Moderner Strafvollzug: Hunde für Häftlinge

Es ist ein ungewöhnliches Pilot-Projekt. Mit Hilfe von Vierbeinern soll die Resozialisierung von Gefangenen verbessert werden. Der Kinofilm „Underdogs“ ist das Vorbild
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Mit ihren Hunden machen diese Häftlinge einen Hofgang.
dpa Mit ihren Hunden machen diese Häftlinge einen Hofgang.

Es ist ein ungewöhnliches Pilot-Projekt. Mit Hilfe von Vierbeinern soll die Resozialisierung von Gefangenen verbessert werden. Der Kinofilm „Underdogs“ ist das Vorbild

BÜTZOW Normalerweise ist es eher umgekehrt: Viele Kino-Filme werden nach dem realen Leben gedreht. Doch bei „Underdogs“ von Jan-Hinrik Dreves war es anders. Seine erfundene Geschichte über einen gewalttätigen Gefangenen, der im Rahmen eines Resozialisierungsprogrammes einen Welpen zum Blindenhund ausbilden muss, ist das Vorbild für ein Pilotprojekt im Gefängnis von Bützow (Mecklenburg-Vorpommern). Drei Häftlinge haben dort künftig einen tierischen Begleiter.

Ben, Wotan und Paco heißen die Labradoodie (das ist eine Mischung aus Labrador und Pudel). Sie leben mit ihrem „Paten“ rund um die Uhr in deren Haftraum. Die Gefangenen sind, so Karsten Diszmann, Sprecher des Justizministeriums in Schwerin, zur AZ, 24 Stunden für das Wohlbefinden der ihnen anvertrauten Tiere verantwortlich. Sie sorgen für das Futter, gehen mit den knapp zweijährigen Hunden Gassi und beschäftigen sich auch sonst mit ihnen.

Bisher wurden gute Erfahrungen gemacht

Justizministerin Uta-Maria Kuder: „Ich erhoffe mir, dass die Strafgefangenen auf diese Weise Schritt für Schritt ein neues verantwortungsbewusstes und soziales Verhalten lernen. Bei der Versorgung und Pflege der Hunde sind Regelmäßigkeit, Fürsorge und Ausdauer entscheidend. Das sind wichtige Verhaltensweisen, die Voraussetzungen für ein straffreies Leben nach der Haft darstellen.“

Das Projekt „Hunde im sozialen Einsatz“, das erst jetzt vorgestellt wurde, aber bereits im Oktober 2008 gestartet ist, läuft nach den bisherigen Erfahrungen sehr positiv an. Ministeriumssprecher Diszmann: „Wir haben bisher beobachtet, dass die drei mit den Tieren sehr gut, fürsorglich und vor allem verantwortungsvoll umgehen.“ Das Pilotprojekt soll zunächst zwölf Monate laufen und bei Erfolg fester Bestandteil des Strafvollzuges werden.

Außer der Resozialisierung kann die Betreuung der jungen Hunde auch noch einen zweiten Zweck erfüllen: Die Tiere werden gestellt von der Kynos-Stiftung „Hunde helfen Menschen“, die die Vierbeiner in einer Spezialausbildung für die spätere Arbeit als Begleittiere für Menschen mit verschiedenen Handicaps, zum Beispiel Blinde, schult.

In Gefängnis Bützow hat man übrigens Erfahrung mit Tieren im Strafvollzug: Dort werden auch Schafe, Schweine, Ziegen und Kaninchen gehalten. Michael Heinrich

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