Loveparade-Macher greift Polizei an

Duisburg/Düsseldorf (dpa) - Fünf Wochen nach der Loveparade- Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten geht der Veranstalter in die Offensive.
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Will alle Aufnahmen seiner Überwachungskameras vom Unglückstag ins Internet stellen: Rainer Schaller
dpa Will alle Aufnahmen seiner Überwachungskameras vom Unglückstag ins Internet stellen: Rainer Schaller

Duisburg/Düsseldorf - Duisburg/Düsseldorf (dpa) - Fünf Wochen nach der Loveparade- Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten geht der Veranstalter in die Offensive.

Der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Lopavent, Rainer Schaller, will alle Aufnahmen seiner Überwachungskameras vom Unglückstag ins Internet stellen. Dies solle taktische Fehlleistungen der Polizei dokumentieren, sagte Schaller dem Magazin «Der Spiegel».

Der Aufarbeitung der Katastrophe im Innenausschuss des nordrhein- westfälischen Landtags am 2. September will er aber fernbleiben. «Vertreter meiner Firma werden an der Sitzung teilnehmen», sagte Schaller dem «Spiegel». Vertreter der Polizei reagierten empört.

Dies sei «feige und unerhört», sagte der nordrhein-westfälische Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Frank Richter, laut Mitteilung. Die Verantwortung lasse sich nicht dadurch umgehen, Videomitschnitte ins Internet zu stellen. Mit der Veröffentlichung zeige Schaller nur die Folgen seines Versagens als Veranstalter.

Das Videomaterial umfasst nach Angaben von Schaller die Aufnahmen von sieben Kameras mit einer Laufzeit von mehr als 22 Stunden. Wann die Aufnahmen veröffentlicht werden, ging aus dem Bericht des Nachrichtenmagazins nicht hervor.

«Jeder soll sich selbst ein Bild von den Abläufen machen können», sagte Schaller, der den Einsatz der Polizei bereits zuvor scharf kritisiert hatte. Am Unglückstag habe die Polizei aus unerklärlichen Gründen drei Sperrketten gebildet, als sich vor den Zugängen im West- und Ostteil des Veranstaltungsgeländes ab 15.50 Uhr die Massen stauten: zwei in den Tunneln und eine auf dem unteren Teil der Zugangsrampe. Diese Ketten seien vermutlich die Ursache der Katastrophe gewesen. «Für uns stellt sich die Frage, warum die Polizei dies tat.» Ohne die Polizeikette auf der Rampe würden die Menschen noch leben, behauptete Schaller.

Vertreter der Polizei wiesen die Vorschürfe scharf zurück. Die Beamten hätten teilweise unter Einsatz ihres Lebens versucht, die schlimmsten Folgen der schlampigen Loveparade-Planung zu verhindern, meinte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. In vielen Fernsehberichten sei bereits zu sehen gewesen, dass die Polizisten «förmlich überrannt wurden, als sie den Versuch unternommen hatten, weiteren Zulauf auf das Gelände zu unterbinden».

Der Inspekteur der nordrhein-westfälischen Polizei, Dieter Wehe, sagte laut Pressemitteilung des NRW-Innenministeriums zu Schaller: «Seine Aussagen werden nicht besser, nur weil er sie wiederholt. Der Veranstalter hat die Polizei um Hilfe gebeten, weil sein Sicherheitskonzept zusammengebrochen war. Er hatte zugesagt, die Eingangsschleusen zu schließen. Das ist nicht geschehen.»

ie Polizei werde den nordrhein-westfälischen Landtag und die Öffentlichkeit bei der Sitzung des Innenausschusses weiter über ihre Erkenntnisse zum eigenen Handeln bei der Loveparade informieren, sagte Wehe. «Dabei werden wir die Fakten darlegen. Entscheidend wird das Zusammenwirken von Veranstalter Lopavent, der Stadt Duisburg als Genehmigungs- und Gefahrenabwehrbehörde und der Polizei sein. Gerichte, Angehörige der Opfer und die Öffentlichkeit können danach ihre Bewertung vornehmen», erklärte der Inspekteur.

Auch Duisburgs umstrittener Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hatte sein Kommen zum Innenausschuss zugesagt. Die Ratsfraktionen von SPD, Linken und FDP hatten am Freitag die Abwahl Sauerlands beantragt. Darüber soll bei einer Sondersitzung Mitte September unter allen Mitgliedern, mit Ausnahme von Sauerland, abgestimmt werden. Sauerland gilt vielen als der Hauptverantwortliche der Loveparade-Katastrophe vom 24. Juli. Der Kommunalpolitiker lehnt seit Wochen einen Rücktritt ab und sieht keine persönliche Schuld. dpa

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