Materialmängel: Piloten setzen Air France Ultimatum
PARIS - Piloten verlangen von ihrer Fluggesellschaft eine Reaktion auf den Verdacht, defekte Maschinenteile könnten den Absturz des A330 mit verursacht haben. Sie drohen mit Start-Stopps. Helfer bergen unterdessen immer mehr Leichen.
Bis die externen Geschwindigkeits- und Höhenmesser nicht ersetzt worden sind, sollen sich die Piloten weigern, mit einem Airbus A330 oder A340 zu starten. Dazu ermutigt werden sie von der Air-France-Gewerkschaft "Alter" in einem Memorandum, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt.
Die Gewerkschaft, der rund zwölf Prozent aller Air-France-Piloten angehören, reagierte damit auf Vermutungen über die Absturzursache, wonach die außenliegenden Messinstrumente besonders schnell vereisen und damit anfällig für Fehlfunktionen seien. Wie aus Fehlermeldungen hervorgeht, die beim Wartungszentrum der Air France in den letzten Minuten des Unglücksfluges eingegangen waren, sei genau dies bei dem aktuellen Airbusabsturz der Fall gewesen. «Wir rufen nicht zum Boykott der Flugzeuge auf», sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der dpa am Dienstag in Paris. «Wir wollen aber ein Minimum an Sicherheit durchsetzen.»
Der Flugzeugbauer hatte seine Kunden bereits letztes Jahr auf den Mangel hingewiesen, allerdings reagierte Air France bisher nur zögerlich auf diese Mitteilung: Erst 15 der 40 betroffenen Maschinen wurden bisher mit neuen Sonden bestückt. Wie die französische Fluggesellschaft nun aber versprochen hat, sollen schnellstmöglich alle Flugzeuge mit wenigstens einem neuen Höhen- und Geschwindigkeitsmesser ausgerüstet werden.
Zwei Dutzend Passagiere gefunden
Unterdessen wurden laut Angaben des brasilianischen Militärs weitere Leichen aus dem Meer geborgen. Damit sind über eine Woche nach dem Absturz 24 der 228 verunglückten Passagiere gefunden.
Daneben konnten die Suchmannschaften auch das Seitenleitwerk der Maschine bergen. Wie aus Videoaufnahmen der brasilianischen Luftwaffe hervorgeht, blieb es unversehrt von Brandspuren und wurde damit offenbar in einem Stück vom Rumpf des Flugzeuges abgetrennt. Der US-amerikanische Experte für Flugzeugabstürze William Waldock sagte, dies unterstütze die Vermutungen, wonach der Airbus bereits in der Luft auseinander gebrochen sein soll. Von dem Fund erhofft man sich entscheidende Hinweise bei Klärung der Unfallursache.
Wird der Bergungsort des Seitenleitwerks in die Suche nach den Daten- und Stimmrekordern des Flugzeuges einbezogen, lässt sich außerdem das Areal eingrenzen, in dem die sogenannten Blackboxen sich befinden könnten. Diese werden in Flugzeugen in der Nähe der Leitwerke installiert. (dpa/AP)
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