Lahme Behörden
Der Darmkeim hat bisher 21 Menschen getötet, Hunderte erkranken lassen – aber auch eklatante Schwächen in der Krisenbewältigung des deutschen Gesundheitssystems aufgedeckt.
Das Bundesgesundheitsministerium, das Bundesverbraucherministerium, die Gesundheitsämter in den Ländern, die Landesregierungen, nachgeordnete Institute wie das Robert-Koch-Institut und das Bundesinstitut für Risikobewertung – jede Behörde gab ihren Senf dazu. Dass sie nicht mit einer Zunge sprechen – mal alle Gurken verdammen, mal nur die spanischen – liegt auf der Hand.
Das Schlimmste aber ist, dass dieser Kompetenzwirrwarr eine wichtige Waffe im Kampf gegen alle Seuchen-Erreger stumpf macht: Die Schnelligkeit.
Zwischen dem Auftreten der ersten EHEC-Erkrankung und dem ersten Verdacht, rohes Gemüse könne die Quelle für die Killer-Keime sein, vergingen drei Wochen. Wochen, in denen sich der EHEC-Keim ungehindert verbreiten konnte. Wochen auch, in denen wahrscheinlich alle belasteten Chargen des Verursachers – Gurken? Tomaten? Salat? Sprossen? Oder doch etwas ganz anderes? – längst verkauft und gegessen waren.
Man wagt gar nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn eine noch gefährlichere Seuche grassieren würde. Eine, die, weil sie sich auch von Mensch zu Mensch verbreitet, noch ganz anders wütet. Würden dann Not-Maßnahmen auch zu lange zwischen Aktendeckeln schlummern?
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