Mordprozess gegen Amanda Knox: Engel oder eiskalte Mörderin?
PERUGIA - Wegen Sex-Spielen: Die schöne Amanda Knox (23) soll in Perugia ihre britische Kommilitonin ermordet haben. Am Freitag fällt das Urteil.
Es geht um Sex-Spiele, Drogen und Mord. Es geht um eine bildschöne Angeklagte, die wahlweise als kalter „Engel mit Eisaugen“ oder als verträumte, unschuldige „Amelie von Seattle“ dargestellt wird – in Anlehnung an die Hauptdarstellerin in „Die fabelhafte Welt der Amelie“.
Und am Freitag geht es für die 23-jährige Amanda Knox um schuldig oder unschuldig. Dann werden die Richter im italienischen Perugia das Urteil in einem spektakulären Mammutprozess fällen. Hat die amerikanische Austauschstudentin im November 2007 die britische Mitstudentin Meredith Kercher kaltblütig ermordet?
Für die Staatsanwaltschaft ist alles klar: Amanda und ihr ehemaliger italienischer Freund Raffaele Sollecito sollen für die gemeinschaftlich begangene Tat lebenslang in Haft.
Die 22-jährige Meredith war halbnackt und mit durchgeschnittener Kehle in ihrer gemeinsam mit Amanda gemieteten Wohnung in Perugia gefunden worden. Die Anklage geht davon aus, dass die Britin vergewaltigt und ermordet wurde, weil sie sich weigerte, bei Sexspielen mitzumachen. Alle Täter sollen zuvor Haschisch geraucht haben. „Es war Mord in Verbindung mit sexueller Gewalt“, sagte Staatsanwalt Giuliano Mignini in seinem Plädoyer.
Der dritte Mann, der 22-jährige Rudy Guede, war in einem abgekürzten Verfahren bereits zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Er wird von Knox und Sollecito als alleiniger Mörder dargestellt. Doch die Staatsanwaltschaft glaubt, das widerlegen zu können.
Am Tatort wurden DNS-Spuren beider gefunden, von Knox sogar auf dem Griff der mutmaßlichen Tatwaffe, einem Messer. Mit ihm soll sie die Kehle Merediths durchschnitten haben, als diese sich gegen die Sex-Spiele wehrte. „Amanda hasste Meredith“, schloss der Staatsanwalt. „Ich habe sie nie gehasst“, verteidigte sich Amanda unter Tränen.
Als belastend gilt auch, dass sich Knox in den ersten Vernehmungen in Widersprüche verwickelt hatte. Wie Sollecito sitzt sie bereits seit zwei Jahren in Untersuchungshaft.
Sie ist dünner geworden, auch dünnhäutiger. Zu Beginn des Hauptverfahrens im Januar 2009 erschien Knox gut gelaunt, selbstbewusst und in bunten Kleidern. Inzwischen wirkt sie eher wie ein eingeschüchtertes Mädchen, meist in unschuldiges Weiß gekleidet.
Ihre Figur und ihr mädchenhaftes Aussehen sind nicht nur im Internet zum Kult geworden. In den USA werden etwa „Free Amanda“-Tassen und T-Shirts verkauft. Eine ganze Industrie hat sich um sie aufgebaut. Im Internet kursieren immer neue Theorien über ihre Verstrickung in die Tat oder ihre Unschuld. Amanda Knox wird auch nach dem Urteil ein Mysterium bleiben.
- Themen:
- Mörder