Michael Jacksons Vater soll nichts erben

LOS ANGELES - Während weiter über Betäubungsmittel im Hause Jackson spekuliert wird, ist ein letzter Wille des Popstars aufgetaucht. Darin kommen seine Mutter und seine Kinder vor. Aber sind es biologisch betrachtet wirklich seine?
Er hatte die Ranch längst verlassen. Nach seinem Tod werden die Fans nun wieder dorthin pilgern, um an Michael Jacksons ehemaligem «Neverland»-Anwesen von ihrem Idol Abschied zu nehmen. Genau eine Woche nach dem Tod des Sängers soll Jacksons Leiche am Donnerstag in das rund 200 Kilometer von Los Angeles entfernte Anwesen nahe Santa Barbara gebracht werden. Am Freitag soll dann die Öffentlichkeit Gelegenheit haben, den aufgebahrten Leichnam zu sehen, berichtete der US-Sender CNN. Für Sonntag sei eine Trauerfeier im Kreis der Familie geplant, hieß es weiter. Über den Beisetzungsort wurde zunächst nichts bekannt.
Unterdessen machten weitere Hinweise auf möglichen Medikamentenmissbrauch Jacksons Schlagzeilen. In Michael Jacksons Villa sei ein starkes Betäubungsmittel sichergestellt worden, berichtete der Internetdienst TMZ unter Berufung auf nicht näher genannte Insider. Die Ermittler hätten das Narkotikum Propofol in dem Haus in Bel Air gefunden.
Eine Krankenschwester, die im Januar Jacksons Kinder behandelt hatte, sagte dem Sender CNN, der Popstar habe sie um ein starkes Schlafmittel gebeten. Sie habe es jedoch abgelehnt, ihm die verschreibungspflichtige Medizin zu besorgen, versicherte Cherilyn Lee. Sie habe ihn vielmehr gewarnt, dass das Mittel gefährlich sei und er möglicherweise nicht mehr aufwachen würde. Vier Tage vor Jacksons Tod habe ein Mitarbeiter des Sängers angerufen und ihr geschildert, dass Jackson über eine kalte und eine heiße Körperhälfte klagte. Sie habe sofort dazu geraten, ein Krankenhaus aufzusuchen, sagte Lee.
Vater scheint nicht im Testament auf
Die offizielle Obduktion am vorigen Freitag war ohne endgültiges Ergebnis geblieben. Das Ergebnis toxikologischer Untersuchungen wurde erst in mehrere Wochen erwartet. Auch eine unabhängige Autopsie, die von Jacksons Familie in Auftrag gegeben wurde, brachte noch kein Resultat.
Ein Testament des «King of Pop» aus dem Jahr 2002 wurde am Dienstag zur Prüfung bei einem Gericht vorgelegt. Zunächst hatten seine Eltern Joe und Katherine behauptet, ihr Sohn habe kein gültiges Testament hinterlassen. Ein früherer Berater des Popstars befand sich im Besitz der Papiere. Familienanwalt Londell McMillan gab über Jacksons letzten Willen aber nichts preis. Dem «Wall Street Journal» zufolge wollte Jackson sein Vermögen zwischen seiner Mutter, seinen drei Kindern und sozialen Einrichtungen aufteilen. Der Vater und seine beiden ehemaligen Ehefrauen sind in dem Papier offenbar nicht bedacht.
Hautarzt als Kindsvater?
Mit einem Tanz- und Gesangsmarathon nahmen Tausende Fans am Dienstag in New York von ihrem Idol Abschied. In dem legendären Apollo-Theater, wo der junge Sänger zu Beginn seiner Karriere gemeinsam mit seinen Brüdern aufgetreten war, gingen um 17.26 Uhr kurz die Lichter aus. Die Schweigeminute fand zur der Uhrzeit statt, zu der der Sänger am vorigen Donnerstag von den Ärzten in Los Angeles für tot erklärt worden war.
Berichte, die Jacksons Vaterschaft anzweifelten, sorgten am Dienstag für weiteres Aufsehen. Der Internetdienst Usmagazine.com meldete unter Berufung auf mehrere Quellen, dass nicht der Popstar, sondern sein früherer Hautarzt Arnold Klein der biologische Vater der Kinder Prince (12) und Paris (11) sei. Ihre Mutter Debbie Rowe, die bei Klein als Praxishelferin arbeitete, und der Samenspender hätten einen Stillschweigevertrag unterschrieben, damit die Wahrheit nie ans Licht kommen würde, hieß es. Klein lehnte es ab, auf diese Behauptungen einzugehen.
«Verletzend und heimtückisch»
Rowe wies unterdessen einen Bericht des Internetdienstes TMZ zurück, dass sie nicht die leibliche Mutter sei, sondern befruchtete fremde Eizellen ausgetragen habe. Diese Gerüchte seien «besonders verletzend und heimtückisch», teilte Rowe durch ihre Anwältin Marta Almli mit. Über die Mutter von Jacksons jüngstem Kind, Blanket (7), gibt es keine Angaben.
Derzeit befinden sich die Kinder in der Obhut ihrer Großmutter. Katherine Jackson (79) hatte am Montag vorübergehend die Vormundschaft für die drei Enkel zugesprochen bekommen. Die nächste Gerichtsanhörung ist für den 6. Juli angesetzt. Rowe (50) erwägt nach Angaben ihres Anwalts, das Sorgerecht für die beiden älteren Kinder zu beantragen.
Verkehrschaos vor «Neverland» erwartet
In dem hügeligen Hinterland von Santa Barbara, wo viele Landwirte und Weinbauern leben, rüstete man sich unterdessen auf einen Ansturm von Fans auf Jacksons Neverland Ranch. Per Autokolonne mit 30 Fahrzeugen werde die Leiche des Sängers am Donnerstag von Los Angeles nach Neverland gebracht, brachte tmz.com in Erfahrung. Jackson hatte das Gelände 1988 für 30 Millionen Dollar gekauft und es nach dem Nimmerland seines Märchen-Idols Peter Pan «Neverland» benannt.
Mit einer Fläche von mehr als zehn Quadratkilometern ist das Anwesen etwa fünfmal so groß wie das Fürstentum Monaco. 2006 schloss er Teile der Ranch, zwei Jahre später übertrug er den Landsitz für rund 35 Millionen Dollar einer Investment-Firma, an der er selbst Anteile hielt.
Neverland-Investor Thomas J. Barrack wandte sich am Dienstag an die Einwohner des Bezirks Santa Barbara mit der Bitte, Jacksons Familie, Freunde und Fans mit «Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Toleranz» zu empfangen. Polizei und andere Behörden würden über Vorkehrungen beraten, um den Andrang von Besuchern und das erwartete Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, berichtete die «Los Angeles Times».
Jacksons Geburtsstadt Gary im US-Bundesstaat Indiana hat sich als letzte Ruhestätte für den Sänger angeboten. Bürgermeister Rudy Clay ließ Jacksons Familie wissen, dass er für «Indianas liebsten Sohn und den größten Entertainer aller Zeiten» ein denkwürdiges Begräbnis auf die Beine stellen würde, berichtete der Sender CNN. (dpa)