Nach Hundefleischverbot in Südkorea: So ist die Gesetzeslage in Deutschland

Die Debatte um das Für und Wider wird in dem asiatischen Land schon lange geführt. Jetzt gibt es eine folgenreiche Entscheidung, die dem Verzehr von Hunden einen Riegel vorschiebt. Das sagen Tierschützer.
Niclas Vaccalluzzo, Dirk Godder |
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Bilder wie diese aus einer Hundefleischfarm sollen - zumindest in Südkorea - in Zukunft der Vergangenheit angehören.
Bilder wie diese aus einer Hundefleischfarm sollen - zumindest in Südkorea - in Zukunft der Vergangenheit angehören. © imago/UPI

Seoul - Südkoreas Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, um dem Verzehr von Hundefleisch im Land ein Ende zu setzen. Die Abgeordneten in Seoul billigten am Dienstag mit 208 zu 0 Stimmen ein Sondergesetz, das die Zucht und das Schlachten von Hunden für den menschlichen Verzehr unter Strafandrohung verbietet.

Auch soll künftig dem Vertrieb und Verkauf von Nahrungsmitteln mit Hundebestandteilen ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben werden, wie südkoreanische Sender berichteten. Tierschützer begrüßten den Schritt.

Mit dem Gesetz soll eine Praxis beendet werden, die in Südkorea in den vergangenen Jahren immer weniger populär geworden ist. Zahlreiche Züchter der Schlachthunde argumentierten jedoch, dass der Hundefleischverzehr Teil einer langen Tradition Koreas sei. Hund kommt in Korea vor allem als Grillfleisch oder Suppe auf den Tisch.

Im Falle eines Verstoßes droht eine Gefängnisstrafe

In den Inhalten des neuen Gesetzes selbst war nicht die Rede davon, dass der Verzehr von Hundefleisch explizit verboten ist. Im Falle einer Schlachtung von Hunden für den Verzehr droht jedoch den Berichten zufolge künftig eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren oder eine hohe Geldstrafe. Zucht und Verkauf können ebenfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder Geldstrafen geahndet werden.

Die jetzige Regelung sieht eine dreijährige Übergangszeit vor, bis das Gesetz vollstreckt werden kann. Damit es in Kraft tritt, muss es noch von Präsident Yoon Suk Yeol unterzeichnet werden. Seine Zustimmung gilt als Formsache.

Die Leiterin der Organisation Humane Society International (HSI), Chae Jung An, sprach von einem historischen Schritt. Dieser "historische Sieg für Tiere zeugt von der Leidenschaft und Entschlossenheit unserer Tierrechtsbewegung". Den Angaben ihrer Gruppe zufolge werden in Südkorea pro Jahr bis zu eine Million auf speziellen Farmen aufgezogene Hunde für den Verzehr getötet. Nach offiziellen Statistiken gibt es etwa 1150 solcher Farmen.

Hundeverzehr in vielen Ländern verwurzelt: Kampf geht weiter

Der Hundeverzehr ist in Südkorea und vielen weiteren Ländern teils tief verwurzelt - umso zäher ist somit auch der Kampf dagegen. Vor diesem Hintergrund sei die Übergangszeit von drei Jahren, die zunächst lang erscheint, gar ambitioniert, sagt Sylvie Kremerskothen Gleason, Landesdirektorin Deutschland der HSI, der AZ.

Die Organisation arbeitet auch mit Hundefleischfarmern in dem Land zusammen und unterstützt diese dabei, einen Wandel vollziehen zu können. Es handelt sich um eine Industrie, die schon sehr lange existiert, sagt sie. Diese müsse jetzt koordiniert und mit der Unterstützung der Regierung verändert werden. "Das Verbot ist aber ein großer Erfolg für uns", so Kremerskothen Gleason.

In Ländern wie Indonesien, China oder Vietnam geht der Kampf für die HSI nun weiter. "Wir hoffen, dass durch diesen historischen Erfolg die Verbotsverfahren in anderen Ländern Fahrt aufnehmen."

In den Bevölkerungen wachse die Opposition gegen den Verzehr zumindest immer weiter an, wie Kremerskothen Gleason berichtet.

Viele, die sich über den Hundeverzehr aufregen, essen wohl selbst Fleisch von anderen Tieren. Ein Aspekt, den die Tierschutzorganisation Peta auf Anfrage der AZ hervorhebt. "Ganz gleich ob Hund, Katze, Schwein oder Rind - Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, an ihnen experimentieren, sie anziehen, sie uns unterhalten oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten; weder in Südkorea noch irgendwo sonst auf dieser Welt", so Scarlett Treml von Peta Deutschland.

Hundefleisch-Festival in China mit unvorstellbarer Grausamkeit und Brutalität

Dennoch sei das Verbot ein großer Erfolg für die Organisation. Seit vielen Jahren setze sich die Tierschutzorganisation etwa gegen das Hundefleisch Festival "Yulin" in China ein, auf dem Tausende Hunde jedes Jahr getötet und zu Nahrungsmittel oder Leder verarbeitet werden.

Der Konsum von Hundefleisch ginge oft mit einer unvorstellbaren Grausamkeit und Brutalität einher, sagt Tobias Udave, Sprecher der Vier Pfoten Stiftung für Tierschutz der AZ. "Ziel von Vier Pfoten ist es, den Hund- und Katzenfleischhandel in Südostasien zu beenden". Erst im letzten Monat sei es der Stiftung gelungen, ein Hundefleisch-Restaurant in Vietnam zu schließen.

Kurioses Gerücht: Essen Schweizer Katzenbraten zu Weihnachten?

Übrigens: Es sind nicht nur asiatische Länder, in denen der Verzehr von Haustieren wie Hunden und Katzen Tradition hat. Hartnäckig hält sich das Gerücht um den Verzehr von Katzenfleisch in der Schweiz. Die Informationen stammen aus verschiedensten Quellen.

Die "FAZ" berichtete etwa einst von "Katze gekocht in Thymian" - ein beliebtes Gericht unter Bauern in den Schweizer Kantonen Bern, Luzern und Jura. Und in der Schweizer Zeitung "Blick" erschien vor einigen Jahren das Porträt einer Tessinerin, die über den traditionellen Katzenbraten an Weihnachten in vielen Haushalten und von dem "fantastischen Geschmack" des Fleisches berichtete.

Wie hoch die tatsächliche Zahl der Katzen-Konsumenten in der Schweiz ist, bleibt wohl unklar. Rechtlich ist die Sache hingegen eindeutig: Auf Anfrage der AZ teilt das Schweizerische Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit, dass es verboten ist, fleischfressende Tiere wie Hunde und Katzen für die Lebensmittelgewinnung zu verwenden - außer Bären.

Aber: Im privaten Rahmen sei es nicht verboten, Hunde oder Katzen zu schlachten und zu verzehren. "Die Tötung muss aber in jedem Fall fachgerecht und nach den Vorgaben der Tierschutzgesetzgebung durchgeführt werden", teilt die Sprecherin mit.

Gesetzeslage in Deutschland eindeutig: Verzehr von Hunden und Katzen ist verboten

In Deutschland ist das Thema Hundefleisch ganz klar in der Tierischen Lebensmittel-Hygieneverordnung (§ 22 Abs. 1a) geregelt. Dort heißt es: „Es ist verboten, Fleisch von Hunden (Canidae), Katzen (Felidae) sowie von Affen zum Zwecke des menschlichen Verzehrs zu gewinnen oder in den Verkehr zu bringen.“

Zurück nach Südkorea: Der Verkauf von Hundefleisch und damit auch der Verzehr habe sich bereits 46 Jahre lang in einem "rechtlichen Graubereich" befunden, schrieb die Zeitung "The Korea Times". Hunde seien schon 1978 per Änderung des Lebensmittelgesetzes von der Liste landwirtschaftlicher Nutztiere gestrichen worden.

Immer wieder erhitzte das Thema die Gemüter von Befürwortern und Gegnern im In- und Ausland. Im Hintergrund der jetzigen Gesetzesinitiative sehen Beobachter auch die starke Zunahme der privaten Haushalte mit Haustieren und dem wachsenden Interesse an Tierrechten.

Der Koreanische Hundefleischverband hielt dagegen zuletzt mehrfach Protestkundgebungen ab. Die Mitglieder forderten einen Stopp des Gesetzes, weil es nach ihrer Meinung gegen Persönlichkeitsrechte verstoße. Für die Beschäftigen in der Hundefleischindustrie sieht das Gesetz Unterstützungsmaßnahmen vor, um den Übergang in neue Geschäftsbranchen zu schaffen.

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