Mordkommission ermittelt im Fall der fünf getöteten Kinder

Fünf Kinder sind tot, nur eines hat überlebt. Tatverdächtig: die 27 Jahre alte Mutter. Das Verbrechen von Solingen schockiert. Wie konnte das passieren, was war das Motiv? Viele Fragen sind noch offen.
von  dpa
Ein Teddybär und Kerzen liegen und stehen vor einem Haus. Eine 27-jährige Mutter soll in Solingen fünf Kinder umgebracht haben.
Ein Teddybär und Kerzen liegen und stehen vor einem Haus. Eine 27-jährige Mutter soll in Solingen fünf Kinder umgebracht haben. © Marcel Kusch/dpa

Nach dem gewaltsamen Tod von fünf Kindern in Solingen in Nordrhein-Westfalen rückt nun die Aufklärung in den Mittelpunkt. Tatverdächtig ist die 27-jährige Mutter.

Die Ermittler wollen nach dem Fund der Opfer Nachbarn befragen und bei einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag (16.45 Uhr) über die Hintergründe des Falls informieren.

In der Nacht war vor dem Wohnhaus Stille eingekehrt. Bedrückte Menschen zündeten weitere Kerzen vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses an. Dazu wurden Blumen und Teddybären als Zeichen der Trauer abgelegt. Am frühen Freitagmorgen waren kaum noch Menschen vor Ort. Die Polizei baute die Absperrungen um das Haus in Solingen-Hasseldelle zurück.

Die Leichen der Kinder waren am Donnerstag entdeckt worden. Die 27 Jahre alte Mutter war nach Angaben der Polizei nicht in der Wohnung. Sie habe sich etwa eine Viertelstunde, bevor die toten Kinder entdeckt wurden, am Düsseldorfer Hauptbahnhof vor einen Zug geworfen und werde schwer verletzt im Krankenhaus behandelt. Die Großmutter der Kinder hatte die Polizei per Notruf nach einem Kontakt zu ihrer Tochter alarmiert. Weitere Informationen, auch zum Gesundheitszustand der Mutter, gab die Polizei am Freitag bis zum Mittag nicht bekannt.

Eine Mordkommission ermittelt. Die Todesursache der Kinder werde im Rahmen der Ermittlungen und einer Obduktion geklärt, teilte die Polizei mit. Die getöteten Kinder sind drei Mädchen im Alter von 18 Monaten, zwei und drei Jahren sowie zwei Jungen im Alter von sechs und acht Jahren.

Ein weiteres Kind, ein elf Jahre alter Junge, hatte die Mutter, die Deutsche ist, zunächst zum Hauptbahnhof in Düsseldorf begleitet. Dann fuhr das Kind alleine weiter zu einer Großmutter nach Mönchengladbach. „Er befindet sich im sicheren Familienumfeld”, erklärte die Polizei.

Am Donnerstagabend versammelten sich viele Menschen vor dem Mehrfamilienhaus, in dem immer noch Ermittler waren. Nachbarn stellten Kerzen auf, sie legten Blumen und ein Kuscheltier als Zeichen der Trauer ab. Gegen Mitternacht wurden die Leichen der Kinder abtransportiert.

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) war nach einem Besuch am Tatort sichtlich schockiert. „Heute ist ein Tag, an dem wir in Solingen sehr traurig sind, weil eine Tat geschehen ist, die uns tief ins Herz getroffen hat”, sagte Kurzbach. Er wolle ein kurzes Gebet sprechen. Am Abend gab es eine Schweigeminute vor dem Haus.

Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) äußerte seine Erschütterung. „Das lässt einen im Tagesgeschäft innehalten” und an die „wichtigen Dinge im Leben” denken, sagte Laschet am Freitag in Düsseldorf.

Der Fall deutet nach Ansicht des Kriminalexperten Axel Petermann auf Hilf- und Perspektivlosigkeit der Mutter hin. Mögliche Warnzeichen für die Tat seien zudem womöglich wegen der Coronavirus-Pandemie nicht rechtzeitig erkannt worden, sagte Petermann der Deutschen Presse-Agentur. So sei beispielsweise denkbar, dass durch das Ausfallen von Schulunterricht und Kindergartenbetreuung Mechanismen nicht greifen konnten, die sonst Hilfe oder Unterstützung ermöglicht hätten.

© dpa-infocom, dpa:200904-99-425035/5

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