Laserstrahlen, Mossad und Chemtrails

Einzeltäter? Lieber dunkle Mächte! AZ-Vize Timo Lokoschat über die Verschwörungstheorien um den Absturz von Flug 4U9225.
Timo Lokoschat |
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Schauplatz einer Verschwörung. Glauben manche.
Schauplatz einer Verschwörung. Glauben manche.

Einzeltäter? Lieber dunkle Mächte! AZ-Vize Timo Lokoschat über die Verschwörungstheorien rund um den Absturz von Flug 4U9225.

Wer als Journalisten auf Twitter unterwegs und ansprechbar ist, darf sich einiges anhören. Unter anderem alternative Erklärungsmodelle zum Absturz von Flug 4U 9525, die von der „Lügenpresse“ unterdrückt würden. Ein bekannter Blogger, der die „Demokratie stärken“ will, fabuliert da etwa über einen islamistischen Hintergrund: Andreas L. sei während seiner Ausbildung in Bremen zum Islam konvertiert. Die Hansestadt gelte ja als Dschihadisten-Hochburg. Beweise: keine.

Ein anderer kommt zu einer gegensätzlichen Gewissheit: L. sei eindeutig ein jüdischer Nachname und das Ganze ein Racheakt des israelischen Geheimdienstes Mossad an den Deutschen. Beweise: keine.

Populär war am Sonntag auch die These, dass die amerikanischen Streitkräfte mit einem „Flüssiglaser“ die Maschine versehentlich vom Himmel geholt und danach alles vertuscht haben. Beweise: keine.

Und auch ein Klassiker der Verschwörungstheorien darf nicht fehlen: So genannte „Chemtrails“, von Flugzeugen ausgebrachte Chemikalien, die unter anderem die Zeugungsfähigkeit der Bevölkerung reduzieren sollen, haben den Co-Piloten vergiftet. Beweise: keine.

Die vier Beispiele zeigen, was uns in den kommenden Jahren erwartet: Wie bei 9/11 wird eine regelrechte Industrie entstehen, die den Zweifel an den Geschehnissen des 24. März 2015 vermarktet – gerne auch in Buchform. Manchen Verlagen ist keine These zu krude.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Ermittlungen müssen weitergeführt und auch von den Medien weiter beobachtet werden, sie werden Monate, wenn nicht Jahre dauern, und abgeschlossen ist noch überhaupt nichts; auch die Frage, ob die Lufthansa Versäumnisse begangen hat, ist offen.

Die Beweislage gegen den Co-Piloten kann nach jetzigem Ermittlungsstand jedoch als erdrückend bezeichnet werden. Warum, legen wir auf dieser und der nächsten Seite detailliert dar (Printausgabe der AZ).

Dass ein Einzeltäter dennoch Zweifel weckt, ist nicht neu in der Geschichte und vor allem menschlich: dunkle Mächte, außer Kontrolle geratene Geheimdienste, „das System“, wenigstens ein technischer Fehler als Ursache ist für viele einfacher zu akzeptieren als die so erschütternde wie unspektakuläre Wahrheit: dass 150 Menschenleben durch ein im medizinischen Sinne des Wortes krankes Individuum ausgelöscht worden sind.

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