Mit Maxi in die Zukunft

Die beliebtesten Vornamen 2008: Sophie, Marie, Maria, Anna, Johanna, Leonie, Lena, Hannah, Mia und Charlotte bei den Mädchen, Maximilian, Alexander, Leon, Paul, Luca, Felix, Elias,Lucas, David und Tim bei den Buben. Doch was sagt das über unsere Gesellschaft aus?
von  Abendzeitung
Manche sind zum Gähnen, manche zum Schmunzeln, andere zum Weinen: Die Namen, die Eltern ihren wenige Tage alten Kindern geben. Die Deutschen halten es traditionell.
Manche sind zum Gähnen, manche zum Schmunzeln, andere zum Weinen: Die Namen, die Eltern ihren wenige Tage alten Kindern geben. Die Deutschen halten es traditionell. © dpa

MÜNCHEN - Die beliebtesten Vornamen 2008: Sophie, Marie, Maria, Anna, Johanna, Leonie, Lena, Hannah, Mia und Charlotte bei den Mädchen, Maximilian, Alexander, Leon, Paul, Luca, Felix, Elias,Lucas, David und Tim bei den Buben. Doch was sagt das über unsere Gesellschaft aus?

Die Krise macht sich schon bei den Kleinsten bemerkbar. Sophie heißen die Kinder heute, Marie, Maria, Maximilian, Alexander oder Leon. Klassisch sind die beliebtesten Vornamen 2008 – aber auch Namen mit einflussreicher Zukunft.

„Bei den Mädchen sind es Namen mit geistiger Größe, bei den Buben kämpferische“, sagt Joachim Schaffer-Suchomel, Autor des Buches „Nomen est Omen“. „Die Wahl spiegelt die Hoffnung der Eltern in die Zukunft wider.“

Die ist erstmal düster und deshalb braucht es Menschen, die handeln. Schaut man sich die Top Ten der Mädchennamen an, so sind die meisten ein- oder zweisilbig. „Es sind schnelle Namen für Kinder, die einen Wandel herbeiführen werden“, sagt Schaffer-Suchomel. Viele Ende auf einem „i“ oder „ie“. „Diese Frauen handeln intuitiv, rasch und mit Weisheit", sagt der Namensforscher.

Von Herrschernamen und weiblicher Weisheit

Ganz anders die Buben: Maximilian, Alexander, Leon: „Aktive Namen voller Stärke und Macht.“ Leistung und Standhaftigkeit würden diese Herrschernamen symbolisieren. Schaffer-Suchomel: „Besonders Maximilian zeigt, dass in der Rezession die Menschen nach neuen Maximen suchen – und hoffen sie in ihren Kindern zu finden.“

Es sind aber auch konservative Namen. „Man besinnt sich auf die alten Werte zurück“, sagt Schaffer-Suchomel. „Konservatives steht ja auch für Festigkeit.“

Eine Überraschung ist der Name Mia, der es das erstes Mal unter die Favoriten schaffte. Er zeigt, dass die Deutschen bei aller Tradition doch einfallsreich sind. „Wir haben 6000 verschiedene Vornamen von 170 Standesämtern bekommen“, sagt Gerhard Müller von der Gesellschaft für deutsche Sprache, welche die Liste erstellt hat.

Exoten wie Erijon werden selten bleiben

So finden sich auch einige Exoten in der Hitparade: Heaven, Erijon, Giacchino oder Minerva – der Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt (siehe Interview). „Ein Trend ist das aber nicht“, sagt Gerhard Müller. „Erst nach einer Generation gibt es eine neue Mode.“

Das mussten auch alle Stefanies und Christians erfahren. 1979 lagen sie auf Platz eins – heute sind sie nicht mal unter den Top Ten.

Stattdessen sind alte Namen beliebt – besonders in Bayern. Hier stehen Personen aus der Bibel oft Patron: Benedikt etwa, Paul, Lucas, Magdalena, Maria, Hannah. „Die Bindung zur Region ist stark“, sagt Müller. Kein Wunder, dass es in München überdurchschnittliche viele Valentins gibt.

Dabei ticke die Gesellschaft patriarchalisch. Müller: „Eltern geben ihr Töchtern moderne Namen, damit sie eine bessere Partie sind. Bei Buben neigen sie zu traditionellen Namen aus der Familie.“

Und wie wäre es mit Frank-Walter als Vorname?

Ein Kriterium, das sich seit Jahrzehnten in der Namenswahl widerspiegelt: Maria und Anna gibt es in jeder Generation. „Das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Dass heißt, es gibt viele alte und sehr junge Mädchen mit diesen Namen“, sagt Müller.

Prominente aus Sport, Film, Musik oder Politik dagegen sind selten Namenspaten. „Das ist ein ganz geringer Anteil“, so Müller.

Ein Fakt, den Frank-Walter Steinmeier, zu ändern versucht: Der Kanzlerkandidat der SPD unterschlägt in letzter Zeit oft den „Walter“. Klingt Frank alleine stärker? „Ganz und gar nicht“, sagt Schaffer-Suchomel. „Frank-Walter ist eine geniale Verbindung. Frank ist frisch und steht für Freiheit, Walter ist traditionell und der Herrscher des Heeres. Eine tolle, seltene Kombination.“

A. K. Koophamel

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