Lieber Steckerlfisch als Sushi

Am Aschermittwoch gibt’s Fisch. Das ist Tradition, und das ist gut so. Fisch ist gesund. Was weniger gut ist: Es wird leerer im Meer. Welche Delikatessen man trotzdem noch mitgutem Gewissen verspeisen kann
von  Abendzeitung
Fischgenuss: Einige Sorten kann man bedenkenlos essen – verzichten sollte man aber auf Aal, Dorsch und Snapper.
Fischgenuss: Einige Sorten kann man bedenkenlos essen – verzichten sollte man aber auf Aal, Dorsch und Snapper. © vario images

Am Aschermittwoch gibt’s Fisch. Das ist Tradition, und das ist gut so. Fisch ist gesund. Was weniger gut ist: Es wird leerer im Meer. Welche Delikatessen man trotzdem noch mitgutem Gewissen verspeisen kann

Am Aschermittwoch gibt’s Fisch. Das ist Tradition, und das ist gut so. Fisch ist gesund. Was weniger gut ist: Die Fischbestände gehen zur Neige – einige Arten stehen kurz vor der Ausrottung. Die AZ sagt, was man mit gutem Gewissen verzehren kann – und was man besser schwimmen lassen sollte.

Besonders dramatisch ist die Lage beim Thunfisch. Sein Bestand ist um 90 Prozent zurückgegangen: „Die Gattung Roter Thunfisch steht kurz vor der Auslöschung“, warnt Karoline Schacht, Fischerei-Expertin bei der Naturschutzorganisation WWF. Diese Thunfischart wird vor allem als Spezialität für Sushi verwendet.

Aber auch bei den anderen Thunfischarten ist die Lage ähnlich schlecht, ebenso bei Aal, Schwertfisch und Kabeljau. Europaweit sind 88 Prozent der Speisefischbestände ausgebeutet oder überfischt (Weltweit: 80 Prozent). „Die Vorstellung, dass Fisch eine unendliche Ressource ist, ist ein Trugschluss“, sagt Schacht.

Greenpeace rechnet damit, dass es im Jahr 2048 zu einem Kollaps der Fischbestände kommen könnte, wenn sich nichts an unseren Speisegewohnheiten ändert – „Kollaps“ bedeutet zwar nicht, dass es keine Fische mehr geben wird, aber sie wären so selten, dass sich die Fischerei wirtschaftlich nicht mehr lohnt.

Diese Entwicklung hat mehrere Gründe:

Der Fischkonsum Das Hauptproblem: Wir essen zu viel Fisch. Weltweit werden 100 Millionen Tonnen pro Jahr verzehrt, der Durchschnitts-Deutsche isst 15,6 Kilogramm jährlich. Das ist zu viel. „Die Menge an Fisch, die momentan weltweit verspeist wird, bekommen wir nicht aus nachhaltigen Quellen gedeckt“, sagt Schacht. Problematisch ist auch oft die Zucht von Fischen, die mit anderen Fischen gefüttert werden müssen: „Um ein Kilo Lachs zu bekommen, braucht es vier Kilo Wildfisch“, kritisiert Schacht. Laut der Expertin macht es auch keinen Unterschied, ob man Wild- oder Zuchtfisch kauft. „Auch die Zucht ist kein Königsweg aus der Krise. Viele Zuchtfischereien achten nicht auf Nachhaltigkeit.“

Illegale Fischerei Die illegale Fischerei bedroht die Bestände, weil sie die vorgegebenen Fangquoten umgeht und mehr Fische aus dem Wasser zieht, als vorgesehen sind. „Das ist ein sehr einträgliches Geschäft, gerade bei Rotem Thunfisch“, sagt Schacht. „Da müssten die Regierungen mehr kontrollieren.“

Beifang Auch der Beifang dezimiert die Fischbestände. Beim Beifang handelt es sich um Fische, die nicht das Fangziel sind, die aber trotzdem in den Netzen der Fischkutter landen: Fische, die zu klein zum Verkauf sind, Arten, für die die Fischer keine Lizenz haben. Meist werfen sie den Beifang verletzt oder tot zurück ins Meer. Opfer des Fischfangs werden auch Vögel, die sich auf Futtersuche in den Netzen verheddern und ertrinken.

Bleibt die Frage: Sollte man in dieser Situation keinen Fisch mehr essen? Doch – „aber bewusster“, sagt Expertin Schacht. „Man sollte den Fisch als Delikatesse sehen.“ Außerdem könne man bereits beim Einkauf auf die „richtige“ Ware achten: „Schauen Sie in Supermarkt oder Fachgeschäft darauf, dass die Ware aus nachhaltig bewirtschafteten Fischereien kommt.“ Einen guten Anhaltspunkt liefert das MSC-Siegel.

Verzichten sollte man auch auf Fisch, der schon stark dezimiert ist. Die Deutschen essen vor allem Hering, Lachs und Alaska-Seelachs (aus dem auch Fischstäbchen gemacht werden) gern, in Bayern sind Karpfen, Forelle und Makrele (oft als Steckerlfisch verkauft) beliebt. Diese Fische kann man meist sorgenfrei genießen – bedenklicher sind Aal, Dorsch, Snapper und Seezunge.

Kasanobu Serdarov

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