Mindestens zwölf Menschen sterben bei Herbststürmen

Die ersten heftigen Herbststürme des Jahres haben in mehreren Ländern Europas mindestens zwölf Menschen getötet. Allein in Deutschland gab es seit Sonntag sechs Sturmtote.
dpa |
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Die ersten heftigen Herbststürme des Jahres haben in mehreren Ländern Europas mindestens zwölf Menschen getötet. Allein in Deutschland gab es seit Sonntag sechs Sturmtote. In Großbritannien starben am Montag vier Menschen, in den Niederlanden und in Frankreich je einer.

Berlin - Tief "Burkhard" und Orkantief "Christian" hatten von Westen her Regenfälle und Orkanböen bis Stärke zwölf über Teile Europas gebracht. Besonders in Norddeutschland herrschte Bahn-Chaos, weil Züge ausfielen. Vielerorts kippten Lastwagen auf Straßen. Flugzeuge blieben am Boden. In Frankreich und Großbritannien waren Hunderttausende Haushalte ohne Strom.

Nachdem "Christian" in der Nacht zu Montag in Großbritannien gewütet hatte, zog das Orkantief am Montag nach Deutschland. Vor allem der Norden wurde hart getroffen. Spitzenreiter bei den Sturmgeschwindigkeiten war laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) St. Peter-Ording in Schleswig-Holstein mit 173 Stundenkilometern. "Das Schlimmste ist jetzt aber durch", sagte ein DWD-Meteorologe am Nachmittag. Im Laufe der Woche sollte der Wind bundesweit abflauen.

- DEUTSCHLAND:

Ein Autofahrer und ein minderjähriger Beifahrer wurden am Montag im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen auf der Fahrt von einem Baum erschlagen. Die Identität und das Geschlecht des getöteten Mitfahrers waren zunächst unbekannt. Auch auf einer Landstraße bei Schortens in Niedersachsen wurde eine Autofahrerin vom Baum erschlagen, ebenso wie ein Mann in Flensburg. Bereits am Sonntag starb in einem See in der Nähe von Köln ein Segler, nachdem er mit seinem Boot gekentert war. Bei Sundern im Hochsauerlandkreis ertrank am gleichen Tag ein Angler. Nach Auskunft eines Feuerwehrmannes war sein Boot vermutlich wegen starken Wellengangs umgekippt.

In Norddeutschland gab es am Montag im Bahnverkehr erhebliche Behinderungen: In Schleswig-Holstein kam ab dem Nachmittag der ganze Regionalverkehr zum Erliegen. Auf den Strecken Berlin-Hannover und Berlin-Hamburg gab es wegen orkanartiger Windböen Verspätungen und Ausfälle im Regional- und Fernverkehr. Wie viele Züge genau betroffen waren, stand noch nicht fest. Starke Beeinträchtigungen gab es laut der Deutschen Bahn auch in Hamburg sowie in Niedersachsen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden die Verbindungen eingeschränkt.

Am Flughafen Düsseldorf fielen am Montag mehrere Flüge aus. Auf dem Hamburger Flughafen konnten 1300 Fluggäste in ihren gelandeten Maschinen zunächst nicht aussteigen. Um 14.45 Uhr musste die Abfertigung wetterbedingt eingestellt worden, sagte eine Flughafensprecherin. Zeitweise standen deshalb bis zu 13 Flugzeuge auf dem Vorfeld, zudem wurden mehrere Flüge nach Hamburg gestrichen. In Thüringen kam am Mittag auf der Autobahn 71 zwischen Ilmenau-West und Gräfenroda in beide Fahrtrichtungen der Verkehr zum Erliegen. Bei starkem Wind mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde hatten sich zuvor mehrere Lastwagen quergestellt. Auch der Verkehr auf der A2 in Niedersachsen bei Helmstedt war zeitweise lahmgelegt.

Für die nordfriesische Küste und das Elbegebiet im Norden gab das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine Sturmflutwarnung heraus.

Vielerorts fegten Sturmböen durch Städte wie Frankfurt am Main oder Bremen, wo das Volksfest Freimarkt geschlossen wurde. In Hamburg wurden an vielen Gebäuden Dachziegel abgedeckt, Baugerüste fielen um.

- GROSSBRITANNIEN:

Im Süden Großbritanniens starben am Montag mindestens vier Menschen, zudem galten zwei als vermisst. Eine 17-Jährige schlief in der Grafschaft Kent in einem Wohnwagen, als ein Baum auf ihn fiel und sie tötete. Ein Mann starb nördlich von London in der Grafschaft Hertfordshire, nachdem ein Baum auf sein Auto gestürzt war. In London wurden ein Mann und eine Frau durch eine Gasexplosion in einem Haus getötet. Dutzende Flüge an Europas größtem Flughafen, London-Heathrow, fielen aus und der Zugverkehr kam im Süden des Landes zum Erliegen. Betroffen war auch die Eurostar-Verbindung durch den Kanaltunnel nach Frankreich. Am Montag waren 580 000 Haushalte zeitweise ohne Strom.

- FRANKREICH, NIEDERLANDE und BELGIEN:

Im niederländischen Amsterdam fiel am Montag ein umstürzender Baum auf eine Frau und tötete sie. Die Behörden der Stadt riefen am gleichen Tag die Bürger auf, zeitweise in ihren Wohnungen zu bleiben. Zahlreiche Bahnstrecken vor allem rund Amsterdam mussten wegen umgefallener Bäume und kaputter Leitungen stillgelegt werden. Rund 50 Flüge fielen am Flughafen Schiphol aus. Eine Fähre aus dem englischen Newcastle mit rund 1000 Passagieren konnte den nordniederländischen Hafen in Ijmuiden zunächst nicht erreichen und musste das Ende des Sturms auf offener See abwarten.

Auf der französischen Insel Belle-Île vor der Westküste Frankreichs stürzte am Montag eine Frau wegen einer Sturmböe ins Meer und ertrank. In Westfrankreich waren 75 000 Haushalte am Montagmorgen ohne Strom. Der Fährverkehr zwischen dem nordfranzösischen Calais und Dover in Großbritannien wurde zeitweise unterbrochen. In Belgien rückte die Feuerwehr aus, um zu Boden gefallene Stromkabel wieder aufzuhängen, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete.

- SCHWEDEN und DÄNEMARK:

Auch die Öresund-Brücke zwischen Schweden und Dänemark musste wegen der starken Winde zunächst bis späten Montagabend gesperrt werden. Im Großraum Kopenhagen sorgten umgestürzte Bäume für Beeinträchtigungen im regionalen Zugverkehr. Die dänische Polizei forderte alle Einwohner auf, in ihren Häusern zu bleiben.

- VORHERSAGE FÜR DEUTSCHLAND:

Der Herbststurm des Jahres zieht laut DWD nach Osten ab und sorgt für eine leichte Wetterberuhigung. Im Laufe der Woche soll der Wind bundesweit abflauen. Lediglich an der See muss noch mindestens bis zum Mittwoch mit stürmischen Böen gerechnet werden.

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