Millions Münchner Mütter

Wie eine bayerische Privatinitiative dem kleinen Bub aus Äthiopien eine Zukunft gibt – und noch vielen anderen Kindern aus ärmlichsten Verhältnissen ebenfalls
Michael Heinrich |
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Diese vier  kleinen Äthiopier  haben in dem von Münchner Müttern initiierten Kindergarten zum ersten Mal einen Malstift in der Hand
Diese vier kleinen Äthiopier haben in dem von Münchner Müttern initiierten Kindergarten zum ersten Mal einen Malstift in der Hand

Wie eine bayerische Privatinitiative dem kleinen Bub aus Äthiopien eine Zukunft gibt – und noch vielen anderen Kindern aus ärmlichsten Verhältnissen ebenfalls

München Da ist zum Beispiel Million. Ja, der kleine Bub mit der hohen Stirn und den großen Augen heißt wirklich so. Million steht vor einer Kreidetafel, auf der sein Name steht, hält ein Kuscheltier in der Hand und lächelt scheu in die Kamera. Million hat großes Glück hier zu sein: In einem neu erbauten Kindergarten in der äthiopischen Stadt Adigrat – in Privatinitiative errichtet und betreut von Münchner Müttern.

Zwei von ihnen sind Annette Weltz und Karin Staisch, die der AZ von ihrem Projekt erzählen. Und je mehr sie berichten, umso beeindruckter ist der Zuhörer von dem. was diese Frauen in kurzer Zeit geleistet haben. Ihren Anfang nahm die Initiative „Adigrat Vision - Zukunft für äthiopische Kinder“ vor drei Jahren. Da hörten die Freundinnen von einer Bekannten aus Eritrea, wie schlimm die Lage für die Kinder im Norden Äthiopiens ist.

Kindergartenplätze sind Mangelware

Die neun Münchnerinnen – sie selbst haben zusammen 24 Kinder – beschlossen, in der Stadt Adigrat einen Kindergarten zu bauen und zu betreiben. Denn an Betreuung fehlt es am meisten. Viele Äthiopierinnen sind allein erziehend, können wegen der Kinderbetreuung nicht arbeiten gehen, Kindergartenplätze sind Mangelware. Annette Weltz: „Wir wollten die Mütter einfach entlasten – aber den Kinder auch ein Bildungsangebot bieten.“ Davon hatten sich die Münchnerinnen seit 2009 in mehreren Besuchen in Adigrat überzeugt. Sie beschlossen, einen Kindergarten zu bauen, in dem die Kleinen auch in einer Art Vorschule Lesen und Schreiben lernen sollten.

Ein Jahr später bekam der Verein ein Grundstück übereignet, überwand Probleme mit den Behörden und begann im Juni 2012 – unterstützt vom Münchner Architekturbüro Ottmann mit dem Bau. Seit Dezember werden in dem Flachbau 50 Kinder im Alter von drei bis vier Jahren betreut und unterrichtet. „Manche von ihnen haben dann zum ersten Mal einen Stift in der Hand“, sagt Karin Staisch – sichtlich ein bisschen stolz.

Für die Verwaltung geht kein Geld drauf

Jetzt ist der zweite Kindergarten im Bau, soll noch im September eröffnet werden. Betreut und unterrichtet werden die Kinder – es sind die Ärmsten der Armen aus Adigrat –von neun Erzieherinnen. Stolz sind Annette Weltz und Karin Staisch auch darauf, dass bei ihnen kein Geld für Verwaltung draufgeht: „Was wir sammeln und selbst einbringen, kann direkt für die Kinder, das Personal und den Bau verwendet werden. Transport und Organisation machen wir in Eigenregie.“

Davon profitiert auch Million. Er wäre ohne die Münchner Mütter bei einer mit vielen Enkeln überforderten Oma aufgewachsen, nachdem der Vater an Aids gestorben, die Mutter wegen ihrer HIV-Infektion schwer depressiv ist. Aber jetzt kann Million wieder ein bisschen lächeln.

Wer helfen will: Alle Infos gibt’s unter www.adigrat-vision.org

 

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