Millionenmetropole Manila überflutet

In Manila ist am Samstag mehr Regen gefallen, als bei den Überschwemmungen von New Orleans 2005. Mehr als 100.000 Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Tausende mussten auf Baumkronen ausharren.
von  Abendzeitung
Ein Soldat hilft bei dem Transport eines Flut-Opfers
Ein Soldat hilft bei dem Transport eines Flut-Opfers © dpa

In Manila ist am Samstag mehr Regen gefallen, als bei den Überschwemmungen von New Orleans 2005. Mehr als 100.000 Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Tausende mussten auf Baumkronen ausharren.

Nach den schweren Überschwemmungen in Manila und Umgebung laufen die Hilfseinsätze auf den Philippinen auf Hochtouren. Soldaten und Freiwillige hatten am Sonntag tausende Menschen von Dächern und aus Baumkronen gerettet, nachdem Tropensturm Ketsana 80 Prozent der Millionenmetropole und weite Landstriche in der Umgebung unter Wasser gesetzt hatte.

«Wir konzentrieren uns jetzt auf die Verteilung von Nahrungsmitteln und anderen Notwendigkeiten», sagte Verteidigungsminister Gilberto Teodoro am Montag. Nach Angaben der Katastrophenzentrale und aus den Provinzen kamen mindestens 144 Menschen ums Leben. Die meisten ertranken. Die Einsatzkräfte seien angesichts des riesigen Katastrophengebiets überfordert, räumte der Sprecher der Zentrale, Anthony Golez, ein. «Wir sind es gewöhnt, einer Stadt oder einer Provinz zu helfen - aber in diesem Fall haben wir einfach zu wenig Leute in einem zu großen Gebiet.» Fast eine halbe Million Menschen waren betroffen. Es waren die schlimmsten Überschwemmungen in Manila seit mehr als 40 Jahren. 110.000 Menschen waren in Notunterkünften untergebracht.

Tausende Mensche saßen auf Dächern

Über der Millionenmetropole Manila ging nach Angaben von Meteorologen am Samstag mehr Regen nieder als 2005 in New Orleans, wo Hurrikan Katrina die amerikanische Südküste überschwemmte. In den Straßen Manilas stieg das Wasser so schnell, dass sich tausende Menschen nur noch auf die Dächer retten konnten. Soldaten und freiwillige Helfer retteten am Sonntag mehr als 6000 Menschen, die teils zwölf Stunden lang auf ihren Dächern und in Baumkronen ausgeharrt hatten. Die Helfer waren zwar im Dauereinsatz, doch saßen am Abend immer noch Hunderte fest, wie immer verzweifeltere Anrufe bei Radio- und Fernsehstationen zeigten.

Völlige Erschöpfung

Die US-Armee stellte zusätzliche Gummiboote und einen Hubschrauber zur Verfügung, um die völlig erschöpften Menschen in Sicherheit zu bringen. Das Wasser lief zwar ab, aber die Straßen waren mit einer dicken Schlammschicht und durch Geröll und umgeworfene Autos versperrt. «Wir werden unsere Anstrengungen fortsetzen, bis alle Opfer erreicht sind», sagte Verteidigungsminister Gilbert Teodoro. Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo besuchte einige der schwer betroffenen Stadtteile und rief den Notstand aus. Damit werden zusätzliche Gelder für die Rettungsmaßnahmen bereitgestellt. Besonders betroffen war die Provinz Rizal östlich von Manila. Dort kamen allein 66 Menschen ums Leben. Die Stadt Cainta war fast völlig im Wasser versunken. Retter konnte sie Sonntag noch nicht erreichen. Allein in der Stadt Tanay wurden 30 Leichen geborgen. Auch aus Nachbarprovinzen wurden Tote gemeldet, aus Manila 29. Viele Menschen wurden von Wassermassen fortgerissen. Andere ertranken, wurden von Bäumen oder einstürzenden Wänden erschlagen, oder durch Stromschläge und Erdrutsche getötet. Manila war zuletzt 1967 ähnlich schlimm überschwemmt worden. Über die jetzigen Unwetter sagte der Chef der Meteorologiebehörde, Nilo Prisco: «Das kann nur am Klimawandel liegen.» (dpa)

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