Mindestens 65 Tote bei Anschlag auf Nachtzug in Indien

SARDIHA/INDIEN - Schrecklicher Terroranschlag in Ost-Indien: Der Zug entgleiste nach einer Explosion - 65 Menschen getötet, mehr als 200 verletzt – die Behörden machen maoistische Rebellen verantwortlich.
Erst nach drei Stunden erreichen die ersten Retter den Unglücksort. Es bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: Menschen schreien, Schwerverletzte und Sterbende liegen auf dem Boden, aus den Fenstern ragen Arme und Beine. Im Osten Indiens hat es einen verheerenden Anschlag auf einen voll besetzten Fernzug gegeben. Nach einer ersten Bilanz gibt es mindestens 65 Todesopfer und mehr als 200 Verletzte. In den Trümmern der völlig zerstörten Waggons wurden am Freitag noch zahlreiche Opfer vermutet. Zu dem Attentat bekannten sich maoistische Rebellen.
Der Zug mit dem beeindruckenden Namen „Howrah-Kurla Lokmanya Tilak Gyaneshwari Super Deluxe Express“ ist unterwegs von Kalkutta in das mehr als 2000 Kilometer entfernte Mumbay, das im Westen des Subkontinents liegt.
Mitten in der Nacht werden Hunderte von Passagieren plötzlich aus dem Schlaf gerissen. „Es gab einen furchtbar lauten Knall“, berichten später Fahrgäste. Der Zug wird durchgeschüttelt, mehrere Waggons kippen um und werden meterweit über den Boden geschleift. Ein entgegenkommender Güterzug kracht in drei der 13 entgleisten Waggons hinein.
Nicht ganz eindeutig ist zunächst die Unglücksursache. Auf eine Strecke von zehn Metern fehlten die Gleise. Unklar ist, ob sie von den Attentätern herausgesägt wurden oder durch die Bombenexplosion herausgerissen wurden
Überlebende schildern später die Horrorsituation. In dem Zug schreien eingeklemmte Verunglückte um ihr Leben, überall ragen Körper aus den Trümmern. Menschen laufen verzweifelt umher, um Angehörige zu finden. Ein Mann berichtet „Spiegel online“ am Telefon: „Ich vermisse meine Frau. Ich bete jede Sekunde, dass sie lebend gefunden wird.“ Eine Frau weint um ihr Kind, das sich noch in dem zerstörten Zug befindet. Sher Ali, ein Arbeiter, sagt, er habe seine Schwägerin sterben sehen: „Wir konnten nichts tun ihr zu helfen.“
Auch viele Stunden nach dem katastrophalen Anschlag sind Retter noch damit beschäftigt, mit Schneidbrennern Verletzte zu befreien. Unterstützt werden sie von Bewohnern der umliegenden Dörfer, die mit Sägen und Hämmern anrücken.
Indische Züge werden immer wieder Ziel von Anschlägen unterschiedlichster Extremisten. Das Problem ist, dass sich das Schienennetz mit seinen knapp 70000 Kilometern Streckenlänge kaum überwachen lässt. Vor allem da viele Strecken durch sehr dünn besiedelte Regionen führen – wie die, in der sich der jüngste Anschlag ereignete.
Sie gilt als Hochburg der Naxaliten genannten maoistischen Rebellen. Die Bewegung wurde 1967 gegründet und ist mit 10000 bis 20000 Kämpfern in 20 Unionsstaaten aktiv.
Die Maoisten fordern Landbesitz für Arbeiter und Arme und orientieren sich am chinesischen Revolutionsführer Mao Tse Tung.
mh