Militäreinsatz gegen Plünderer in Chile
CONCEPCION - Nach dem Erdbeben in Chile bricht in dem betroffenen Gebiet zunehmend Anarchie aus. Plünderer ziehen vor allem durch Supermärkte, es kommt zu Schießereien zwischen ihnen und dem Militär. Deswegen geriet sogar die Bergung von Überlebenden zeitweise ins Stocken.
Die Situation im chilenischen Erdbebengebiet wird zunehmend explosiv: Auch zwei Tage nach dem Beben der Stärke 8,8 sind noch immer kaum Wasser und Lebensmittel in der Stadt Concepción, die von dem verheerenden Beben besonders schwer betroffen ist, angekommen. Bürger brechen in Lebensmittelgeschäfte ein und plündern Supermärkte.
Die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet beauftragte das Militär, in den Katastrophenregionen die Sicherheit, aber auch die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Aus Vororten von Concepción wurden Schießereien zwischen bewaffneten Bürgerwehren, Plünderern und dem Militär gemeldet. Marineinfanteristen, die mit gepanzerten Fahrzeugen vorgingen, schossen in die Luft, um die Menschen zu vertreiben.
In der Gemeinde San Pedro de la Paz seien zwei Menschen getötet worden, sagte die Journalistik-Dozentin Claudia Lagos der Nachrichtenagentur dpa. In Concepción gingen ein Kaufhaus und ein Großmarkt nach Plünderungen in Flammen auf. Dabei sollen nach unbestätigten Berichten bis zu 20 Menschen ums Leben gekommen sein. Bis Montag wurden nach amtlichen Angaben in Concepción zudem 55 Personen verhaftet, die sich nicht an das von Präsidentin Bachelet verhängte nächtliche Ausgehverbot hielten.
Bei einem eingestürzten Hochhaus in Concepción musste die Feuerwehr sogar zeitweilig die Bergung von Überlebenden einstellen, weil die Polizei Tränengassalven auf Menschen abfeuerte, die massenhaft Waren aus einem halb zerstörten Supermarkt in der Nähe davontrugen. Als die Polizei mit Tränengas gegen Plünderer vorging, wollte die Feuerwehr gerade einen Retter tiefer in den Trümmerberg schicken. Das musste wegen des Reizgases abgebrochen werden. Später wurden die Rettungsarbeiten dort fortgesetzt.
Chile wurde am Samstag von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 8,8 getroffen, eine halbe Stunde später zerstörte ein Tsunami mehrere Küstenorte. Insgesamt kamen mindestens 723 Menschen ums Leben. Verteidigungsminister Francisco Vidal räumte ein, dass die Marine einen großen Fehler gemacht habe, weil sie nicht sofort eine Tsunami-Warnung herausgegeben habe. (nz/dpa/apn)
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