Mehr als 100 Verletzte nach Gas-Unfall
Eigentlich sollte ein Feuer bekämpft werden, doch die Löscharbeiten selbst verursachten das Unglück. «Es kommen immer mehr mit Schwindel und Übelkeit aus den angrenzenden Häusern», berichtete die Feuerwehr.
Bei einem Gasunfall in Mönchengladbach sind am Samstag mehr als 100 Menschen verletzt worden. 50 Wohnhäuser mussten evakuiert werden. Am Mittag hob die Polizei die Sperrung des Gebiets auf. Ein Polizeisprecher teilte mit, dass in einem lackverarbeitenden Betrieb im Ortsteil Güdderath am Morgen ein Brand ausgebrochen sei, woraufhin die Löschanlage aktiviert wurde.
Wegen eines technischen Defekts trat das zum Löschen vorgesehene Kohlendioxid aus dem Gebäude aus. Insgesamt erlitten mindestens 106 Mitarbeiter, Anwohner und Feuerwehrleute Verletzungen, 16 Personen werden stationär behandelt, wie der Sprecher am Mittag berichtete. «Es kommen immer mehr mit Schwindel und Übelkeit aus den angrenzenden Häusern», sagte ein Feuerwehrsprecher. Drei Personen mussten mit Sauerstoff versorgt werden, zu lebensgefährlichen Verletzungen kam es dem Sprecher zufolge aber nicht. Die Bewohner von 50 Häusern mussten vorübergehend ihre Wohnungen verlassen, da die Feuerwehr erhöhte Konzentrationen des Kohlendioxids in den Kellern festgestellt hatte. Das farb- und geruchlose Gas ist schwerer als Sauerstoff und sinkt daher nach unten.
Hubschrauber gegen die gefährliche Wolke
Die Rettungskräfte lüfteten die Räume mit Hochleistungsgebläsen. Die Polizei sperrte den Bereich den Vormittag über in einem Umkreis von zwei Kilometern ab und forderte die Bevölkerung auf, sich nicht im Freien aufzuhalten, Fenster und Türen zu schließen und höhere Stockwerke aufzusuchen. Mit zwei Hubschraubern versuchte die Polizei, eine Wolke aus Kohlendioxid auseinanderzutreiben, die bei Windstille über dem Ort hing. Die Ausfahrt Mönchengladbach-Güdderath der A61 musste vorübergehend gesperrt werden, auch die Regionalbahn von Köln nach Mönchengladbach konnte zwischenzeitlich nicht mehr fahren. Kohlendioxid, auch unter dem aus der Klimadebatte bekannten Namen CO2 bekannt, ist ein geruchloses Gas. Es kommt in der Luft und in vielen Mineralwässern vor. Das Gas ist in geringer Konzentration ungefährlich, wirkt aber ab einem Anteil von vier Prozent in der Atemluft betäubend, bei steigender Konzentration kommt es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Krämpfen, Bewusstlosigkeit und zum Erstickungstod. (AP/dpa/nz)