Na sdarowje, Gérard Depardieu
Aus Liebe zu Russland und Kremlchef Wladimir Putin - und wegen niedrigerer Steuern - wechselt der französische Schauspieler (64) die Nationalität.
Moskau Zunächst war man geneigt, es für einen verfrühten Aprilscherz zu halten. Doch jetzt ist es amtlich: Der französische Schauspieler Gérard Depardieu („Obelix“) wird russischer Staatsbürger. Einen Tag, nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin einen entsprechenden Antrag des 64-Jährigen positiv beschieden hatte (AZ berichtete), erklärte der Filmstar seinen spektakulären Nationalitätenwechsel.
Rückblende: Anfang Dezember verkündet der exzentrische Schauspieler, dass er seinen Wohnsitz von Frankreich nach Belgien verlegt habe. Der Grund: Die Pläne der sozialistischen Regierung in Paris, die Reichensteuer für Einkommen von mehr als eine Million Euro auf 75 Prozent zu erhöhen. Premierminister Jean-Marc Ayrault nennt das „ziemlich erbärmlich“.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Brief Dépardieus an seinen „lieben“ Freund, den Kreml-Chef unterwegs, mit der Bitte, ihm die russische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Die wurde prompt genehmigt – und in einem am Freitag veröffentlichten Dankesbrief an Putin schmeichelt Depardieu der russischen Seele. „Ich liebe euer Land Russland abgöttisch, seine Menschen, seine Geschichte, seine Schriftsteller“, schreibt der Filmstar. Er erinnert an seinen vom Kommunismus überzeugten Vater, der Radio Moskau gehört habe. „In Russland kann man gut leben“, ergänzt er. Er werde auch Russisch lernen, versichert der 64-Jährige. Und auf Russisch schließt er den Brief: „Ehre sei Russland. Danke.“ Was er nicht schreibt: Dass er dankbar ist, nur 13 Prozent Steuer zahlen zu müssen.
Seine neuen Landsleute scheint es nicht zu stören, dass sich der Weinliebhaber in der Vergangenheit mehrfach gründlich daneben benommen hatte – meist im Suff: Im August 2011 urinierte er zum Entsetzen von hunderten Mitreisenden in den Gang eines startenden Flugzeuges – nach dem er mehrfach „Ich will pinkeln“ gebrüllt hatte. 2005 beschimpfte er seine Landsleute als „blöd“, weil die ihn bei einem TV-Auftritt für betrunken hielten. Er hatte sich damit gebrüstet, dass er früher „vier bis acht Flaschen Wein pro Tag“ habe trinken können. 2007 stand er vor Gericht, weil er einem Fotografen einen Kopfstoß versetzt hatte.
Sollte Depardieu nach Russland übersiedeln, hat die AZ ein paar Tipps für ihn:
Es gibt hervorragende russische Weine: Auf 70000 Hektar Rebfläche werden drei Millionen Hektoliter Wein produziert, der meiste im Kaukasus.
Französische Speiselokale gibt es wie Sand am Meer, zum Beispiel das „miX“ von Drei-Sterne-Koch Alain Ducasse in St. Petersburg.
Und auch ein paar für ihn wichtige Begriffe auf Russisch haben wir zusammengestellt:
Urinieren = mochit'sya
Sechs Flaschen Wein = shest' butylki vino
Blöd = glupyy
Kopfstoß = zagolovok
Einkommensteuer = podokhodnyy nalog.