Mission Polaroid: Analog ist zurück
Die Produktion der Bilder wurde im Juni 2008 eingestellt – jetzt wollen zwei Niederländer die Polaroids retten. 2010 wollen sie die ersten Filme ausliefern. Zielgruppe: Retro-Fans und Nostalgiker.
Am 17. Juni 2008 ging in Enschede in den Niederlanden eine Ära zu Ende. An diesem Tag produzierte Polaroid seinen letzten Film. Danach war Schluss. Die analoge Fotografie war Geschichte, ab sofort wollte Polaroid – die Firma, deren Name untrennbar mit der Sofortbildkamera verbunden ist – die digitale Fotowelt erobern. Wie es ihr einst mit ihrer Sofortbildkamera gelang.
Doch inzwischen ist Polaroid insolvent – und die letzten Filme aus der Produktion aus Enschede erzielen hohe Preise. Bis zu 40 Euro müssen Fotografen derzeit für zwanzig Bilder bezahlen. Dass sich das ändert, dafür wollen Florian Kaps und André Bosman sorgen. Kaps handelt seit Jahren mit den Filmen, Bosman war Produktionsleiter bei Polaroid. Gemeinsam haben sie im November 2008 die niederländische Polaroid-Firma gekauft. Zusammen mit der gesamten Ausrüstung, sie haben sogar altgediente Mitarbeiter übernommen, die teilweise seit den Siebzigern für Polaroid arbeiteten. Über die investierte Summe schweigen sie.
Ab 2010 soll wieder produziert werden. Innerhalb eines Jahres wollen sie wieder Filme entwickeln – im ersten Jahr drei Millionen, das Ziel sind zehn Millionen jährlich.
Polaroid ist wieder gefragt
Die Filme sollen zu einem „halbwegs vernünftigen Preis“ angeboten werden, sagt Kaps. Die Entscheidung, die Fotografie-Legende wiederzubeleben, die der amerikanische Physiker Edwin Herbert Land 1947 erfand, trafen sie aus Leidenschaft – und aus Kalkül. Denn Polaroid ist wieder gefragt. „Es ist wie mit der Vinyl-Schallplatte“, sagt Kaps. Sie schien Ende der Achtziger Jahre mit der Einführung CD am Ende, erholte sich in den letzen Jahren und feierte ein erstaunliches Comeback.
Früher Alltag, ist Polaroid seit der massentauglichen Digitalkamera ein technisches Relikt. Noch vor gut zehn Jahren nutzten alle Polaroid, wenn es schnell gehen sollte. Die Eltern beim Kindergeburtstag, die Polizei bei der Spurensicherung am Tatort. Sie wird Kaps wohl nicht zur alten Technik bekehren können Sein Ziel: von der Massenproduktion vergangener Jahrzehnte – bis zu 100 Millionen Filme verkaufte Polaroid damals pro Jahr – hin zum Nischenprodukt.
Die Zielgruppe, die Kaps und Bosman mit ihren Filmen erreichen wollen, ist eine andere als früher: Künstler, Retro-Fans und Nostalgiker. „Vor allem junge Leute entdecken das Medium gerade für sich“, sagt Kaps. Drücken, schütteln – und dann 90 Sekunden auf das Ergebnis warten. Wie die Aufnahme ausfällt, hängt von der Umgebung ab: Bei Wärme bekommen die Bilder einen leicht gelblichen Stich, bei Kälte einen Blaustich. Die Farben können verlaufen und verschwimmen – gerade die vermeintlichen Fehler, die die Digitalfotografie ausräumte, machen jeden einzelnen Polaroid-Schnappschuss zu einem Abenteuer. Das ist es, was Kaps an Poalroids fasziniert: „Das Ergebnis kann keiner vorhersehen.“
Christoph Landsgesell
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