Mick bin ein Berliner
Sie haben nix zertrümmert, nicht geflucht und nicht mal mit Popcorn geworfen – trotzdem: Die Rolling Stones waren tatsächlich da und eröffneten Woodstock, pardon den Wettbewerb der 58. Berlinale. Mehr mild als wild.
aus Berlin berichtet KIMBERLY HOPPE
Die Stones lächelten, tänzelten und ließen sich 35 Minuten bekreischen. "Mick bin ein Berliner" Jagger konnte den Andrang selbst kaum fassen und nuschelte: "Das ist so geil hier – aber auch schon ein bisschen peinlich." Zusammen mit Keith Richards war er DAS Paar der Premiere. Abends zuvor hatten Bodyguards der Band noch zwei hübsche brünette Mädels vorm Hotel aufgabeln müssen, jetzt hatte Keith ein Schmusetuch mitgebracht, kuschelte aber lieber mit Mick auf dem roten Teppich. Heino Ferch erkannte beeindruckt: "Wahnsinn, die teilen seit über 40 Jahren ihr Leben miteinander. Das klappt nur in einer guten Ehe. Gegen die Stones wirken alle, die danach kommen, wie weichgespült."
Oder besser: wie weich gezeichnet. Das Rock-Opening light hatte für alle Hauptstadt-Promis was Gutes - zwischen Jagger, Richards, Ron Wood und Charlie Watts (zusammen 254 Jahre alt), Regie-Legende Martin Scorsese, den Rock-Röhren Neil Young und Patti Smith sahen alle wie 50 Mal gebotoxt aus. Jessica Schwarz, Heike Makatsch, Meret Becker, Jasmin Tabatabai, Martina Gedeck und Karoline Herfurth glänzten um die Blitzlicht-Wette. Völlig vergeblich. Denn neben den rockenden (Meilen-)Steinen waren diese zwei Traumpaare der Talk: Star-Köchin Sarah Wiener servierte den Kameras ihr hübsches Dekolletee - und erstmals auch Neu-Freund Peter Lohmeyer.
Der spielte seine Rolle als frisch Verliebter nicht gerade Oscar-verdächtig, schaute mehr verknautscht als verturtelt. Dafür hatte die Köchin ihr Fünf-Sterne-Strahlen angeworfen. Schöner denn je zeigte sich auch TV-Talkerin Sandra Maischberger. Ihre Mami passte auf Söhnchen Samuel auf – zusammen mit Ehemann Jan freute sie sich auf die lange Nacht: "Ich habe schon ewig nicht mehr durchgemacht."
Logisch: Für viele heißt Berlinale mehr Bussi als Business, mehr Schönheits- als Filmwettbewerb. US-Star Goldie Hawn hatte sich selbst eingeladen und war etwas enttäuscht, dass sie im Eröffnungs-Wirbel unterging. Selbst die noch hierzulande relativ unbekannte Shu Qi (sprich: Schuh Ski), Erotik-Sternchen aus Taiwan und neben Diane Kruger Jury-Mitglied, heimste mehr Blitzlicht ein. Viele hoffen auf eine "Berlinackte Reloaded" nach der legendär-lasziven Bai Ling 2005. Doch Fräulein Qi hält sich bis dato bedeckt: "Ich bin zum Arbeiten hier." Na, klar. Dafür äußerte bereits Jury-Präsident Constantin Costa-Gavras: "Diese Frau ist sooo entzückend!"
Entrückt ging es auf der Aftershow-Party zu. Nach der glamourösen, aber gähnend spannenden Gala – selbst Wir sind Helden konnten die 08/15-Moderation von Katrin Bauerfeind nicht retten – warteten 2000 Schampus-Flaschen auf die Gäste. Politiker wie Joschka Fischer und Rezzo Schlauch (im Rock'n'Roll-Shirt aus dem Internet) schauten zwar beim Buffet vorbei, doch die meisten Paare (und solche, die es werden wollen) schwänzten die offizielle Party und rollten lieber wie die Stones ins Hotel – oder gegen Mitternacht ins "Borchardt".
Stoned war an diesem Abend kaum jemand, schließlich herrscht auch in der Hauptstadt Rauchverbot. Darauf muss sich vor allem Mr. Bollywood einstellen: Super-Star Sha Rukh Khan liegt zwar ganz Asien zu Füßen, doch auch für den Kettenraucher King Khan gibt es keine Ausnahme – er muss zum Paffen raus in die Berliner Kälte. Die Fans wird's freuen. So haben sie wenigstens bei seiner Premiere "Om Shanti Om" vorm International die Chance, ihn filmreif anzufeuern…