Lawinen-Drama im Berner Oberland: Auch Retter getötet

Innerhalb weniger Minuten gehen im Berner Oberland an der selben Stelle zweimal Schneemassen nieder. Was ein Augenzeuge schildert – und wie er seinen Freund verlor
von  Abendzeitung
Hier ging die Lawine runter
Hier ging die Lawine runter © dpa

BERN - Innerhalb weniger Minuten gehen im Berner Oberland an der selben Stelle zweimal Schneemassen nieder. Was ein Augenzeuge schildert – und wie er seinen Freund verlor

Das sind die Schattenseiten des Bilderbuch-Winters: Bei einem dramatischen Lawinen-Unglück im Berner Oberland sind vier Menschen ums Leben gekommen, mindestens drei werden noch vermisst. Und wieder sind unter den Opfern Retter, die verschüttet wurden, als sie nach einem ersten Lawinenabgang helfen wollten.

Sonntagnachmittag im Gebiet von Chummli im hinteren Diemtigtal. Eine Lawine begräbt einen Skitourengeher unter sich. Die von anderen Skifahrern alarmierte Schweizer Rettungsflugwacht fliegt sofort einen Notfallarzt ein. Doch als er den Verschütteten – nur noch tot – geborgen hat, geht eine weitere Lawine nieder und reißt eine unbekannte Zahl von Menschen mit sich.

Bernhard Scherz vom Skiclub Rubigen, mit einer Gruppe im Unfallgebiet unterwegs, ist Augenzeuge: „Wir sahen den ersten Lawinengang – und wie der Skifahrer aus den Schneemassen ausgegraben wurde.“ Drei aus seiner Gruppe fuhren sogar zur Unglücksstelle ab, um den Arzt zu unterstützen. Doch dann geschieht das Unfassbare.

„Es war schrecklich“, sagt Scherz. „In dem Moment standen viele Leute auf dem Lawinenkegel. Drei von uns waren dabei, um dem Arzt die schweren Koffer zu tragen. Plötzlich kam der Schnee. Als sich die Staubwolke legte war alles nur noch weiß – kein Mensch war mehr zu sehen.“ Die Gruppe von Bernhard Scherz läuft sofort zum Lawinenkegel. Mit Stangen, Ortungsgeräten und eingeflogenen Hunden wird nach den Verschütteten gesucht. Scherz: „Ich war bei der Gruppe, die den Notfallarzt und einen Engländer ausgrub. Die beiden lagen zweieinhalb Meter tief. Es ist furchtbar, wie lange es braucht, so tief zu graben. Wir schaufelten, so schnell wir konnten, aber es dauerte einfach.“

Im Fall des Arztes der Rettungsflugwacht dauerte es zu lange: Der Mann konnte zwar noch wiederbelebt werden, starb aber kurze Zeit später.

Auch zwei Mitglieder des Skiclubs wurden Opfer ihrer Hilfsbereitschaft – sie starben in der Lawine. Scherz zu „20 minuten online“: Einer war ein sehr guter Freund von mit. Es triff mich tief.“

Fast zur gleichen Zeit verunglückten zwei deutsche Snowboarder in Vorarlberg tödlich. Sie waren im nicht markierten Gelände unterwegs. mh

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