Nach der Horror-Landung: Wie sicher ist das Fliegen?
MÜNCHEN/HAMBURG - Von Orkantief Emma aus dem Gleichgewicht gebracht, schrammt der Lufthansa-Airbus mit einer Tragfläche über die Landebahn in Hamburg. Im letzten Moment gelingt es den Piloten durchzustarten. Viele, die diese Bilder gesehen haben, fragen sich jetzt: Wie sicher ist der deutsche Luftverkehr?
Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), die sich mit der Beinahe- Bruchlandung befasst, listet in einem aktuellen Bericht für das Jahr 2006 bundesweit 26 vergleichbare „schwere Störungen“ bei Maschinen mit mehr als 5,7 Tonnen auf. Sieben Mal kam es außerdem zu Unfällen, bei denen zwei Menschen schwer verletzt und drei getötet wurden.
Beispiele aus Bayern: Im März 2006 kommt ein Airbus beim Start in München von der schneebedeckten Piste ab und rollt etwa 60 Meter weiter. Niemand wird verletzt. Wenig später stoßen westlich des Franz- Josef-Strauß-Flughafens fast zwei britische Maschinen zusammen.
Airbus kollidiert mit Boeing
Im Mai gerät ein Airbus über dem Freistaat in Turbulenzen. Ein Steward wird zu Boden geschleudert, bricht sich ein Bein. Im Juni entwickelt sich im Cockpit einer Maschine nach dem Start in Nürnberg starker Rauch. Das Flugzeug kehrt um und rollt bei der Landung 120 Meter über das Pistenende hinaus. Vier Insassen werden leicht verletzt. Im September kollidieren auf den Rollbahnen im Erdinger Moos ein Airbus und eine Boeing. Menschen kommen nicht zu Schaden.
Trotzdem, sagt Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung (DFS), muss hierzulande niemand Angst haben, in ein Flugzeug zu steigen. „1985 hatten wir in Deutschland eine Million Flüge. Damals dachten wir: Das ist nicht mehr zu schaffen“, so der ehemalige Fluglotse. „2007 wurden vom DSF 3,12 Millionen Flüge durch den deutschen Luftraum geleitet – bei besserer Pünktlichkeit und höherer Sicherheit.“
Mehr Personal, bessere Technik, striktere Regeln
1995, als erstmals die Marke von zwei Millionen Flugbewegungen überschritten wurde, habe die DFS noch 23 Beinahe-Zusammenstöße am Himmel über Deutschland gezählt. 2006 waren es zwei, 2007 sechs. Erreicht habe man das durch mehr Personal, bessere Technik und striktere Regeln. Gegen Wetterphänomene wie „Emma“ seien die Lotsen aber machtlos, sagt Raab. „Mit steigendem Verkehrsaufkommen ist es darum schon möglich, dass sich Vorfälle wie der in Hamburg häufen.“
Die Pilotenvereinigung Cockpit fordert daher ein intensiveres Not- und Ernstfall- Training der Flugkapitäne. „Außerdem darf die Ausbildung nicht aus Kostengründen so weit ausgedünnt werden, dass die Qualität leidet“, so Sprecher Markus Kirschneck. Nur dann, sagt der Pilot, bleibe Fliegen „das sicherste Verkehrsmittel überhaupt und das gefährlichste daran die Autofahrt zum Flughafen“.
nk
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