Nach Pferdefleisch: Jetzt auch noch falscher Fisch!
Erschreckende US-Studie: In drei Viertel aller Fisch-Röllchen ist ein anderer, als auf der Karte angegeben. Kommt jetzt nach Gammel-Fleisch und Pferde-Lasagne der Schummel-Fisch?
New York - Kaum lässt die Aufregung über Pferdefleisch in Fertiggerichten in Europa etwas nach, da macht ein neuer Lebensmittel-Skandal Schlagzeilen. Noch spielt er lediglich in den Vereinigten Staaten. Und es geht nicht um falsch etikettiertes Fleisch, sondern um falsch bezeichneten Fisch. In den USA werden Billigprodukte als Edelsorten angeboten. Hinzu kommt die Sorge, dass statt des frischen Fangfisches Arten auf den Tellern landen könnten, die mit Schwermetallen belastet sind.
Ein Drittel des in amerikanischen Restaurants servierten oder an der Ladentheke verkauften Fischs wird unter einer falschen Bezeichnung angeboten, geht aus einer Studie der Artenschutz-Organisation Oceana hervor.
Der in den USA so beliebte Red Snapper, der etwa in Fischrestaurants von Philadelphia als „Catch of the day“, also fangfrisch, angeboten wird, ist oft tatsächlich ein billiger Buntbarsch, der nicht einmal frisch sein muss. „Fischkauf ist zum neuesten Ratespiel für amerikanische Verbraucher geworden“, sagt eine Oceana-Mitarbeiterin.
Die Mitarbeiter von Oceana haben 1215 Fischproben von 2010 bis 2012 geprüft. Sie stammten aus 674 Fischhandlungen in 21 US-Staaten.
Mit DNA-Tests wurde die Fischart bestimmt. In allen Staaten wurde Fisch falsch angeboten. Die höchste Zahl von Betrugsfällen wurde mit 52Prozent in Süd-Kalifornien festgestellt. Auch in Houston/Texas und in Pennsylvania war knapp die Hälfte aller Fische oder Fischgerichte falsch ausgezeichnet.
Laut der Oceana-Studie mussten Gäste von Sushi-Restaurants in den USA in 74 Prozent aller untersuchten Fälle davon ausgehen, dass sie etwas anders auf dem Teller hatten als auf der Speisekarte angegeben war. In anderen Restaurants war in 38 Prozent der Fälle die Fischsorte eine andere, als auf der Karte angegeben. Im Handel betrug die „Fehlerquote“ lediglich 18 Prozent.
Manche der verkauften Fischsorten sind laut Oceana zudem gesundheitlich bedenklich. „Einige der Ersatz-Fischsorten, wie wir gefunden haben, sind einfach besorgniserregend“, sagt die Autorin der Oceana-Studie, Kimberly Warner. So könnte als Weißer Thunfisch deklarierter Fisch tatsächlich eine billigere Makrele sein. Und der Verzehr großer Mengen einer bestimmten Makrelen-Art könne zu schwerem Durchfall führen.
Zudem sollten schwangere Frauen auf den Verzehr von Fischsorten verzichten, die zu viel Quecksilber enthalten. Beim Betrug an der Fischtheke wüssten sie aber nicht, was sie kaufen und wie die Werte sind. „Abgesehen von dem Betrug wird den Verbrauchern ihr Recht verwehrt, sich den richtigen Fisch für eine bewusste Ernährung auszusuchen“, sagt Warner.
Die Behörden haben bereits ankündigt, Übeltäter energisch zu verfolgen und umgehend zur Anzeige zu bringen – wenn sie denn gefunden werden.