließungen von Clubs und einem „Kulturverlust“. Das ist nun abgefedert, weil die Tarifanhebungen auf acht Jahre gestaffelt sind.
Was zahlt ein Club in Zukunft?
Für eine Disko mit bis zu 200 Quadratmetern und zwei Öffnungstagen pro Woche wird es vor allem bei höherem Eintritt teurer: Bei zehn Euro Eintritt zahlte sie bisher im Jahr 5142 Euro, nun sind es 5850 Euro (plus 13,8 Prozent). Bei einem Eintritt von sechs Euro ändert sich kaum etwas: Bisher waren 5142 Euro fällig, 2014 sind es 5133 Euro. Vorerst wird es also für Clubs mit niedrigem Eintritt sogar ein bisschen billiger. Laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband müssen aber die meisten Clubs bis 2022 mit Steigerungen zwischen 29 und 64 Prozent rechnen. Rund 200 Diskos treffen sogar massive Erhöhungen. Es sind Betriebe, die mehrere Tage pro Woche geöffnet haben und so Musik mehr nutzen.
Was bedeuten die Neuregelungen für die Besucher?
Darüber kann man nur spekulieren. Ein Veranstalter könnte etwa mit geänderten Eintrittspreisen an den Gema-Gebühren drehen. Oder sich Ausgaben über Getränkepreise hereinholen. Letztlich liegt das in der Entscheidung jedes einzelnen Unternehmers.
Sind die Veranstalter nun zufrieden?
„Vor dem Hintergrund, dass die Gema ursprünglich von den Clubs und Diskotheken Erhöhungen von durchschnittlich 500 Prozent forderte, konnten für die große Mehrheit der Betriebe vertretbare Gebühren vereinbart werden“, sagt Stephan Büttner, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Musikveranstalter. Zudem sei eine Entlastung durch den Wegfall verschiedener sonstiger Zuschläge erreicht worden. Betriebe mit vielen Öffnungstagen müssen allerdings teils extreme Gebührenerhöhungen verkraften – und sind entsprechend unzufrieden.
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