Nach Jacksons Tod ist vor dem Abkassieren

Michael Jackson ist tot, nun startet das große Geldverdienen: Memorabilia, Bücher und Musik, aber auch Schmuddelenthüllungen über den King of Pop haben Konjunktur - inklusive des bereits kursierenden Todesfotos.
von  Abendzeitung
Der sterbende Michael Jackson im Visier der Promireporter: der Krankenwagen in einem Video des Onlinedienstes TMZ
Der sterbende Michael Jackson im Visier der Promireporter: der Krankenwagen in einem Video des Onlinedienstes TMZ © TMZ.com/NZ Screenshot

Michael Jackson ist tot, nun startet das große Geldverdienen: Memorabilia, Bücher und Musik, aber auch Schmuddelenthüllungen über den King of Pop haben Konjunktur - inklusive des bereits kursierenden Todesfotos.

Dass Michael Jackson im Sterben liegt, haben nicht alle sofort geglaubt. Der US-Promi-Blogger Perez Hilton etwa vermeldete die Nachricht von der Herzattacke des «King of Pop» zunächst mit einigen Zweifeln und beschrieb ein Foto des 50-Jähirgen mit der Frage: «Herzattacke oder kalte Füße?» Im dazugehörigen Text mutmaßte Mario Lavandeira, so sein richtiger Name, ob die Krankmeldung des Sängers vielleicht nur ein Publicity-Stunt vor dessen Comeback in London sei könnte.

Wenig später war die eher peinliche Mutmaßung wieder verschwunden, und auch Perez Hilton meldete korrekt den Tod des Mannes, der eine Ikone der US-Musikszene war. Die US-Website TMZ.com hatte den besseren Riecher. Am Donnerstag um 14.20 Uhr (Ortszeit) meldete der zu AOL gehörende Dienst, dass Jackson seinen vermutlichen Herzinfarkt nicht überlebt hatte. «Wir haben erfahren, dass Jackson keinen Puls mehr hatte, als die Rettungsmediziner eintrafen», war dort zu lesen.

Mit der Kamera dem Sarg hinterher

Sechs Minuten später - übrigens genau die Fahrzeit von Jacksons Anwesen in Bel Air, einem Stadtteil von Los Angeles, ins UCLA Medical Center - wurde der 50-Jährige in der Notaufnahme offiziell für tot erklärt. Nur wenig später brach der Server von TMZ.com unter den Anfragen aus dem Netz zusammen. Auch andere Internet-Nachrichtenseiten in den USA waren zeitweise nicht zu erreichen oder reagierten deutlich langsamer. Betroffen waren die Portale der lokalen Zeitung aus Los Angeles (LATimes.com) sowie die TV-Sender ABC News und CBS. Die spektakulären Klick-Raten im Internet fanden ihre Entsprechung auch in den Einschaltquoten der TV-Sender, die ihr Angebot zu Nachmittagszeit nahezu komplett auf die Todesmeldung und deren Hintergründe umstellte. Mit so manch bizarrer Folge: Der Nachrichtensender CNN etwa beobachtete per Kamera auch, wie der Verstorbene im Sarg von der Klinik zur Autopsie geflogen wurde. Die Ankunft des Sarges in der Leichenhalle wurde mit rotem Eilmeldungstext auf dem Bildschirm vermeldet.

Wie der Onlinedienst Gawker auf seiner Seite reflektiert, dürfte dies nur der Auftakt zur medialen Ausschlachtung von Jacksons Tod sein. Das letzte Bild des sterbenden bzw. vermutlich zu diesem Zeitpunkt bereits toten Michael Jackson unter einem Atemgerät hat es via die Website von «Entertainment Tonight» bereits ins Netz geschafft.

Jacko bei Amazon und Ebay...

Für die kommenden Wochen prognostiziert Gawker eine Flut von neuen Schmuddelenthüllungen aus dem bewegten Leben Jacksons, mit denen Buch-Verlage, Klatschblätter und Internetportale Profit aus dem Tode von Jackson schlagen würden. Besonders für «Enthüllungsgeschichten» aus dem Privatleben sei mit dem Tode des Sängers eine Hemmschwelle gefallen, da Jackson selbst nun nicht mehr auf Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte klagen könne. Auch an anderer Stelle nehmen die Verkäufe derzeit zu, immerhin so, dass auch Jacksons Erben wie etwa seine drei Kinder davon profitieren dürften. So haben sich die Alben des verstorbenen Musikers längst zu Bestsellern bei Onlinehändlern entwickelt. Auf der Top-Ten-Liste von amazon.de standen am Freitagmittag sieben Alben der Pop-Ikone. Auf Platz eins war das Album «King of Pop». Käufer müssen sich jedoch einige Zeit gedulden: Kaum eine CD war wie üblich innerhalb von 24 Stunden verfügbar. Auch beim Internet-Aktionshaus Ebay finden sich derzeit zahlreiche neue Angebote - Poster, T-Shirts, Autogrammkarten, LPs - die auch viele Bieter finden.

Pech hingegen haben die Anhänger, die noch kurz vor dessen überraschenden Tod auf eines der begehrten Tickets für Jacksons Comeback geboten hatten oder dies noch tun. Beim Ebay etwa waren auch am Freitag noch Karten für die Konzerte in London ab Juli im Angebot, mit Höchstgeboten von umgerechnet bis zu 1200 Euro für zwei gewöhnliche Karten.

Die in London ansässige Ticket-Tauschbörse Seatwave hat unterdessen alle Angebote bei sich entfernt. Dort wurden bis Donnerstag noch Hunderte von Karten für die Comeback-Konzerte getauscht, deren Auftakt am 13. Juli in der O2-Arena sein sollte. Auf den US-Konzertveranstalter AEG Live kommen nun harte Zeiten zu, muss er doch die gezahlten Gelder zurückerstatten. Rund 800.000 Eintrittskarten wurden laut Presseberichten verkauft, mit einer geschätzten Einnahme von rund 85 Millionen US-Dollar. Ob es einen Versicherungsschutz für den Todesfall des Künstlers gegeben hat, und wenn ja, wie hoch er ausfällt, ist derzeit noch unklar.

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