Mit Sport gegen Spielsucht und Übergewicht: Der Weg ist das Ziel

Wenn man unzufrieden ist und es nichts im Leben gibt, an dem man sich hochzuziehen vermag, kann Sport Wunder bewirken – so, wie bei Chris Rommel, der sich von der Spielkonsole weg und in die Berge trainiert hat.
Chris Rommel: Als "Diät zu seinem Hasswort wurde
Der 34-Jährige von der Schwäbischen Alb wog einmal knappe 100 Kilogramm. Unzufriedenheit im Job, Spielsucht und viele Süßigkeiten aus Frust waren die Ursachen. Mit Diäten versuchte er, das überschüssige Gewicht loszuwerden – doch der Jo-Jo-Effekt holte ihn immer wieder ein. "Seitdem ist 'Diät' zu meinem Hasswort geworden", sagt Rommel.
100-Kilometer-Megamarsch mit Start in München
Eine ausgewogene Ernährung hingegen helfe, sich langfristig wohlzufühlen, sagt der dreifache Vater, der seit zwei Jahren vegan lebt. Doch das ist nur eine der beiden Stellschrauben, an denen Rommel gedreht hat.
2012 wandert er zum ersten Mal. Als Untrainierter geht er mit seinem Vater den Jakobsweg, ganz ungezwungen und ohne ein festes Ziel. Drei weitere Male nehmen sie sich in den nächsten Jahren Teilstücke der Strecke vor. Einmal schaffen sie es in nur fünf Tagen 100 Kilometer weit bis in die Schweiz. 2018 folgt der Wandel zum eisernen Hobbysportler. Ein Kumpel überredet Chris Rommel zu einem 100-Kilometer-Megamarsch mit Start in München.
Nach einem viermonatigen Training läuft er bei Kälte, Starkwind, Regen und Schnee in 22,5 Stunden ins Ziel. "Durch die Hölle gehen könnte ich es nennen", so Rommel. Die letzten 20 Kilometer schleift er sich regelrecht ins Ziel, seinen Freund haben bereits vorher die Kräfte verlassen. Zwei Wochen Muskelkater folgen.
Chris Rommel: In acht Stunden um den Starnberger See
Doch die Erfahrung prägt Rommel. Seitdem ist er vom Sport angefixt. Neben Krafttraining gehören für den Vater aus dem Lenninger Tal (Baden-Württemberg) mittlerweile auch Wanderungen zwischen 20 und 30 Kilometern dazu. Einen 100-Kilometer-Marsch hat der 34-Jährige auch schon in 14 Stunden geschafft. Dennoch zählt für den Schwaben nicht der Leistungsdruck, sondern Familie, Arbeit und Sport "unter einen Hut zu bringen".
Auch bei der Dreikönigstour um den Starnberger See Anfang Januar war der Hobbysportler am Start. 50 Kilometer in weniger als zwölf Stunden waren das Ziel. Eine Herausforderung, doch auf Kräftemessen und Konkurrenzdenken kam es dabei nicht an. Der Lauf wurde durch freiwillige Spenden finanziert, das überschüssige Geld ging an Wohltätigkeitszwecke.
Chris Rommels Antrieb: "Mir ein neues Ziel stecken und mich herausfordern"
Einmal um den See: Chris Rommel hat es geschafft – in acht Stunden. Kurz vor Schluss ließ er seinen Sohn, der ihn die letzten 15 Kilometer begleitet hatte, aus der Trage und der Kleine tapste durch die Ziellinie.
"Mir ein neues Ziel stecken und mich herausfordern" – das treibt den Hobbysportler von der Schwäbischen Alb an. "Ich zeige gerne den Leuten den Weg, ihn gehen müssen sie aber selbst", sagt der 34-Jährige.
Seine Highlights bei der Dreikönigstour: die Morgensonne, die sich rot im See spiegelt – und die anderen Läufer, von denen er viele schon kannte, und mit denen er unterwegs ein Schwätzchen hielt. Auch einmal "innehalten" und die Aussicht genießen gehört für ihn dazu. Das Event ist für ihn etwas "Familiäres", bei dem er mit seiner "Wanderfamilie" zusammenkommt. Sein nächstes Ziel: einen Ultra Trail wagen, bei dem eine Wanderung auf Marathontempo trifft.
Vielleicht ist für den einen oder anderen Chris Rommel Motivation und Inspiration, die eigenen Probleme mit Sport anzugehen. Sein eiserner Wille hat Rommel in jedem Fall geholfen, dranzubleiben und eine Sache zu Ende zu bringen, auch wenn der Körper bereits erschöpft ist.