Marwa-Prozess: Mutter von Alex W. soll aussagen

Marwa-Prozess in Dresden: Larissa W., die Mutter des Angeklagten, hat ein Zeitungsinterview gegeben– nun muss sie auch vor Gericht reden. Mit Journalisten reden, nicht aber mit der Justiz – das gehe nicht zusammen, meinten die Richter.
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DRESDEN - Marwa-Prozess in Dresden: Larissa W., die Mutter des Angeklagten, hat ein Zeitungsinterview gegeben– nun muss sie auch vor Gericht reden. Mit Journalisten reden, nicht aber mit der Justiz – das gehe nicht zusammen, meinten die Richter.

Sie wollte nicht vor Gericht aussagen – und gab dann der „Bild am Sonntag“ ein ausführliches Interview: Larissa W. (55), die Mutter des Angeklagten Alex W. (28) im Dresdner Marwa-Prozess.

Jetzt entschied das Gericht: Obwohl sie die Mutter des mutmaßlichen Mörders ist, wird die Frau als Zeugin geladen. Mit Journalisten reden, nicht aber mit der Justiz – das gehe nicht zusammen, meinten die Richter.

In dem Interview erzählt sie von ihrem Sohn. „Er will nicht mehr leben“, sagt sie. Bei der Festnahme nach der Tat im Gerichtssaal im Juli bat Alex W. einen Beamten, ihn zu erschießen. „In einem Computerspiel kann man zurück auf Null gehen und neu anfangen – im wahren Leben geht das nicht“, zitiert ihn seine Mutter.

Die Familie stammt aus dem Ural, zog 2003 nach Deutschland. Alex W., der Spätaussiedler, wollte nicht mehr Aleksandr heißen. Die Kurzform fand er besser, weil sie „deutscher klingt“.

Im Deutschkurs war er eifrig, er wollte sich assimilieren – sagt zumindest seine Mutter im Interview. W. selbst war über das Gespräch so erbost, dass er gestern zum fünften Verhandlungstag lange nicht aus seiner Zelle geführt werden konnte. „Außer sich“ sei er gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Frank Heinrich, er habe von „Verrat“ gesprochen.

Der Prozess verzögerte sich – mal wieder: Erst vor einer Woche war der Angeklagte im Gerichtssaal ausgerastet. Bis heute schweigt er zu der Tat. Er wolle jetzt zuerst mit seiner Mutter reden, sagte sein Anwalt. Gestern wurden Zeugen vernommen, die den Ursprung des Justizdramas verfolgten – jene Situation, in der Alex W. die Ägypterin Marwa El-Sherbini auf einem Spielplatz als „Terroristin“ beschimpfte. Die Zeugen wollten Marwa helfen, daraufhin beleidigte W. auch sie heftig. Er sei „sofort aggressiv“ geworden. Einer rief schließlich die Polizei.

Jetzt ist Alex W. angeklagt, während der Berufungsverhandlung im Spielplatz-Prozess Marwa erstochen und ihren Mann schwer verletzt zu haben. Die Frau war schwanger, ihr erstes Kind musste die Tat mit ansehen.

rg

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