Landesweite Gedenkminute für die Opfer: Winnenden schweigt

Mit einer Schweigeminute in ganz Baden-Württemberg ist am Mittwoch der Opfer des Amoklaufs gedacht worden. Um 10 Uhr erinnerten die Menschen an die insgesamt 16 Toten von Winnenden und Waiblingen.
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Schweigeminute in Winnenden: Vor der Albertville-Realschule gedenken Rotkreuz-Helfer zusammen mit Angehörigen den Opfern.
dpa Schweigeminute in Winnenden: Vor der Albertville-Realschule gedenken Rotkreuz-Helfer zusammen mit Angehörigen den Opfern.

WINNENDEN - Mit einer Schweigeminute in ganz Baden-Württemberg ist am Mittwoch der Opfer des Amoklaufs gedacht worden. Um 10 Uhr erinnerten die Menschen an die insgesamt 16 Toten von Winnenden und Waiblingen.

Beim Autobauer Daimler standen die Bänder still. Der Südwestrundfunk unterbrach sein Programm. Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) beklagte die moralische Verwahrlosung: Er sagte, es sei „nicht nur das unmittelbare Tatgeschehen allein, das uns erschreckt“. Da seien auch Reaktionen in Internetchats, die ein erschreckendes Maß an Verrohung offenbarten.

In einem Interview mit dem Magazin „Stern“ sprach jetzt erstmals Igor Wolf, die Geisel des Amokläufers, über seine knapp zweistündige Irrfahrt mit Tim Kretschmer. Der 17-Jährige war zu Wolf ins Auto gestiegen, nachdem er bereits zwölf Menschen getötet hatte. Offensichtlich hat der Familienvater bei der Fahrt ein noch größeres Blutbad verhindert. Der Amokläufer habe ihn gefragt: „Meinst du, wir finden noch eine andere Schule?“ Geistesgegenwärtig wechselte Wolf das Thema.

Während der Fahrt habe Kretschmer mit der Waffe in der rechten Hand auf ihn gezielt und mit der linken Hand seine Ersatzmagazine nachgefüllt. Wolf versuchte den Jungen immer wieder zu beschwichtigen. „Warum machst du so einen Scheiß“, fragte er ihn. „Ganz laut hat er geantwortet: ,Aus Spaß, weil es Spaß macht’.“

"Ich bin froh, dass er tot ist"

Die Eltern eines Opfers machten Tims Vater unterdessen mitverantwortlich für das Verbrechen. „Wie kann der einfach eine Waffe im Schlafzimmer herumliegen lassen“, sagte Gerd M. in der Illustrierten „Bunte“. Er ist Vater der erschossenen Referendarin Nina M. Auf die Frage, ob er den Täter hasse, antwortete er: „Ich persönlich kann ihn nicht hassen. Ich bin aber froh, dass er tot ist. Denn ich wüsste nicht, was ich täte, wenn er noch am Leben wäre.“

Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen die Angehörigen der Opfer persönlich treffen. Nach der zentralen Trauerfeier an diesem Samstag, bei der bis zu 100000 Teilnehmer erwartet werden, werde es Zeit für direkte Gespräche geben, kündigte Staatssekretär Hubert Wicker gestern in Winnenden an.

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