Mitten auf der Reeperbahn: Schwerverbrecher Wolf gefasst!
HAMBURG - Es ist das Ende einer wilden Flucht durch ganz Deutschland: Der Schwerverbrecher Thomas Wolf ist wieder in Haft. Zielfahnder konnten den 56-jährigen Entführer und Erpresser am Donnerstagabend gegen 18.30 Uhr festnehmen - auf der Hamburger Reeperbahn. Wolf leistet keinen Widerstand.
Auf der Reeperbahn schlugen die Zielfahnder zu: Thomas Wolf, der meistgesuchte Schwerverbrecher Deutschlands, ist gefasst. Um 18.30 Uhr gestern Abend klickten die Handschellen vor einem Lokal auf der Vergnügungsmeile in St. Pauli. Wolf habe sich "widerstandslos festnehmen lassen", sagte ein Polizeisprecher. Und: "Wir hatten einen Hinweis, dass er dort zu finden ist."
Es ist das Ende einer wilden Flucht durch ganz Deutschland. Jahrelang hatte Wolf seine Fahnder genarrt. 1999 war der wegen räuberischer Erpressung verurteilte Mann aus der JVA Moers geflohen und lebte fast neun Jahre lang völlig unerkannt in Frankfurt. Er gab sich als niederländischer Geschäftsmann David van Dijk aus. Er lebte von der Beute eines Bankraubs, den er im April 2000 in Hamburg begangen hatte. Selbst seine Freundin ahnte nichts von seiner dunklen Vergangenheit.
Er entführte die Frau eines Bankiers und erpresste 1,8 Millionen
Bis Ende vergangenen Jahres – da tauchte Wolf völlig unerwartet wieder ins kriminelle Leben ein. In Wiesbaden entführte er die Frau eines Bankiers und erpresste von ihm 1,8 Millionen Euro. Anschließend flüchtete er in einem Mietauto – und fuhr völlig ungerührt quer durch Deutschland. Er gab sich dabei keine allzu große Mühe, seine Spuren zu verwischen. Erst im April machte er auch in München Station, kaufte in einem Edeka-Markt ein, bei einem Fahrradhändler und beim Kik-Textildiscounter
Die Belege für seine Einkäufe fanden die Fahnder später in einem gestohlenen Auto mitten in einem niedersächsischen Wald. Hier hatte Wolf zuletzt campiert und war, von Jägern aufgeschreckt, auf dem in München gekauften Fahrrad ohne Sattel geflohen.
Wolf ist ein Meister des Verstellens
Auch in Berlin und Bremen lief Wolf ungerührt herum, er suchte eine Wohnung, ging ins Schwimmbad, kaufte ein. Obwohl sein Fahndungsplakat überall aushing, obwohl er zu diesem Zeitpunkt auf der BKA-Liste der meistgesuchten Verbrecher ganz oben stand.
Sein Trick: Wolf ist ein Meister des Verstellens. Er ist ausnehmend freundlich, er wirkt gepflegt, er fällt nicht auf. Außerdem ist er hochintelligent, spricht mehrere Fremdsprachen fließend. In einigen kann er sogar Dialekte täuschend echt nachahmen. Wer ihm gegenübersteht, würde vermutlich nicht ahnen, dass er einen Schwerverbrecher vor sich hat, der erst im Knast den Hauptschulabschluss nachmachte.
Bei seiner Festnahme gab er sich schweigsam
Bei seiner Festnahme gestern Abend gab sich der sonst so redegewandte Wolf allerdings ungewohnt schweigsam. Erst das BKA identifizierte ihn dann zweifelsfrei. Gestern befand sich Wolf noch in Hamburg, heute soll er nach Frankfurt am Main überstellt werden. Auf einer Pressekonferenz will die Polizei heute Details der Festnahme bekannt geben.
Ihre Freude konnten die Ermittler jedenfalls schon gestern Abend schwer zurückhalten. Thomas Wolf oder David van Dijk oder Paul Gathercole, wie er sich unter anderem nannte, hat die Polizei jahrelang erfolgreich genarrt.
Nur was bewog ihn, wieder kriminell zu werden? Ging ihm das Geld aus? Profiler halten einen anderen Grund für wahrscheinlicher: Wolf ist ein Soziopath. Er wollte den Kitzel des Abenteuers nochmal spüren. Er hält sich offenbar für den genialsten Menschen der Welt – und dass die Polizei ihn mal schnappen könnte, ist in seiner Gedankenwelt undenkbar. Doch da hat sich Thomas Wolf getäuscht.
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