Maus Couture

Taft und Tüll statt Blümchenkleid: 80 Designer schneidern Minnie zum Geburtstag einen neuen Look. Warum sie und ihr Verlobter Mickey trotzdem keine Chance gegen Donald Duck haben
von  Abendzeitung
Sexiest Mouse Alive: Minnie in voluminöser Abendgarderobe von Paule Ka.
Sexiest Mouse Alive: Minnie in voluminöser Abendgarderobe von Paule Ka. © Walt Disney

Taft und Tüll statt Blümchenkleid: 80 Designer schneidern Minnie zum Geburtstag einen neuen Look. Warum sie und ihr Verlobter Mickey trotzdem keine Chance gegen Donald Duck haben

"Süße Maus sucht...", heißt es in einschlägigen Kontaktanzeigen. Jetzt wissen wir endlich, wer wohl dahinter steckt: Minnie! Dabei fällt sie streng genommen schon in die Kategorie „reif“. Denn sage und zeichne 80 Jahre alt wird die Comicfigur heuer – wie ihr Dauerverlobter Mickey. Der kriegt jetzt richtig was zu kucken: Denn bereits zwei Monate vor den offiziellen Feiern haben 80 Designer (von Christian Lacroix bis Cacharel) seiner Angebeteten 80 neue Looks auf den Leib geschneidert. Ergebnis: Kleider machen Mäuse!

Statt des spießigen Blümchenkleids trägt Minnie nun aufregende Kreationen, die sie eindeutig zur „Sexiest Mouse Alive“ machen. Die Wanderausstellung, vorher in New York und Paris, ist bis zum 15. September im Berliner Kaufhaus „Lafayette“ zu sehen. Kleine Entschädigung für die Münchner: Ab dem 19. September zeigt die Hypo-Kunsthalle „Walt Disneys wunderbare Welt und ihre Wurzeln in der europäischen Kunst“.

Im November 1928 war’s, als seine Schöpfung Mickey das Licht der Leinwand erblickte: Im Kurzfilm „Steamboat Willie“ schipperte die Maus auf der ersten Kindchenschema-Welle direkt in die Herzen der Zuschauer. Grafisch im Prinzip aus vier, fünf Kreisen konstruiert, avancierte sie rasch zum Vorboten der kulturellen Globalisierung, zur ersten Comicfigur, deren Merchandising international funktionierte, und – wie Walt Disney einst selbst meinte – zum „Problemkind“.

Denn als Markenzeichen des Milliardenkonzerns muss sich Mickey stets moralisch einwandfrei gebärden, und erleidet bereits in den 40ern ein Schicksal wie Superman, der heute zwiespältigen Charakteren wie Batman den Luftraum überlassen muss. Entenhausens Batman heißt Donald – und hat als Anti-Held und „Underduck“ Mickey den Rang als Publikumsliebling längst abgewatschelt.

Vielleicht sollte sich Mickey einfach mehr an Minnie orientieren: Die kommt ja neuerdings fast schon verrucht rüber.

Timo Lokoschat

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