Liste für Blackout ohne Strom zu Hause: Was man daheim haben sollte

Unwahrscheinlich sei ein Blackout, sagen die Experten. Und doch bereitet sich die Stadt vor. Die AZ hat eine Beraterin begleitet, die Privatleuten Tipps gibt, wie man sich für den Ernstfall eindecken sollte.
Lutz Bäucker |
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Kerzen auf der Heizung spenden ein bisschen Licht und ein klein wenig Wärme. Aber was sollte man für den Fall der Fälle noch daheim haben?
Kerzen auf der Heizung spenden ein bisschen Licht und ein klein wenig Wärme. Aber was sollte man für den Fall der Fälle noch daheim haben? © IMAGO/Steinach

München - Sandra Kreitner steht in einem Saal in Hohenpeißenberg, mehrere Dutzend Bürger sind da, alle möchten wissen: "Kann es passieren? Was kann ich tun?" Die promovierte Biophysikerin beruhigt: "Keine Panik, die Möglichkeit besteht, ist aber nicht aktuell!" Auf einem Tisch hat sie Wasserflaschen, Dosen, einen Gaskocher, Nudel- und Kartoffelbreipackungen aufgebaut.

Biophysikerin Sandra Kreitner: "Ohne Strom ist alles nichts"

"Denken Sie auch an ein batteriebetriebenes Radio," sagt die 39-Jährige und schaut in konzentrierte Gesichter, "wenn der Strom ausfällt, funktioniert nichts mehr!" Kein Trinkwasser, keine Toilettenspülung, kein Festnetz, kein Internet und kein Handy. "Oooh!", machen die Zuhörer, "auch kein Handy mehr?!" Kreitner nickt: "Ohne Strom ist alles nichts." Eine Erkenntnis, die offensichtlich nicht jedem im Saal klar ist und eine gewisse Unruhe auslöst. "Auch die Heizung funktioniert dann nicht mehr", fährt sie fort, "Ampeln fallen aus, an den Tankstellen kann kein Sprit mehr fließen, Züge bleiben stehen."

Sandra Kreitner gibt Tipps.
Sandra Kreitner gibt Tipps. © Bäucker

Das Szenario eines Blackouts erschreckt, weil viele Menschen Krisen nur aus dem Fernsehen kennen. "Wir haben uns an eine Vollkasko-Mentalität gewöhnt," analysiert Kreitner, "wenn was schief geht, hat's immer irgendjemand repariert, die Feuerwehr, das THW, das Rote Kreuz, einer kommt ja immer."

Landratsamt ist bei für Katastrophen-Schutz zuständig

Zumindest bei lokalen oder regionalen Krisen funktioniert die Katastrophen-Hilfe ziemlich gut. Fällt der Lebenssaft Strom aber total aus, wird es schwierig. Für den Katastrophen-Schutz sind in erster Linie die Landratsämter zuständig.

Im Landkreis München beispielsweise ist gerade ein "Stab für außergewöhnliche Ereignisse" neu eingerichtet worden. Er soll dafür sorgen, dass die Versorgung mit Trinkwasser sicher ist, dass Abwässer und Abfälle entsorgt werden können.

Das Landratsamt hat bereits Satellitentelefone und Funkgeräte beschafft. "Unsere Notstromaggregate reichen allerdings nur für die Versorgung lebenswichtiger Einrichtungen", schreibt das Landratsamt.

In München übernimmt die Branddirektion der Feuerwehr das Katastrophenmanagement

In der Landeshauptstadt selbst laufen die Fäden des Katastrophenmanagements bei der Branddirektion der Feuerwehr zusammen. Feuerwachen und Gerätehäuser sind mit Notstrom versorgt, meldet Axel Rothstein von der Branddirektion. Eine Kraftstoff-Bevorratung zum Betrieb von Einsatzfahrzeugen und Not-Stromaggregaten ist angelegt. Notwendige stromunabhängige Kommunikationsmittel wie Funkgeräte und Satellitentelefone stehen "ausreichend" zur Verfügung.

Bei einem Blackout können auch Notunterkünfte bereitgestellt werden. In puncto Trinkwasserversorgung hat München Glück: Das Wasser fließt in natürlichem Gefälle aus dem Oberland nach München. Auch ein Großteil der Trinkwassergewinnungs- und Transportanlagen benötigt keine elektrische Energie, so dass auch längerfristige Stromausfälle über- brückt werden können.

Gasflaschen, Kocher sind schon ausverkauft

Ihre privaten Bedürfnisse müssen die Bürger dagegen irgendwie selbst organisieren. Ein Blick in die Baumärkte zeigt: Das tun sie bereits. Gasflaschen und Kocher sind im Großraum München praktisch ausverkauft, bei Notstromaggregaten gibt's Lieferschwierigkeiten, auch batteriebetriebene Radiogeräte sind knapp.

"Keine Panik bitte," mahnt Krisen- und Notfall-Managerin Kreitner, "ein Blackout steht nicht vor der Tür. Machen Sie sich besonnen und Schritt für Schritt krisenfit." Die Zuhörer in Hohenpeißenberg nicken, notieren sich die Tipps der Fachfrau, fragen nach, machen sich wohl so ihre Gedanken.

 "Kat-Leuchttürme": Anlaufstellen für Bürger

"Manche lassen dieses Szenario eines Blackouts einfach nicht an sich heran", berichtet Kreitner, "andere verfallen in Aktionismus. Beides ist falsch." Ihrer Einschätzung nach besteht keine aktuelle Gefahr. Doch ihr Rat wird immer stärker nachgefragt, vor allem von Kommunen, aber auch Unternehmen wollen sich krisenfit machen.

"Das Risikobewusstsein", freut sie, "es wird nix mehr verdrängt, die Leute wachen auf und handeln." Auch in München werden sogenannte "Kat-Leuchttürme" eingerichtet, Anlaufstellen für die Bürger, die beim Blackout dort Hilfe erwarten können.

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"Wenn das Handy tot ist, muss eben ein Mensch die Infos, Notrufe, Hilfsersuchen überbringen," skizziert Kreitner das Szenario, "so wie früher!" Fällt der Strom komplett aus, dauert es rund 14 Tage, bis der Normalzustand wieder erreicht wird. Sandra Kreitner ist auf jeden Fall selbst gut vorbereitet: "Wir haben zu Hause sogar ein bisschen mehr Vorräte angelegt als den 14-Tage-Bedarf," sagt sie lächelnd, "ich kenne meine Nachbarn, da kann ich sicher mal aushelfen."

Experten listen auf: Was man zur Sicherheit daheim haben sollte

"Persönliche Basis-Checkliste für Ihre Krisen-Fitness" hat der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft seine Liste genannt, was man pro Person für zehn Tage Blackout vorrätig haben sollte: 

  • 2x Brot (in Dosen, Knäckebrot)
  • 4x Wurst in Dosen oder vegetarische Aufstriche
  • 2x Nudeln (500g) l 1x Reis (500g)
  • 2x Kartoffelpüree-Pulver (350g)
  • 2x Haferflocken (500g), Gries oder Müsli
  • 2x H-Milch
  • 2x Tomatensauce (500g) oder 4x Pesto
  • 2x Sauerkraut (500g) oder anderes vitaminreiches Gemüse
  • 2x Mais (300g)
  • 2x Erbsen (300g)
  • 20 L Wasser

Der Verband rät: Kaufen Sie "Schritt für Schritt" Ihren Basis-Vorrat ein, indem Sie zum Beispiel bei Ihrem Wocheneinkauf immer zwei bis drei Dinge von der Liste mitnehmen. Dieser Basis-Vorrat dient dazu, dass Sie sich selbst versorgen können, wenn bei einem großflächigen Ereignis wie etwa einem langandauernden, überregionalen Stromausfall keine Hilfe von außen möglich wäre.

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