Nastassja Kinski: "Er war ein Tyrann"
BERLIN Für die einen war er ein Genie, für die anderen ein irrer Exzentriker, jetzt kommen zum Bild des verstorbenen Schauspielers Klaus Kinski weitere düstere Abgründe hinzu: Seine Tochter Nastassja Kinski (51) spricht von ihrer Kindheit in Angst und sagt, dass auch sie sexuellen Annäherungen ausgesetzt war. Vor wenigen Tagen hatte ihre Halbschwester Pola (60) öffentlich gemacht, dass ihr Vater sie 14 Jahre lang sexuell missbraucht habe.
„Er hat es versucht”, sagte Nastassja Kinski in der „BamS” auf die Frage, ob ihr Ähnliches wie Pola widerfahren sei. Die 51-Jährige beschreibt, wie Kinski sie „immer viel zu sehr angefasst” und sie eng an sich gedrückt habe. Sie sei vier oder fünf Jahre alt gewesen und habe mit ihren Eltern – ihre Mutter Ruth Brigitte Tocki war Kinskis zweite Ehefrau – in München gelebt. „Instinktiv habe ich gespürt, dass es nicht die liebevolle Umarmung eines Vaters sein kann.” Sie habe gezittert, sobald er da war.
Überhaupt: Kinski sei kein wirklicher Vater gewesen. Die Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, beschreibt die Mutter von drei Töchtern als Zeit der Angst. Sie erinnert sich an Wutausbrüche und niederträchtige Beschimpfungen. „Er war ein Tyrann.”
Als Nastassja acht Jahre alt war, trennten sich die Eltern. Das Mädchen wuchs bei der Mutter auf, ihren Vater sah sie bis zu dessen Tod 1991 nur noch wenige Male. Der hatte 1971 zum dritten Mal geheiratet und fünf Jahre später Sohn Nikolai bekommen.
Wäre Kinski heute noch am Leben, würde ihn Nastassja Kinski am liebsten „hinter Gittern” sehen, sagt sie. Wenn sie heute über ihn spricht schwingen statt Trauer über seinen Tod Vorwürfe mit. „Ich bin froh, dass er nicht mehr lebt”, sagt sie.
Die neuen Enthüllungen könnten dazu führen, dass Nastassja Kinski und ihre Halbschwester Pola wieder mehr Kontakt miteinander haben als in den letzten Jahrzehnten. Nastassja sagt, sie sei stolz auf ihre neun Jahre ältere Schwester und bewundere ihre Kraft. Diese hatte vergangene Woche in ihrem Erinnerungsbuch „Kindermund” enthüllt, dass ihr Vater sie jahrelang sexuell missbraucht hatte. Erst als sie 19 Jahre alt war, endeten die Übergriffe.
Der Buchtitel ist eine offene Anspielung auf Kinskis Autobigraphie „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund” von 1975. Darin hatte er sich – juristisch unbehelligt – seiner sexuellen Eskapaden mit Minderjährigen gerühmt. An einer Stelle schilderte er Sex mit einer 13-Jährigen. Die Aufregung blieb damals aus. In einer Neuauflage des Buches wurden drastische Passagen dagegen abgemildert oder entfernt.
Das neue Bild, das seine Töchter von Klaus Kinski zeichnen, sorgt auch in Berlin für Diskussionen: Dort wird diskutiert, ob der Stern auf dem Boulevard der Stars entfernt werden soll.
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