Mussolini, Assad & Co.: Wenn Frauen Diktatoren lieben
München - Romantische, liebevolle Momente mit einem Diktator, der sonst eiskalt, berechnend und bereit ist, über Leichen zu gehen – geht das überhaupt, mag man sich fragen. Welche Frauen sind es, die sich zu so grausamen Männern wie Hitler, Stalin oder Kim Chongun hingezogen fühl(t)en? Und was erhoff(t)en sie sich von solchen höchst kritischen Beziehungen?
Fragen, denen Sveinung Mikkelsen in seinem Buch über die Partnerinnen von Diktatoren nachgeht. Er beleuchtet darin die Beziehungen und Affären der gefürchtesten Männer der (neueren) Geschichte.
Im Vorwort schreibt Professor Øystein Sørensen: "Nicht alle Diktatoren sind im Privaten Monster gewesen. Allerdings gibt es auffallend viele Beispiele dafür, dass ungehemmter Machtgebrauch im Großen und ungehemmter Gebrauch und Missbrauch von Frauen im Privaten miteinander einhergehen."
Was aber treibt ihre Partnerinnen an, überhaupt eine solche Beziehung einzugehen? Auch dazu liefert das Vorwort eine Analyse: "Es gibt jene Frauen, die man wenig ehrerbietig als Luxustiere bezeichnen kann, die anscheinend primär auf Luxus, Ehre und Aufmerksamkeit aus waren."
Die zweite Kategorie: "Es gibt jene, die damit zufrieden waren, in der Öffentlichkeit vollkommen unsichtbar zu sein und sich mit einem Leben gänzlich ohne eigene Ehre oder eigene Macht abgefunden haben."
Als Beispiel wird Eva Braun, Adolf Hitlers Partnerin, genannt. Oder auch Stalins Gattin Nadeschda Allilujewa.
Die dritte mögliche Motivation der Frauen ist die eigene Machtgier. Eine Vertreterin: Maos Ehefrau Jiang Qing. "Sie war nicht nur auf Macht aus, sie war offensichtlich auch von einer starken ideologischen Überzeugung getrieben."
Die AZ hat sich die Liebe von fünf Machthabern angeschaut.
Mussolinis Amore-Wirrwarr

Italiens Machthaber liebte Claretta Petacci (1912-1945) so heftig, dass er ihr die Nase brach. Foto: imago
Mit mehr als 400 Frauen, – am liebsten waren ihm Damen mit großen Brüsten – soll Italiens faschistischer Machthaber Benito Mussolini (1883-1945) geschlafen haben. Affären, Liebeleien und am liebsten parallel – Mikkelsen konstatiert im Buch: "Mussolini muss sexsüchtig gewesen sein." Ein Arzt soll ihm sogar explizit geraten haben, nur noch eine Liebhaberin zu haben.
Weiter heißt es: "Seinem turbulentem Liebesleben chronologisch zu folgen, das ist, als baue man einen Turm, der letztendlich unter seinem eigenen Gewicht kollabiert – verdienterweise."
Verliebt war er erst in Rachele Guidi – angeblich hat es Mussolini erst bei ihrer Schwester probiert, kassierte aber einen Korb. Rachele soll wenig gebildet gewesen sein, und Mussolini machte sich im Rausch mit seinen Spezln gern über ihre Rechtschreibfehler lustig. Sein Alkoholkonsum wurde zunehmend zum Problem in der Beziehung. Die Frauengeschichten wollte sie ihm verzeihen, die Alkoholexzesse nicht.
Zunächst wohnten die beiden nicht einmal zusammen, bis Mussolini mit einer Pistole zu ihren Eltern marschierte und so die Erlaubnis erzwang. Im Jahr 1910 kam die erste gemeinsame Tochter Edda zur Welt.
Während seiner Zeit in Mailand ab 1912 folgten zig Affären, unter anderem mit der Britin Leda Rafanelli. Sie war selbstbewusst und eigenständig – eigentlich genau das Gegenteil, was Mussolini wohl von einer Frau erwartete. Aber er verliebte sich trotzdem, was nach kürzester Zeit scheiterte. 1914 heiratete er seine frühere Geliebte Ida Dalser. Auch sie bekam ein Kind von ihm: Benito Albino.
Als Mussolini an Typhus erkrankte trafen sich Ida und Rachele im Krankenhaus. Es folgte eine Prügelei und noch viel mehr Wirrwarr um Mussolinis Frauen.
Um Rachele zu beschwichtigen, heiratete Mussolini auch sie und sie bekamen ihr zweites Kind. Weil ihn Ida im Streit mit einer Waffe bedrohte, wollte er sie loswerden und ließ alle Ehe-Unterlagen vernichten. Sie starb 1937 an einer Hirnblutung.
Seiner letzten Gespielin Claretta Petacci brach er beim Sex sogar die Nase. Ihr gegenüber bezeichnete er sich als Bulle und sie sei die Kuh.
Kim Jong-uns geheime Liebe

Was weiß man über Kim Jong-uns Ehefrau? Dass sie Handtaschen von Christian Dior mag. Für eine Nordkoreanerin soll Ri Sol-ju, so ihr Name, auch recht groß sein: 1,65 Meter.
Sonst sind die Informationen eher mau. Die Hochzeit wurde nur nebenbei bestätigt, zum ersten Mal war das Paar 2012 zusammen auf einer Veranstaltung zu sehen. Die Hochzeit könnte möglicherweise schon 2009 stattgefunden haben, wird gemutmaßt. Damals war Ri Sol-ju erst 19 oder 20 Jahre alt. Sie stammt aus einer priviligierten Familie, singt gerne und oft patriotisch.
2012 soll Ri Sol-Ju angeblich ein Mädchen bekommen haben – aber auch all das lief unter Geheimhaltung ab. Der südkoreanische Geheimdienst vermutet ja, dass die beiden mittlerweile bereits drei Kinder haben.
Übrigens: Seine Ex-Freundin Hyon Song-wol soll Nordkoreas Machthaber getötet haben – diese Gerüchte kursierten jedenfalls. Zuvor hatte sein Vater die Beziehung unterbunden.2014 trat sie allerdings wieder im Fernsehen auf – sehr lebendig.
Assads Vorzeige-Lady

Der syrische Herrscher Bashar al-Assad mit seiner Frau Asma. (Foto: imago)
Die aktuelle First Lady Syriens heißt Asma al-Assad und ist schon so manches Mal von Modezeitschriften in den Himmel gelobt worden, obwohl sie an der Seite eines Mannes lebt, der Syrien die Hölle bereitet.
In gehackten E-Mails ist zudem zu lesen, dass sie, während von Bashar al-Assads Regime Zivilisten getötet wurden, im Internet eine teuere Vase shoppte. Oder sie wünschte sich eine Vorpremiere des neuen Harry-Potter-Films. Sie fragte ihren Mann auch, ob sie sich ein Fondue-Set bei Amazon bestellen könnten. Als wäre in ihrem Land nicht Krieg und ihr Mann kein Diktator.
Vor einer Freundin soll Asma ebenso geprahlt haben: "Hör zu: Zu Hause bin ich der Diktator."
Nach außen hin soll ihr Bild aber ein anderes sein. Im Buch heißt es weiter: "Das offizielle Instagram-Konto des Regimes zeigt Asma in Kindergärten, in Krankenhäusern und in der Suppenküche, und es gibt keinen Zweifel daran, dass ihr Engagement für Kinder und Jugendliche echt ist, zumindest von Fall zu Fall."
Josef Stalin: Vergewaltigt, verlobt, verheiratet

Die große Liebe von Josef Stalin (1878-1953) hieß Ketewan Swanidse. Sie habe sein Herz zum Schmelzen gebracht, schwärmte er über die Näherin. Er schrieb ihr sogar Gedichte und Lieder.
Das war vor der Heirat.
Danach war sie für den Haushalt zuständig und musste bangen, dass ihr Gatte lebend nach Hause kam. Lange hielt das Liebesglück nicht, weil Stalins Frau nach 17 Monaten Ehe an einer Lungenentzündung starb. In dem Buch heißt es, er habe an ihrem Grab gesagt: "Dieser Mensch hat mein steinernes Herz erweicht." Er habe nun keine warmen Gefühle mehr übrig für Menschen.
1917 übernahm Lenin die Macht. Stalin gehörte zum Revolutionären Militärrat. Er vergewaltigte seine Sekretärin Nadeschda Nadja Allilujewa und stimmte danach zu, sie auch zu heiraten. Bei der Vergewaltigung wurde der Sohn Wassili gezeugt. Bei der Frage, was mit seinen Kindern sei, deutete er auf seine Frau und sagte: "Das sind ihre."
Er nutzte seine Frau auch als Lenin-Spionin. Sie litt Zeit ihres Lebens an Depressionen, Migräne und Herzproblemen. Als sie Stalin verlassen wollte, konnte er sie noch einmal zum Bleiben überreden. Später erschoss sie sich und verurteilte Stalin in ihrem Abschiedsbrief – sowohl was ihr Privatleben als auch seine Politik betraf. Stalin sagte über ihren Tod: "Sie verließ mich als eine Feindin.."
Sie lehnte Idi Amin ab

Prinzessin Elizabeth Bagaya, Tochter des letzten Königs des abgeschafften Königreichs Toro in West-Uganda. Foto: imago
Im Buch von Mikkelsen heißt es: "Das Sexleben von Idi Amin war möglicherweise das Normalste an ihm." Und: "Er fraß jede hübsche Frau mit den Augen auf." Egal ob Schulmädchen oder Professorin.
Seine einzige Ministerin Elizabeth Bagaya umgarnte Ugandas Schlächter (1928-2003) schamlos, aber: Sie wollte nicht. Er fürchtete offenbar auch ihre Intelligenz und feuerte sie schließlich.
Sie wurde später die Führerin einer Exilgruppe gegen Amin. Zu Fuß und verkleidet wie ein Bauernmädchen floh die Anwältin nach Kenia.
Seinen vier Frauen schickte Amin übrigens 1974 allen den gleichen Brief mit der Nachricht: "Ich lasse mich von dir scheiden." Und dann heiratete er ein fünftes Mal.