Männer und ihre Spielzeuge

Männer! Frauen werden sie nie verstehen: die Herren und ihre herrlich schrägen Spielzeuge. Am Grill oder im Baumarkt sind sie hundert Mal glücklicher als in irgendeinem Luxushotel. Sechs AZ-Redakteure schreiben zum Vatertag über ihre heimlichen Lieben Nr. 2 – natürlich nach den Frauen.
von  Abendzeitung

Männer! Frauen werden sie nie verstehen: die Herren und ihre herrlich schrägen Spielzeuge. Am Grill oder im Baumarkt sind sie hundert Mal glücklicher als in irgendeinem Luxushotel. Sechs AZ-Redakteure schreiben zum Vatertag über ihre heimlichen Liebe Nr. 2 – natürlich nach den Frauen.

Werkzeugkasten in der Hosentasche

Mein Lieblingsspielzeug ist das anmutige, etwa fünf Zentimeter lange Wunderding in meiner Hose: ein Messer natürlich, eigentlich ein ganzer Werkzeugkasten – mit Schraubenzieher, Schere, Säge, Feile und vielem mehr. Ein Original Schweizer Armeetaschenmesser eben, das in Sachen Funktionsvielfalt locker jedes Nokia-Handy aussticht.

Ironischerweise ein Geschenk zum Ende meines Zivildienstes, ist es seitdem ein treuer Begleiter, allzeit bereit für die alltäglichen Herausforderungen, die man als Reporter der Münchner Abendzeitung so zu bewältigen hat: Raubtiere in die Flucht schlagen zum Beispiel, Gefängnisgitter durchfeilen, Fische entschuppen, Luftröhrenschnitte setzen . . . Okay okay, im Ernst: Bierflaschen öffnen kann man damit super.

Timo Lokoschat

Mehr als ein Handy

Gut, man kann mit dem Ding auch telefonieren. Aber schließlich kauft man sich ja einen Maserati auch nicht für die Tempo-30-Zone. Was das Besondere am iPhone ist? Es kann einfach alles, wirklich alles. Es kann Mails empfangen, während man im Internet surft, dabei Musik hört und sich gleichzeitig ein You- Tube-Video anschaut. Im Anschluss aktualisiert man am besten seinen Kalender, überprüft das Adressbuch, checkt das Aktiendepot und das Wetter, bevor man sich selbst fotografiert.

Was das alles soll? So etwas kann nur der Besitzer eines gewöhnlichen Handys fragen. Oder eine Frau.

Frank Müller

Klackern der Kugel

Einmal spielten wir die Nacht durch. Im Hobbykeller. Tobias, Alex, Michael, ich. Vier Jungs. Der Kicker war aus Holz, die Figuren aus Kunststoff. Im Keller schwebte Depeche Mode, wir spielten zwei gegen zwei, 15 Tore pro Runde. Und dann wieder von vorne.

Wenn ich heute daran zurückdenke, höre ich wieder das Klackern der Kugel. Das Ploppen, wenn der Ball gegen die Bande prallt. Vermutlich waren wir uns nie so nahe wie in jener Nacht. Vielleicht kann ich deshalb bis heute an keinem Kicker vorbeigehen, ohne nicht wenigstens einen Ball zu spielen. Und an Tobias, Alex, Michael zu denken.

Jan Chaberny

Bohren ist Macht

Es ist völlig sinnlos, diesen Trieb ignorieren zu wollen. Ein Mann muss entweder ein Haus bauen oder zumindest am Haus bauen. Und am Anfang ist immer das Loch. Und vor dem Loch ist das Bohren – also der Schöpfungsakt noch vor dem Anfang. Eine Bohrmaschine muss nicht täglich im Einsatz sein, aber es ist wichtig, dass sie es sein könnte. Denn der Notstand kommt immer unerwartet: Ein Schrank, eine Arche Noah– immer wieder müssen Männer retten.

Und wenn es ganz hart kommt, dann legen wir noch einen kleinen Hebel um: Bohren ist Macht, Schlagbohren Allmacht.

Michael Grill

Meiner heizt mit Kohle, raucht und zieht super durch

Meine Sommerliebe ist klein, schwarz und heiß. Es ist ein Grill, so groß wie ein Fußball, der passt auf jeden Balkon und in jeden Rucksack. Ein Grill to go. Ich erinnere mich noch genau an unser erstes Mal: 2006, Lindwurmstraße, Rückgebäude. Ein lauer Aprilabend, letzte Sonnenstrahlen glänzten auf dem Edelstahldeckel. Die Kohle knisterte, es klang wie ein Schnurren. Flammen züngelten um die bald schwarz verkohlten Roststäbe. Das Fett knackste.

Toll. Grillen ist eben Schmutz und Schmiere. Meiner heizt mit Kohle, raucht und zieht super durch. Ich brauche weder Fön noch Anzünder. Nur Feuer, Fleisch und Bier, die Elemente eines perfekten Sommerabends.

Thomas Gautier

Geballter Sex

iPhone? Gähn. Elektrische Eisenbahn? Schnarch. Premiere- Abo? Dämmer. Nein, was mich hellwach vom Hocker reißt, ist mein Saeco-Vollautomat. Das sanft-brünftige Röhren der Keramikmühle – pure Vorfreude. Das wollüstige Knacken der Arabica-Bohnen – anregendes Vorspiel. Das asthmatische Röcheln des Milchschäumers – pralle Lebenslust.

In short: So ein Ding hat was von geballtem Sex. Latte? Espresso dopio? Kleiner Brauner? Crema? Null problema. Mit dem Ding wird Papa Barista daheim zum King.

Thomas Müller

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