Namensherkunft und Bedeutung von Silvester: Warum feiern wir?

Läuft man an Neujahr durch die Straßen Deutschlands, so sieht man vor allem abgebrannte Pyrotechnik, zersplitterte Bierflaschen, Holzreste von abgeschossenen Raketen . Die Deutschen lieben es laut an Silvester.
Schaut man in die Geschichte des Brauchtums, dann erkennt man, dass die heutige Böllerei gar nicht soweit vom Ursprung und der einstigen Bedeutung des Jahreswechsels entfernt ist. Ein Überblick.
Warum heißt der Tag eigentlich Silvester?
Die Wurzeln des Silvesterbrauchs lassen sich bis in die antiken Zivilisationen zurückverfolgen. Schon die alten Römer feierten ein Fest namens "Saturnalien" zu Ehren des Gottes Saturn, das zwischen dem 17. und 23. Dezember stattfand. Diese Feierlichkeiten waren von Freude, Geschenken und Banketten geprägt und markierten den Beginn des Winterzyklus. Die römische Tradition beinhaltete bereits das Feiern des Jahreswechsels, wenn auch zu einer anderen Zeit im Dezember.
Mit der Christianisierung Europas wurden heidnische Feste in das christliche Kalenderjahr integriert. Der 31. Dezember, der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I., wurde im Jahr 567 zum Festtag ernannt. Dieser Tag wurde als der Jahrestag des Todes von Papst Silvester I. gewählt, um den Übergang vom alten zum neuen Jahr zu feiern. Silvester wurde so als Zeitpunkt des Abschlusses des alten Jahres und des Beginns des neuen Jahres im christlichen Kontext etabliert.
Silvester reicht bis zu den Germanen zurück
Etwas weiter nord-westlich begingen die Germanen das "Julfest" zur Wintersonnenwende als eine Zeit des Übergangs, die den Abschied vom alten und den Beginn des neuen Jahres markierte. Obwohl ihr Jahr nur zwölf Vollmonde umfasste und daher um etwa elf oder zwölf Tage zu kurz war, wurde die Kontinuität des Jahresbeginns durch die Einführung der Raunächte bewahrt. Diese Zeit, vom 24. Dezember bis zum 6. Januar, galt nach germanischem Glauben als Phase, in der die Sonne stillstand.
Julius Caesar legte den 1. Januar als Startpunkt des Jahres bereits im Jahr 46 v. Chr. fest, an dem auch die Amtseinführung hoher Beamter stattfand. Vor der Einführung des Julianischen Kalenders begann das Jahr zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Frühe Christen feierten entweder zu Weihnachten oder am Dreikönigstag, dem 6. Januar, den Jahresbeginn. Für die Römer markierte der 1. März bis zur Kalenderreform den Anfang des neuen Jahres.
Papst Innozenz XII legte Neujahrsbeginn vor über 300 Jahren verbindlich fest
Der Julianische Kalender wurde ursprünglich entwickelt, um Klarheit zu schaffen. Er orientierte sich am Sonnenjahr mit 365 Tagen, 12 Monaten, sieben Wochentagen und einem Schaltjahr alle vier Jahre. Dieser Kalender setzte sich nach und nach in ganz Europa durch.
Jedoch erfolgte im Jahr 1582 eine weitere Anpassung des Kalenders: Papst Gregor XIII. ließ im Oktober zehn Tage aus, um den Kalender wieder an das Sonnenjahr anzupassen. Dabei verfeinerte er auch die Schaltjahrregelung: Jedes Jahr, das durch 100 teilbar ist, sollte kein Schaltjahr sein, es sei denn, es ist durch 400 teilbar. Seitdem bestimmt der Gregorianische Kalender, wann Silvester gefeiert wird und führt eine klare Regelung für Schaltjahre.
Für mehr als 100 Jahre gab es im westlichen Kulturraum keine einheitliche Festlegung für den Neujahrstermin. Dies lag unter anderem daran, dass die Protestanten anfangs den neuen Gregorianischen Kalender nicht akzeptierten und im Gegensatz zu den Katholiken den Jahreswechsel weiterhin nach dem alten Julianischen Kalender feierten. Es war erst Papst Innozenz XII., der im Jahr 1691 den Jahresbeginn verbindlich auf den 1. Januar festsetzte. Diese Verwirrung bezüglich der Kalenderpraktiken prägte den Begriff "zwischen den Jahren".

Schon im Mittelalter laut: Der Jahreswechsel erfolgte stets mit einem Knall
Während des Mittelalters entwickelten sich verschiedene Traditionen rund um den Jahreswechsel. In einigen Kulturen wurden Maskenbälle oder Feste veranstaltet, während anderswo Prozessionen und religiöse Zeremonien den Übergang ins neue Jahr begleiteten. Es gab auch den Brauch des "Dreikönigsschießens", bei dem Kanonenschüsse das neue Jahr einläuteten – einer der Gründe, warum Menschen den Jahreswechsel bis heute gerne mit viel Krach und Getöse bestreiten.
Eine der historischen Bedeutungen des Feuerwerks und des lauten Böllerns zu Silvester liegt darin, böse Geister zu vertreiben. In vielen Kulturen glaubte man, dass laute Geräusche und Feuerwerkskörper die Dunkelheit durchbrechen und böse Geister vertreiben können. Das Knallen der Böller sollte symbolisch das Alte vertreiben und Platz für das Neue schaffen.
So auch bei den alten Germanen, die den Beginn des neuen Jahres mit ausgelassenen Feierlichkeiten begingen, die besonders lautstark waren. Auch hier ging es vorrangig darum, die bösen Geister zu vertreiben. Anstelle von Feuerwerkskörpern und Knallern verwendeten sie Peitschen und Dreschflegel, um Lärm zu erzeugen und somit die negativen Geister abzuwehren.
Seit Jahren umstritten: Ist das Feuerwerk an Silvester noch zeitgemäß?
In den letzten Jahren ist vor allem die private Pyrotechnik in die Kritik geraten. Aber auch die großen Feuerwerke von Städten und Kommunen werden von Kritikern als nicht zeitgemäß empfunden. Das hat verschiedenen Gründe.
Feuerwerke erzeugen große Mengen an Luftverschmutzung durch Feinstaub, giftige Gase und Rußpartikel. Diese Schadstoffe können die Luftqualität erheblich beeinträchtigen und insbesondere für Menschen mit Atemwegsproblemen gesundheitsschädlich sein. Zudem belastet das Feuerwerk die Umwelt durch Rückstände von Chemikalien und Kunststoffen.
In den vergangenen Jahren wurde Silvesterfeuerwerk mit einer jährlichen Feinstaubemission von bis zu 5.000 Tonnen in Verbindung gebracht. Es ist unbestreitbar, dass beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern Staubpartikel unterschiedlicher Größe entstehen. Die genannten hohen Feinstaubwerte basieren jedoch auf Schätzungen, die auf geschätzten Emissionsfaktoren für die Inhaltsstoffe von Feuerwerken beruhen.
Feinstaubbelastung geringer als gedacht
Seit 2019 wurden erstmals reale Messungen während des Abbrennens von Feuerwerkskörpern durchgeführt. Diese Messungen haben gezeigt, dass die bisherigen Schätzungen das tatsächliche Emissionsvolumen um mehr als zwei Drittel überschätzt hatten. Jährlich werden rund 2050 Tonnen Feinstaub (PM10) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern frei gesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht knapp einem Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Das sagt unter anderem das Umweltbundesamt.
Aber: Das laute Knallen und die Geräusche von Feuerwerkskörpern können nicht nur Haustiere und Wildtiere stressen, sondern auch bei vielen Menschen Ängste oder Unbehagen auslösen. Dies betrifft nicht nur Tiere, sondern auch Personen mit Sensibilitäten gegenüber lauten Geräuschen sowie Kleinkinder und ältere Menschen. Viele Länder sind daher seit Jahren um eine angemessene und zeitgemäße Lösung des "Silvester-Problems" bemüht. Viele Umweltorganisationen fordern sogar ein generelles Böllerverbot. Zumindest auf Kommunalebene wurden bereits einige solcher Verbote durchgesetzt.