Leih-Hund, Miet-Huhn und Kurzzeit-Kaninchen

München - Täglich frische Eier vom Huhn daheim oder Honig von den eigenen Bienen, das hat schon was – wir wollen inzwischen ja nicht nur wissen, woher unser Essen kommt, sondern auch einen emotionalen Bezug dazu herstellen.
Doch das bedeutet auch Arbeit, und so mancher Naturfreund ist unsicher, ob er dem wirklich gewachsen ist. Ein Trend ist in den USA und Großbritannien schon seit Jahren erfolgreich und kommt nun zu uns: Ein Tier wird nicht gekauft, sondern gemietet – der Hund auf Zeit, das Paten-Huhn, das Kurzzeit-Kaninchen. Der ideale Kompromiss?
Tierschützer kritisieren: Tiere seien keine Ware, die man weiterreicht
In Bayern ist dieser Trend noch nicht so stark verbreitet – die bisher einzige deutsche Hundevermietung gibt es in Niedersachsen: Katrin Rösemeier ist seit 2013 Trendsetter. Sie hat bei Besuchen im Altersheim vor allem alleinstehende, ältere Menschen als Zielgruppe entdeckt. Eine Tierärztin bestärkte sie bei ihren Plänen. Die „Bluebello“-Hunde stammen meist von Besitzern, die sie nicht mehr halten können.
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Zu Rösemeiers Dienstleistung gehören Futter, Urlaubsbetreuung, tierärztliche Pflege und Versicherung. Rund 150 Euro pro Monat kostet das Komplettangebot. Tierschützer sind skeptisch. „Viele Tiere bauen ein Verhältnis zu ihrem Halter auf, und sie gewöhnen sich an einen Ort“, sagt Michael Haitz, der Präsident des Deutschen Verbands der Tierhalter. Sie seien eben keine Ware, die man einfach weiterreichen könne.
Bei Leih-Kaninchen ist es noch etwas anders: Hier geht es um Kaninchenhalter, denen ein Tier gestorben ist und die langfristig mit der Haltung aufhören wollen. In dem Fall können sie ein Leih-Kaninchen aufnehmen und es später wieder zurückgeben. „Wir finden das eine schöne Lösung, damit kein Kaninchen alleine leben muss“, sagt Viola Schillinger von der Notstation „Kaninchenwiese“ in Landsberg am Lech.
„Das Wort Leih-Hund oder Leih-Kaninchen“ wirkt erst einmal befremdlich“, sagt Schillinger. „Wenn man aber das Konzept anschaut, ist es sinnvoll und besser, als ein Kaninchen allein zu halten oder als alter Mensch einen Hund zu halten und dessen Zukunft nicht abzusichern.“
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Nochmal anders läuft es mit Leasing-Hühnern und Miet-Bienen. Sie sollen keine Gefährten sein, sondern ihre Erzeugnisse liefern, und bekommen dafür ein schönes Leben. In Nürnberg beispielsweise betreibt die Naturerlebnisgärtnerei von noris inklusion das Projekt „Rent-A-Huhn“ („Miete ein Huhn“). Dort kann jeder ein Bio-Huhn mieten und bekommt wöchentlich frische Bio-Eier dafür. Man finanziert so artgerechte Tierhaltung und unterstützt Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Ähnliche Konzepte gibt es auch für Schweine und Rinder: Später isst man das Fleisch von einem ausgewählten Tier.
Oder man mietet einen kompletten Stall und muss nur noch füttern
Der norddeutsche Unternehmer Ralf-Wigand Usbeck vermietet dagegen über „Rent a Huhn“ wochenweise gleich komplette Hühnerställe. Wer bei ihm Tiere bestellt, muss ihnen nur noch täglich frisches Wasser und Futter bringen und ab und zu die Streu wechseln. Ebenfalls wenig Arbeit haben Kunden, die zum Beispiel bei „Bee Rent“ oder über lokale Imkervereine Bienen mieten. Der Imker liefert in der Regel das Bienenvolk direkt vor die Haustür, kümmert sich um die Anmeldung bei den Behörden, die Pflege und die Honigernte.
Nach Debatten mit Tierschützern spricht Katrin Rösemeier übrigens nicht mehr von Miet-Hunden, sondern „Partnerhunden auf Zeit“. Sie bleibt aber dabei: „Besser können es Hunde kaum haben: Ältere Menschen haben viel Zeit für sie und stimmen sogar ihr Leben auf sie ab."