Lippenbekenntnisse

Ohne den „Stylo d’Amour“ fühlen sich viele Frauen nackt. Was verbinden Männer mit roten Mündern? Betrachtungen zum Jubiläum - 125 Jahre Lippenstift. Der Verführer kommt in die Jahre.
von  Abendzeitung
Faszination rote Lippen
Faszination rote Lippen © az

Ohne den „Stylo d’Amour“ fühlen sich viele Frauen nackt. Was verbinden Männer mit roten Mündern? Betrachtungen zum Jubiläum - 125 Jahre Lippenstift. Der Verführer kommt in die Jahre.

Stevie Wimmer (39), Macho-Kultbuchautor:

„Als ich 15 war, 1984, gab es die Mode der ,New Romantic’ und des Italodisco-Stils, und Lippenstifte von Pastell bis Burgunder war eine der Säulen – genauso wie Eurythmics oder Fun Fun. Von den Lippen der Mädchen auf den Mund – oder auch woandershin – geküsst zu werden, war sicher einer der Höhepunkte der Achziger. Leider ist die Ära der vollen, weichen Münder nun vorbei, heute dominieren dünne Lipgloss-beschichtete Meckermünder.“

Thomas Rupprath (31), Vize-Schwimmweltmeister:

„Eine Frau mit roten Lippen kann sehr attraktiv aussehen, küssen würde ich sie ungern. Ich finde den Geschmack komisch und mag’s auch gar nicht, wenn der Stift abfärbt. Ohne küsst sich’s viel schöner. Am häufigsten hab’ ich das im Kindergarten ausprobiert – da hatten die Mädels noch nichts auf den Lippen. Danach bin ich ein braver Junge geworden. Ich habe bis heute nur eine Handvoll Frauen geküsst.“

Ralf Bauer, (41), Schauspieler:

„Als ich 1987 meinen Kussrekord aufstellte, da haben die meisten Frauen überhaupt keinen Lippenstift getragen. Wäre ja gar nicht gegangen. Man stelle sich das vor: 4499 geschminkte Lippen! Ich hätte wohl einen allergischen Schock bekommen - und meine Lippen wären auf Ewig rotbemalt geblieben. Im Ernst: Ich liebe Lippenstift, ich liebe rote Lippen, rote Lippen sind eben zum Küssen da, das stimmt schon. Frauen dürfen sich aber nicht zu stark bemalen, nicht zu grell, nicht zu intensiv - das ist abtörnend. Und bitte, Frauen: Finger weg von Lippenstiften, die Geschmacksstoffe drin haben, die nach Erdbeer oder nach sonst irgendwas riechen. Darauf stand ich mal als Teenie. Aber das ist lange her.“

Stefan Schmortte (46), „Playboy“-Chefredakteur:

„Rote Lippen verbinde ich mit sinnlichen Frauen. Ich habe automatisch ein tolles Vollweib vor Augen. Ein hübsch angemalter Mund ist einfach sexy. Auch, wenn die Frauen uns Männern damit etwas vor machen – das ist wie mit den Push-Up-BH’s. Lippenstift mit Geschmack finde ich ganz fürchterlich. Ich will keine Duftstoffe in meinem Mund haben. Doch das Lippenbemalen ist eine hohe Kunst. Der Lippenstift und seine Besitzerin sind wie eine Palette und ihr Künstler. . . Man kann schöne Bilder damit malen oder ganz hässliche. Das schönste Bild – nämlich einen echten Kussmund – hinterlässt mir meine Frau manchmal auf dem Badezimmerspiegel.“

René Koch (62), Visagist und Lippenstift-Sammler:

"Meine Mutter und ich kleiner Knirps 1948 beim Sonntagsspaziergang. Ihre roten Lippen waren der Hingucker, alle drehten sich um. Seitdem faszinieren mich Lippenstifte und ihre Magie: Wie sie das Gesicht beleben und molligen Frauen eine schmale Taille machen, weil sie vom dicken Po ablenken. Hilde Knef habe ich über Jahre täglich geschminkt. Wenn ich morgens zu ihr kam, lag sie meist noch im Bett. Erst habe ich ihr die falschen Wimpern angeklebt, dann kam der Lippenstift dran. ,Farbe ins Gesicht’, nannte sie das, ,damit ich weiß, wo vorne ist’. Ich selbst nehme farblose Lippenstifte, am liebsten mit Minze-Geschmack. Da werden die Lippen gut durchblutet, wirken praller. Überhaupt sollten Männer mehr Lippenstifte benutzen, sie haben einen hohen Lichtschutzfaktor und schützen vor Krebs.“

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