Mein Vater, der Kanzler: Walter Kohl spricht erstmals über seine Familie

Erstmals spricht Walter Kohl über seine Familie und das recht schonungslos. Der Sohn des Altkanzlers lässt in einem Interview auch indirekt erkennen, dass ihn der Freitod seiner Mutter Hannelore im Jahr 2001 ebenfalls an Selbstmord denken ließ.
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Unverkennbar Vater und Sohn, mit allen dazu gehörigen Problemen: Helmut und Walter Kohl 2001 bei der Trauerfeier für Hannelore Kohl.
AP Unverkennbar Vater und Sohn, mit allen dazu gehörigen Problemen: Helmut und Walter Kohl 2001 bei der Trauerfeier für Hannelore Kohl.

Erstmals spricht Walter Kohl über seine Familie und das recht schonungslos. Der Sohn des Altkanzlers lässt in einem Interview auch indirekt erkennen, dass ihn der Freitod seiner Mutter Hannelore im Jahr 2001 ebenfalls an Selbstmord denken ließ.

MÜNCHEN „Ich bin ich. Ich bin Walter Kohl.“ Es dauerte Jahrzehnte, bis der Altkanzler-Sohn soweit war, zu diesem einfachen Sachverhalt „Ja“ zu sagen. Der berühmte Name des übermächtigen Vaters habe ihn lange Zeit „oft fast erdrückt“, sagt der 45-Jährige. Erst heute reagiere er auf viele Erinnerungen nicht mehr mit Wut, sondern gelassener.

Es ist Walter Kohls erstes Interview überhaupt, in dem er sich in der aktuellen Ausgabe der Illustrierten „Bunte“ über seine berühmte Familie äußert. Walter Kohl spricht offen darüber, wie er das Vorgehen seines Vaters bei seiner zweiten Hochzeit vor drei Monaten fand: „Befremdet“ habe es ihn. Der 78-Jährige hatte die Söhne Walter und Peter nicht eingeladen. Walter Kohl: „Erst danach wurde ich über den Vollzug durch ein Dreizeilentelegramm informiert.“

Der Kohl-Sohn lässt in dem Gespräch auch indirekt erkennen, dass ihn der Freitod seiner Mutter Hannelore im Jahr 2001 ebenfalls an Selbstmord denken ließ: „Ich war damals 38 Jahre alt und innerlich aus verschiedenen Gründen an einem Scheidepunkt in meinem Leben angekommen. Ich stand vor einer Entscheidung und wollte nicht ihrem Beispiel folgen.“ In der schwierigen Zeit danach habe er den Philosophen Seneca und das Prinzip der Versöhnung für sich entdeckt, sagt Kohl.

Ausführlich äußert sich der in Asien als Selbstständiger in der Autobranche tätige Kanzlersohn auch über die schwierige Jugend im Hause Kohl. Sie hätten aus Sicherheitsgründen nur unter Polizeiaufsicht spielen dürfen – meistens allein, da Eltern in der Nachbarschaft die Lage als zu gefährlich betrachtet hätten. Auch zur Schule ging es nur mit Polizeischutz. Kohl: „Ich konnte im Alter von zwölf Jahren eine Heckler & Koch-Maschinenpistole, die auf der Rückbank des SEK-Wagens lag, zerlegen und wieder zusammensetzen, ohne dass die Beamten es bemerkten.“ In der Schule sei er wegen der Politik seines Vaters mehrmals zusammengeschlagen worden. Und ein Lehrer habe seinen Vater wegen des damaligen Nato-Doppelbeschlusses gar als „Massenmörder“ – ohne Konsequenzen für diesen.

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