Muttermilch to go

Im Klinikum Großhadern gibt es eine Muttermilchbank. Es ist die erste ihrer Art in Westdeutschland. Zwei Spender erzählen,  
Michael Heinrich |
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Im Klinikum Großhadern gibt es eine Muttermilchbank. Es ist die erste ihrer Art in Westdeutschland. Zwei Spenderinnen erzählen
 

München Zum Beispiel Tina R. Die 41-jährige Frau kommt gerade vom Milchspenden. Ja, die Mutter von Zwillingen hat sich hier, auf der Frühchen-Station im Klinikum Großhadern, Milch abpumpen lassen. Aber nicht für ihre beiden Kleinen, Emilia und Stella, die jetzt friedlich in einem Doppelwärmebett der Station schlummern. Die bekommen natürlich auch Mamas Milch, aber da sie viel zu viel für die beiden Winzlinge produziert, gibt Tina R. sie ab – für die Muttermilchbank, die erste dieser Art in den alten Bundesländern.

Gegründet wurde diese Einrichtung vor einem Jahr – die letzte ihrer Art in Westdeutschland war vor 40 Jahren geschlossen worden. In Großhadern können Frühgeborene, deren Mütter aus welchen Gründen auch immer keine Milch geben können, mit dem für sie besten Lebensmittel ernährt werden. Muttermilch ist um ein Vielfaches gesünder als künstlich hergestellte Babymilch. Professor Andreas Schulze, Leiter der Neonatologie („Frühgeborenen-Station“), nennt Gründe: „Frühgeborene haben einen unreifen Organismus, sowohl ihr Magen-Darm-Trakt als auch ihr Immunsystem funktionieren noch nicht richtig. Muttermilch ist das beste Multitherapiemedikament und Lebensmittel für die Kleinen.“

Das waren auch für Johanna Greaff wichtige Gründe, vor genau einem Jahr die erste Muttermilchspenderin in Großhadern zu werden. Ihre Tochter verbrachte ihre ersten drei Lebensmonate auf dieser Station. Johanna Greaff: „Ich wollte sehr gerne helfen, zumal ich an meiner Tochter hatte beobachten können, wie sehr ein Frühgeborenes davon profitiert, wenn es gleich von Anfang an mit Muttermilch versorgt wird.“ Fast vier Wochen lang stellte Johanna Greaff anderen Frühchen ihre Milch zur Verfügung, dann musste sie wegen eines grippalen Infektes aussetzen.

Denn es ist wichtig, dass die Milch, die an andere Kleinstkinder verfüttert wird, höchsten Qualitätsanforderungen genügt. Die Spendermütter, wie Johanna Greaff oder Tina R., werden vorher eingehend untersucht, vor allem auf Infektionen und Krankheiten. Sie dürfen weder Alkohol trinken noch rauchen. Ihre Milch, die bakteriologisch durchgetestet wird, wird dann schockgefroren und kommt bis zu drei Monate lang in einem speziellen Gefrierschrank. Bei Bedarf wird sie aufgetaut und vor dem Füttern auf die normale Körpertemperatur von 37 Grad erwärmt.

Inzwischen hat die Frauenmilchbank in Großhadern für 45 kleine Frühgeborene mehr als 30 Liter Muttermilch bereit gestellt, ausschließlich gespendet von Frauen, die ihr Kind hier auf der Neonatologie zur Welt gebracht haben – bei rund 140 Kindern mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm, die jährlich in Großhadern das Licht der Welt erblicken.

 

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