Nach "Sandy": Zahl der Opfer steigt weiter
New York - Am Wochenende sollten auch die Parks und Spielplätze wieder aufmachen. Unterdessen lebten aber weiterhin Zehntausende Menschen unter katastrophalen Bedingungen - viele ohne Strom, Licht, Heizung, Trinkwasser, funktionierende Telefone oder Toiletten. Bis der Strom zurückkehrt, kann es nach Angaben des Versorgers in einigen Gegenden noch bis zu zwei Wochen dauern. Die Zahl der Todesopfer in den USA stieg laut CNN weiter auf 88. Allein in New York kamen nach offiziellen Angaben 38 Menschen ums Leben.
Das Leid der Menschen löste eine weltweite Welle der Hilfsbereitschaft aus. Bürger, Unternehmen und Prominente spendeten bereits fast 20 Millionen Dollar (rund 15 Millionen Euro). Am Freitag ist in New York ein Benefiz-Konzert mit Stars wie Jon Bon Jovi, Sting und Bruce Springsteen geplant. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Betroffenen sein Mitleid aus und bot die Hilfe der Vereinten Nationen an. Die UN, deren Hauptgebäude in New York ebenfalls beschädigt wurde, hatten am Donnerstag den Betrieb wieder aufgenommen, nachdem sie zuvor zum ersten Mal in ihrer Geschichte für drei Tage am Stück geschlossen gewesen waren.
Nach Schätzungen der Bundesbehörden verursachte "Sandy" im Osten der USA einen Gesamtschaden von 20 Milliarden Dollar. Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Eqecat ging sogar von einem volkswirtschaftlichen Schaden zwischen 30 und 50 Milliarden Dollar aus. Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, bezifferte in einem Brief an Präsident Barack Obama die Schäden für die Millionenmetropole am Hudson auf insgesamt sechs Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro).
Zusammen mit den Opfern aus der Karibik forderte "Sandy" mehr als 140 Menschenleben. Manche der Opfer wurden vor ihrem Tod zu Helden, andere kamen auf tragische Art und Weise ums Leben. Viele wurden von Ästen erschlagen - einige auf der Straße, einige aber auch zu Hause im Bett. Eine 23-Jährige trat in eine Pfütze, in die ein abgerissenes Elektrokabel hineingefallen war. Sie starb an einem Stromschlag.
Im Stadtteil Staten Island wurden am Donnerstag nach Angaben des Fernsehsenders NBC die Leichen zweier Jungen im Schlamm gefunden. Die Mutter der zwei und vier Jahre alten Jungen hatte während des Sturms versucht, sie festzuhalten. Die Wassermassen spülten sie aber fort.
Ein 28 Jahre alter Polizist rettete sieben Menschen das Leben. Als das Wasser in der Sturmnacht in seinem Haus immer weiter stieg, schaffte er alle nach oben - der älteste ein fast 70-jähriger Mann, der jüngste sein 15 Monate alter Sohn. Ein letztes Mal tauchte der Polizist in den Keller und kam nicht mehr zurück. Manche Gegenden in New York sähen aus wie London oder Dresden nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg, beschrieb Bürgermeister Michael Bloomberg seine Stadt. Besonders schwer traf es Breezy Point, ein direkt am Atlantik gelegenes pittoreskes Viertel. Zuerst kamen die Fluten, dann das Feuer, wahrscheinlich ausgelöst durch Kurzschlüsse. Mehr als 80 Holzhäuser brannten nieder. Auch der südliche Teil Manhattans ist nachts wegen der Stromausfälle nach wie vor bis auf wenige Ausnahmen stockfinster.