Nach Kritik: Ursula Sarrazin lässt sich in Schule beurlauben

Die Frau des Buchautoren beantragt den vorzeitigen Ruhestand als Grundschullehrerin – nach massiven Vorwürfen, sie habe Kinder schikaniert. Sie sieht sich als Mobbing-Opfer.
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Ursula Sarrazin, Grundschullehrerin und Ehefrau des ehemaligen Berliner Finanzsenators und Autors Thilo Sarrazin
dapd Ursula Sarrazin, Grundschullehrerin und Ehefrau des ehemaligen Berliner Finanzsenators und Autors Thilo Sarrazin

BERLIN - Die Frau des Buchautoren beantragt den vorzeitigen Ruhestand als Grundschullehrerin – nach massiven Vorwürfen, sie habe Kinder schikaniert. Sie sieht sich als Mobbing-Opfer.

Und wieder geht ein Mitglied der Familie Sarrazin früher in den Ruhestand als geplant: Ursula Sarrazin (59), Grundschullehrerin und Ehefrau des Buchautoren, hat ihre Beurlaubung und ihren vorzeitigen Ruhestand beantragt. Vorausgegangen waren massive Vorwürfe von Eltern, sie würde die Kinder drangsalieren – was sie wiederum für Sippenhaft wegen der Thesen ihres Mannes hält.

Ihr Mann Thilo bestätigte gestern den Beurlaubungsantrag. „Er stand schon vor der ganzen Geschichte mit den Vorwürfen gegen meine Frau fest“, sagte er. Der Personalabteilung sei der Antrag seit Herbst bekannt. „Meine Frau wird im September 60. Wäre ich bei der Bundesbank geblieben, wäre sie erst mit 63 ausgeschieden.“ So aber hätten sie überlegt, dass nun beide früher aufhören könnten.

Dem widersprechen allerdings Medienberichte unter Berufung auf die Schulbehörde, der Antrag sei erst vergangene Woche eingegangen. Und Ursula Sarrazin hatte vor zehn Tagen noch dem „Spiegel“ gesagt: „Ich werde nach 30 Jahren Schuldienst rausgemobbt. Offenbar will man mich zum Halbjahreswechsel aus der Schule raushaben.“ Warum hätte sie das sagen sollen, wenn sie ein Ausscheiden bereits selbst beantragt hätte? Dazu kommt, dass vergangene Woche nun doch die Schulaufsicht eine Prüfung der Vorwürfe gegen Ursula Sarrazin eingeleitet hat.

Ihr Ruf als Lehrerin sorgt schon seit Jahren für Wirbel, nicht erst seit dem Buch. 2002 verließ sie eine Schule. Freiwillig, sagt sie. Nachdem sich fast alle Eltern über sie beschwert und mit dem Abmelden ihrer Kinder gedroht hatten, so der „Spiegel“. 2008 sagte eine Grundschülerin bei der Abschlussfeier ins Mikro, sie habe die Schule immer gemocht, nur nicht Deutsch bei Frau Sarrazin, da habe sie sich immer erschreckt, weil „die Lehrerin so laut schrie, dass ihr Kopf rot anlief“.

Die Vorwürfe wiederholten sich in Elternbeschwerden aus verschiedensten Klassen: Sie habe immer wieder die Beherrschung verloren, viel geschrien, die Kinder verhöhnt und bloßgestellt, als „armseliges Opfer“ bezeichnet. Einen achtjährigen Deutsch-Japaner nannte sie vor der Klasse mehrmals „Suzuki“ – unter Gejohle anderer Kinder. Der Leistungsdruck sei völlig überzogen, sagen Eltern. Frau Sarrazin sagt dazu, sie sei eben streng und werde oft missverstanden. Die Vorwürfe seien auf eine Kampagne von „zwei, drei türkischer Eltern“ zurückzuführen. Die allermeisten der weit über hundert bekannten Beschwerden seit 2002 stammen von Deutschen.

Ihr Mann und sie führen die Vorwürfe vor allem auf sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ zurück. In der Tat gibt es zumindest einen Zusammenhang: Thilo Sarrazin bezeichnet seine Frau in dem Kapitel über Bildung als „wichtigen fachlichen Gesprächspartner“ und nennt ihre Schule, an der auch viele Migranten-Kinder sind, oft als konkretes Beispiel. Gemeinsam habe das Ehepaar die Lehrbücher angesehen und einen „schockierenden Trend“ festgestellt: Die Anforderungen würden sinken. Er klagt in dem Buch auch, dass der „Aufwand für Lehrer immer höher“ werde.

Und Ursula Sarrazin will nun ein Buch schreiben.

tan

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