Miese Betrugsmasche: Was tun beim Catfishing?
Manches im Leben ist zu schön, um wahr zu sein: Man lernt jemanden im Netz kennen, ist überwältigt von dessen Bildern, muss andauernd grinsen, wenn der andere schreibt, und erzählt mit jedem weiteren Tag mehr über das eigene Leben. Aber irgendwas ist schräg an der Situation: Die andere Person will sich nicht auf ein Date treffen. Nicht einmal Video-Calling ist drin. Im besten Fall wird man bloß immer wieder vertröstet, aber es kommt nie zu einem Treffen.
Im schlimmsten Fall endet der Online-Flirt damit, dass man eine Menge Geld verliert. Der Polizei in Bayern zufolge wurden 2023 mehr als 450 solcher Fälle erfasst - die Tatbeute: über fünf Millionen Euro.
Betrug im Netz: Wenn die Person nicht so ist wie es scheint
Dieses Phänomen nennt sich "Catfishing" - basierend auf dem Dokumentarfilm "Catfish" (zu Deutsch: Katzenwels) aus dem Jahr 2010, in dem ein Mann die Suche nach einer jungen Frau filmt, die er im Internet kennengelernt hatte.
Dabei stellt sich heraus, dass sie in Wahrheit eine 40-jährige Hausfrau ist. Catfishing heißt es in Anlehnung an die Legende von Katzenwelsen, die angeblich eingesetzt wurden, um lebende Dorsche auf einer langen Transportfahrt in Bewegung zu halten.
Genau das tun auch die Betrüger im Netz: Das Opfer mit Flirts in Bewegung halten, also das Interesse aufrecht erhalten. Aber warum all das?
Verbraucherzentrale warnt: "Die Ziele sind vielfältig"
"Die Ziele sind vielfältig", sagt Simone Bueb von der Verbraucherzentrale Bayern der AZ. Manche würden es tun, weil sie Aufmerksamkeit und Zuneigung suchen. Im Netz sprechen ehemalige Catfishs anonym über ihre Täuschungen. "Ich hatte ein extrem geringes Selbstbewusstsein", schreibt etwa einer. Eine Frau spricht davon, dass sie sich hässlich fühle und deshalb im Internet jemand anderes sein wollte.
Eine Betroffene berichtet im Gespräch mit der AZ davon, dass ihr Catfish sie mit dem Fake-Profil sie auf ein Date locken wollte. "Auf den Bildern hatte er lockige, schwarze Haare und einen südländischen Look. In echt war er aber blond und weiß und hatte ein ganz anderes Gesicht."
Doch manche Catfishs haben noch perfidere Motive: Sie "nutzen die preisgegebenen Informationen und privaten Details, um die Personen dann im Netz zu mobben und bloßzustellen oder aber um Geld zu erschleichen", sagt Verbraucherschützerin Bueb.
Die Masche funktioniert laut einer Expertin von Parship folgendermaßen: "Sie bauen einen intensiven Kontakt auf und wollen dabei schnell den geschützten Nachrichtenbereich der Online-Plattform, respektive Dating-App, verlassen. Sie schreiben romantisch, schmeicheln ihrem Gegenüber, erfüllen emotionale Bedürfnisse."
Sind sie erst einmal am Haken, "beginnen sie in der Regel, eine tragische Geschichte zu erzählen". Diese sei früher oder später mit der Bitte nach finanzieller Unterstützung verbunden.
Um erst gar nicht in solch eine Situation zu kommen, sollte der Catfish möglichst früh entlarvt werden. Die folgenden Punkte sollen helfen, um sich vor Catfishs zu schützen:
Experten geben Tipps wie Sie Fake-Profile erkennen
Die Landeskriminalpolizei Bayern rät auf Anfrage der AZ, durch eine umgekehrte Bildersuche die bei der Dating-Plattform eingestellten Bilder zu überprüfen. So lässt sich herausfinden, ob die Bilder mehrmals im Netz existieren und zu einer anderen Person gehören. Ein weiterer Hinweis auf einen Catfish ist, dass dieser sich gegen Videochats wehrt.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt, die "persönlichsten und intimsten Details für sich zu behalten und auch nicht leichtfertig Geld zu überweisen, sei die Geschichte dahinter auch noch so rührselig". Eine Expertin von der Dating-Plattform Bumble warnt außerdem vor einer Welle an Komplimenten: "Die Person konzentriert sich stark auf dich, um schnelle emotionale Bindungen aufzubauen."
Plattformen gehen gegen Catfishing vor
Die drei größten Dating-Apps in Deutschland haben auf Anfrage der AZ verraten, wie sie als Plattform dabei helfen, die Echtheit der Flirts sicherzustellen.
Die Dating-Plattform Lovoo beschäftigt demnach eine eigene IT-Abteilung, um Fakes zu bekämpfen. "Durch unser Authentifizierungsverfahren können wir zudem die Identität der Userinnen und User verifizieren", sagt ein Sprecher. So sollen Appnutzer gleich erkennen können, ob sich hinter dem Profil eine echte Person verbirgt.
Auch Tinder nutzt ein Verifizierungsverfahren per Video, teilt das Unternehmen mit. In der App sei zudem eine Video-Call-Funktion inkludiert, um direkt die Echtheit des Kontakts zu überprüfen.
Eine Bumble-Sprecherin sagt: "Wenn ein gemeldetes Profil die Verifizierung nicht besteht, wird es deaktiviert und unsichtbar gemacht." Außerdem biete die App einen Filter an, sodass nur verifizierte Profile angezeigt würden. Datingportale wie Elitepartner gehen sogar soweit, dass sie jedes Profil händisch prüfen, wie eine Sprecherin der AZ mitteilt.
Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen empfiehlt die Polizei bei jedem Online-Kontakt, eine gesunde Portion Misstrauen zu bewahren. Gerade wenn das Gegenüber als zu perfekt erscheine.
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