Lebensgefahr: Vor diesen Spielsachen, Kleidungsstücken, Autos warnt die EU

München - Ein künstliches Tattoo, das bis zum Rand voller Nickel steckt, ein Rennrad, dessen vordere Gabel zu leicht bricht, ein Suzuki-Motorrad, bei dem die Kette reißt, wenn geschaltet wird - das sind nur drei Beispiele für Produkte, die die europäischen Verbraucherschutzbehörden in der ersten März-Woche aus den Läden holten.
Insgesamt 2.201 Mal schlugen die Fachleute der Mitgliedstaaten im Vorjahr Alarm - eine geringfügige Steigerung im Vergleich zu 2016, als 2.044 Produkte betroffen waren. 354 Meldungen kamen alleine aus Deutschland.
Und wieder betrafen 636 Warnungen (29 Prozent) Kinderspielzeug. Es folgen gefährliche Schwächen bei Fahrzeugen (20 Prozent), Textilien (zwölf Prozent) sowie elektronischen Geräten (sechs Prozent) und Babyartikeln (fünf Prozent).
Mit dem System sollen in der EU Produkt-Infos verbreitet werden
Das Rapex-System der EU (Abkürzung für: Rapid Exchange of Information System; übersetzt: Schnelles Austauschsystem für Informationen) sorgt dafür, dass die Infos über Auffälligkeiten, die in einem Land festgestellt werden, schnellstmöglich auch in allen anderen 31 angeschlossenen Ländern (EU plus Island, Liechtenstein und Norwegen) verfügbar sind. "Dieses System hilft uns, für die Sicherheit unserer Kinder zu sorgen und tödliche Unfälle auf unseren Straßen zu verhindern", sagte Verbraucherschutzkommissarin Vera Jourová gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Brüssel.
Dennoch funktioniert das Warnsystem noch nicht reibungslos. Das Problem: Konsumenten bestellen zunehmend Waren übers Internet, die aus Drittstaaten nach Europa geschickt werden. Auch deshalb verabschiedete die Behörde Anfang März eine Empfehlung, nach der die Mitgliedstaaten stärker gegen illegale Inhalte im Netz - einschließlich gefährlicher Produkte - vorgehen sollen.
Bei 22 Prozent sind gefährliche Chemie-Stoffe enthalten
Besonders gravierend: In den mit Abstand meisten Fällen wurden Waren aus dem Verkehr gezogen, weil es Verletzungsrisiken gab (28 Prozent). Erst Anfang März fiel den Behörden eine Sportjacke für Kinder auf, deren lose Applikationen sogar zu Strangulationen hätten führen können.
22 Prozent der Produkte wiesen zu hohe oder riskante Belastungen durch chemische Stoffe auf, die weit über den in der EU geltenden Grenzwerten lagen.
Von 17 Prozent der gemeldeten Produkte ging Erstickungsgefahr beispielsweise durch Schnüre oder Kleinteile aus. Elektrische Schläge waren bei zehn Prozent der Grund für den Bann. Sechs Prozent der entfernten Waren bargen sogar das Risiko, sich zu entzünden.
Nach wie vor stammen 1.167 (53 Prozent) der gerügten Produkte aus China und Hongkong. Das sei zwar nicht mehr als im Vorjahr, sagte die Kommissarin, allerdings auch nicht weniger. Ganz offensichtlich sind die seit Jahren laufenden Gespräche mit den Herstellern aus Fernost nur begrenzt erfolgreich.
Rapex gibt es seit 2003. Im Falle einer Warnung kann die EU entweder den Verkauf einstellen lassen oder verbieten, einen Rückruf erzwingen oder einen Importstopp durch die Zollbehörden verfügen.
Die wöchentlichen Warnmeldungen des Rapex-Systems können im Internet (auf Englisch) jederzeit eingesehen werden. Auch ein Newsletter für bestimmte Produktbereiche kann bestellt werden: bit.ly