Maggi-Alarm in Köln
Köln Am frühen Morgen darf’s gerne ein duftender Kaffee sein, eine resche Semmel, Honig – aber Brühwürfel? Igitt. Viele Kölner hatten am Dienstagmorgen aber genau diesen Geruch in der Nase. Um 6.40 Uhr gingen die ersten Anrufe besorgter Bürger bei der Feuerwehr ein: Alarm! Die Stadt riecht nach Maggi!
Der einzige Duft, den Köln bisher höchst erfolgreich in alle Welt exportiert hat, ist der von „4711 Echt Kölnisch Wasser“, das sich Rheinländerinnen schon seit anno 1799 auf die Ohrläppchen tupfen. Was war passiert? War irgendwo ein Maggi-Kochstudio explodiert? Eine Liebstöckel-Plantage in Flammen aufgegangen? Ja, früher hat der Rhein mal sehr gestunken. Aber solchen Ausdünstungen war er bisher unverdächtig.
Die Kölner Feuerwehr bildete eine analytische Task Force. Messfahrzeuge schwärmten aus. Mit Gas-Chromatographen und Massenspektrometern wurden Luftproben analysiert. Hubschrauber stiegen in den Maggi-umwölkten Himmel, um potenzielle Würz-Quellen zu identifizieren.
Derweil riefen die karnevalistisch veranlagten Kölner in den sozialen Netzwerken scherzhaft die „Maggikalypse“ aus. „Warum gibt’s keine Nutella-Kalypse?“, twitterte ein Nutzer. „Besser Köln riecht nach Maggi als Maggi nach Köln“, schrieb ein anderer. „Ist das schwarze Maggi?“ Ein ARD-Brennpunkt wurde gefordert, moderiert von Fernsehkoch Horst Lichter.
Plötzlich meldeten auch Düsseldorf, Leverkusen, Dormagen und Bergisch-Gladbach den üblen Geruch. Auf Google Maps wurde flugs eine „Stinke-Karte“ erstellt und auf YouTube zeigte ein Kölner, wie er Maggi-Pulver vom Balkon in den Wind pustet.
Gegen Mittag hatte die Feuerwehr dann endlich die Ursache für die Geruchsbelästigung gefunden – und das Rätsel gelüftet: In der Nacht zuvor hatte es in einer Chemiefabrik in Neuss rund 30 Kilometer nördlich von Köln gebrannt.
Der betroffene Betrieb stellt Aromen für die Lebensmittelindustrie her. Bei dem Brand seien größere Mengen Soloton ausgetreten – „dieser Stoff ist tatsächlich in Liebstöckel enthalten, auch Maggi-Kraut genannt“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Gesundheitsgefahr habe nicht bestanden, der Geruch sei „nur unangenehm“ und werde sich im Lauf des Tages verziehen.
Liebe Kölner, wir in München kennen das übrigens, wenn eine ganze Stadt nach einem Lebensmittel riecht: Wir nennen es Wiesn!