Nelson Mandela ist tot - Du warst ein Held, Madiba!
Pretoria - Er war ein Held. Er war der Held. Er war die Galionsfigur für seine farbigen Landleute. Er war aber auch ein auf der ganzen Welt bewundertes, ja verehrtes Vorbild. Denn Nelson Mandela hat es geschafft, die Schreckensherrschaft in Südafrika in die Knie zu zwingen, die Apartheid zu beseitigen und Farbigen die gleichen rechte zu verschaffen wie den Weißen. Dafür hat er teuer bezahlt. 27 Jahre saß er für diesen großartigen Freiheitskampf im Gefängnis. Gestern Abend ist der 95-Jährige gestorben – auch das nach langem Kampf gegen Krankheit und nahenden Tod.
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Er hatte die Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in seinem Heimatland zur Lebensaufgabe gemacht. Drei Jahre nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis erhielt Mandela den Friedensnobelpreis, ein Jahr später wurde er der erste Präsident des demokratischen Südafrikas und blieb bis 1999 im Amts – schon damals gesundheitlich angeschlagen.
Der Führer der damaligen Freiheitsbewegung und heutigen Regierungspartei ANC hatte sich ein ganzes Menschenleben lang als Bollwerk gegen Chaos, Blutbäder und Racheakte erwiesen.
Mandelas Landsleute wissen, welche Katastrophe er in den 90er Jahren in Südafrika, ja vielleicht ganz Afrika verhindert hat. Eine historische Leistung, die ihn in die Reihe der Giganten der modernen Geschichte wie Mahatma Gandhi, Winston Churchill oder John F. Kennedy stellt.
Dem Mann vom Stamme der Xhosa war es gelungen, eine zutiefst zerrissene Gesellschaft nach Jahren des Hasses und Blutvergießens auf einen Weg der Versöhnung und zum Miteinander in einer demokratischen Gesellschaft zu bringen. Mandela wurde mit seinem Bemühen, Täter und Opfer, Unterdrücker und Ausgebeutete zu Verständigung, Vergebung und Wiedergutmachung zu drängen, weltweit zum Symbol für Menschlichkeit. „Das Leben von Nelson Mandela lehrt uns, dass das Unmögliche möglich ist, aber nur, wenn Menschen den Mut haben, sich für Veränderung einzusetzen“, schrieb US-Präsident Barack Obama.
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„Madiba“, wie Mandelas Clan-Name ist, war kein Mann der Rache, auch wenn er kein Pazifist war. Mandela war ein zutiefst von Prinzipien durchdrungener Mann, der durchaus als „Held“, aber nicht als „Heiliger“ gesehen werden wollte – weil er auch keiner war.
In einer 2010 erschienen Biografie schreibt sein Vertrauter Richard Stengel, Mandela sei „vielleicht der letzte echte Held“ in der Welt – vor allem aber beschreibt er ihn als großen Kommunikator und besonnenen Politiker, der stets an das Gute im Menschen geglaubt habe. Diese zutiefst menschenfreundliche Haltung und sein Lebenswerk veranlasste die UN, den 18. Juli, Mandelas Geburtstag, zum internationalen „Mandela Day“ auszurufen.
Obwohl Mandela seine letzten Jahre völlig zurückgezogen in seinen Domizilen in Qunu und Johannesburg verlebte und kaum noch Besuch empfing, versuchten viele, von seinem Ruhm zu profitieren. Im April sendete das Staatsfernsehen Bilder des greisen Mandela. Um ihn herum lachten und lächelten Südafrikas Präsident Jacob Zuma und andere ANC-Größen.
Die Versuche von Mandelas Töchtern Makaziwe und Zenani, noch vor dem Tod ihres Vaters Zugriff auf das Erbe zu ergattern, wird er vermutlich gar nicht mitbekommen haben. Schließlich plagten ihn immer mehr Krankheiten und Beschwerden, insbesondere ein Lungenleiden, das er sich in der langen Gefangenschaft zugezogen hatte.
Aber selbst als Greis hatte er bis zu seinem Lebensende eine überragende politische Bedeutung. Mit Bangen dachten viele Südafrikaner an den möglichen Tod des Nationalhelden. Denn auch ohne öffentliche Auftritte war der Ex-Freiheitskämpfer ein wichtiger Stabilitätsfaktor in dem noch immer rassisch und sozial gespaltenen Land. Mandela war stets das Gewissen der Nation – die lebendige Mahnung, auch die erbittertsten Konflikte friedlich im Rahmen einer rechtsstaatlichen Ordnung zu lösen.
Auch darin erinnerte sein Nachfolger Südafrikas Präsident Jacob Zuma gestern nach dem Bekanntwerden von Madelas Ableben in einer landesweit übertragenen Fernsehsendung: „Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren.. Er ist friedlich dahingeschieden. Nelson Mandela brachte uns zusammen und zusammen nehmen wir Abschied von ihm“, sagte Zuma.
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