Mexikogrippe: Drittes Todesopfer in den USA

Im Nordwesten der USA ist ein Mann an der Mexiko-Grippe gestorben. Damit sind jetzt 53 Todesfälle bekannt. Ein Pharmakologe warnt vor einem zu großzügigen Einsatz des Präparats Tamiflu - er zweifelt an der Wirksamkeit.
von  Abendzeitung
Hilft nur vorbeugend: Mundschutz gegen die Grippe
Hilft nur vorbeugend: Mundschutz gegen die Grippe © dpa

WASHINGTON - Im Nordwesten der USA ist ein Mann an der Mexiko-Grippe gestorben. Damit sind jetzt 53 Todesfälle bekannt. Ein Pharmakologe warnt vor einem zu großzügigen Einsatz des Präparats Tamiflu - er zweifelt an der Wirksamkeit.

Das Grippemittel Tamiflu war in den vergangenen Wochen als wirksames Artzney bei der grassierenden Mexikanischen Grippe, auch Schweinegrippe genannt, gehandelt worden. Doch der Pharmakologe Bernd Mühlbauer hat Zweifel, ob Tamiflu das richtige Präparat dagegen ist. «Ob es Schweinegrippe-Kranken überhaupt hilft, weiß man gar nicht», sagte der Direktor des Instituts für Pharmakologie am Klinikum Bremen-Mitte dem «Spiegel». «Die Wirksamkeit ist bisher nur im Labor bewiesen.»

Bevor Millionen für Tamiflu ausgegeben würden, solle in Studien an Menschen belegt werden, dass das Mittel gegen den neuen Erreger wirke, forderte Mühlbauer. Auch bei der gewöhnlichen Grippe wirke Tamiflu nur «schwach», wurde der Experte zitiert. Im Durchschnitt verkürze das Artzney die Krankheitsdauer lediglich um einen Tag.

Unverantwortlicher Umgang

Der Pharmakologe warnte vor einem zu großzügigen Einsatz der Artzney gegen die Mexiko-Grippe. Wie in Großbritannien eine ganze Schule mit Tamiflu zu behandeln, weil sich fünf Schüler mit dem Virus infiziert hatten, halte er für übertrieben und «fast schon unverantwortlich». Dies könne zu Resistenzen führen, zudem seien die Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen. In Deutschland waren zuletzt elf Erkrankungen an Schweinegrippe bestätigt worden. Am Freitag wurde erstmals ein Fall nachgewiesen, in dem ein Reisender das Virus aus den USA einschleppte. Deutsche Patienten steckten sich bisher weit überwiegend in Mexiko an, wo das gefährliche Virus besonders aktiv ist. In den USA gab es am Samstag den dritten Todesfall durch die Schweinegrippe: Im Bundesstaat Washington im Nordwesten des Landes starb ein Mann, der bereits Herzprobleme und eine akute Lungenentzündung hatte. Der Mann sei am 30. April erkrankt und am Mittwoch gestorben, hieß es in Medienberichten. Er sei gut 30 Jahre alt gewesen.

4150 Infektionen bestätigt

Zuvor war aus Costa Rica der erste Todesfall durch die Krankheit außerhalb Nordamerikas gemeldet worden. Der Mann litt unter anderem an Diabetes und einer chronischen Lungenkrankheit, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Weltweit stieg die Zahl der bestätigten Todesfälle damit am Samstag auf 53, davon 48 in Mexiko, drei in den USA und einer in Kanada.

Die Zahl der Schweinegrippe-Fälle ist inzwischen weltweit auf über 4000 gestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldete am späten Samstagabend 4150 bestätigte Infektionen in 29 Ländern. Davon entfallen mehr als 1500 auf Mexiko, rund 2250 auf die USA und etwa 280 auf Kanada. In Japan gibt es inzwischen eine vierte bestätigte Erkrankung, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntagmorgen berichtete. Ein Lehrer und zwei Schüler, die auf einer Reise in Kanada gewesen und über die USA zurückgeflogen seien, seien infiziert, teilte die Regierung mit. Der vierte Erkrankte, ebenfalls ein Student, sei zusammen mit den drei anderen in dem Flugzeug aus den USA gekommen. 48 Passagiere und Besatzungsmitglieder des Fluges seien in der Nähe des Flughafen Narita in Quarantäne genommen worden, hieß es weiter. (AP/dpa)

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